Bilanz von Bischof Marx zum Kirchentag

Die Debatte um sexuellen Missbrauch sei bei dem Christentreffen ein wichtiges Thema gewesen - «aber bei weitem nicht das einzige», so Marx. Das Interview führten Karsten Frerichs
(epd) und Thomas Winkel (KNA).

epd/KNA: Herr Erzbischof, wer oder was hat Sie beim Ökumenischen Kirchentag besonders beeindruckt?
Reinhard Marx: Die Freude, die vom Ökumenischen Kirchentag hier in München ausgeht. Zigtausende von Christen, junge und alte, haben ein starkes Zeichen in die Gesellschaft hineingesandt: Wir stehen zu Jesus Christus, wir wollen diese Welt gestalten, sie besser machen. Die Menschen haben gebetet, Gottesdienste gefeiert, kritisch diskutiert. Das macht mir Hoffnung.

epd/KNA: Ein großes Thema war die aktuelle Debatte um sexuellen Missbrauch. Wurde offen und ehrlich darüber diskutiert?
Marx: Das Thema bewegt alle, und in den dazu neu ins Programm aufgenommenen Veranstaltungen wurde offen, kritisch und fair darüber gesprochen, soweit ich höre. Ich habe den Eindruck, die Menschen erkennen an, dass wir bei diesem Thema auf Aufklärung und Aufarbeitung setzen. Auch die Bundeskanzlerin hat bei ihrem Auftritt am Freitag gewürdigt, dass sich die katholische Kirche dem Thema Missbrauch stellt. Die Debatte um den sexuellen Missbrauch war ein wichtiges Thema beim Ökumenischen Kirchentag, aber bei weitem nicht das einzige.

epd/KNA: Sehen Sie durch den Kirchentag Fortschritte im Miteinander der Konfessionen?
Marx: Zehntausende von katholischen, evangelischen und orthodoxen Christen haben fünf Tage lang gemeinsam den Glauben an Jesus Christus bezeugt. Vor allem hat mich gefreut, dass das Gebet und das geistliche Element tragende Säulen des ÖKT waren.

epd/KNA: Wann und wo gibt es einen 3. Ökumenischen Kirchentag?
Marx: Der 2. Ökumenische Kirchentag geht jetzt zu Ende. Danach werden wir uns zusammensetzen und gründlich miteinander über diesen Kirchentag sprechen. Danach sehen wir weiter.