Kirchentag beginnt mit buntem Straßenfest in der Münchner City

Bio-Bratwurst, Blasmusik und Budenzauber

Mit einem Straßenfest in der Münchner Innenstadt haben zehntausende Menschen den 2. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) eröffnet. Nach dem Auftaktgottesdienst mit viel politischer und kirchlicher Prominenz ging es beim Abend der Begegnung fröhlich und bunt zu.

Autor/in:
Julia Grimminger und Volker Hasenauer
 (DR)

An dreizehn Bühnen gab es Musik, Theater und Kleinkunst. In Zelten und Aktionsständen präsentierten sich zahlreiche kirchliche Gemeinden und Organisationen. Viele ließen sich Leberkäs, Brezn und Reiberdatschi schmecken. Und: Entgegen aller schlechten Vorhersagen hielt das Wetter.

«You know, who I am?» fragt Horst Köhler den jungen Südafrikaner. «Yes, you are the German Zuma.» Da lacht der Bundespräsident. Und nimmt am Stand des katholischen Hilfswerks missio gerne die Mütze vom «Club der guten Hoffnung» entgegen. Dann Scherze über die bevorstehende WM. Eine Stunde badete Köhler am Abend in der Menge, schüttelte viele Hände. «Wir haben eine Zuversicht, weil wir einen Glauben haben. Und diese Grundzuversicht tut mir als Bundespräsident ganz gut.»

Musik überall
Vor der größten Aktionsbühne auf dem Marienplatz gab es zu Bigband-Klängen kaum noch ein Durchkommen. Selbst Musizieren war beim Stand der Behinderteneinrichtung Herzogsägmühle angesagt: «Wir stellen gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen Musikinstrumente wie Trommeln oder Rasseln her. Und die kommen heute Abend zum Einsatz», verriet Barbara Scherdi. Dutzende machten beim großen Trommelkreis-Happening mit.

Das weitgefächerte Programm des Kirchentags - bis Sonntag gibt es fast 3.000 Veranstaltungen - wurde bereits am Eröffnungsabend deutlich: Konservative Gruppen etwa protestierten mit drastischen Fotografien gegen Abtreibung; eine baptistische Freikirche baute ein aufblasbares Gotteshaus in der Fußgängerzone am Karlsplatz auf, die zwei tiefverschleierte muslimische Frauen interessiert begutachteten.

Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt
Kulinarisch und musikalisch zeigte sich zwischen Isartor und Odeonsplatz Bayern von seiner fränkischen Seite. Besonders Bio-Bratwurst und «Saure Zipfeln», in einem Sud aus Essig und Zwiebeln gekochte Würste, erfreuten sich großer Beliebtheit. Dazu reichten evangelische und katholische Kirchengemeinden und Initiativen Käsekuchen, Schmalzgebäck oder Bamberger «Hörnla» - eine Art fränkisches Croissant.

Blasmusik und Budenzauber lassen Volksfeststimmung aufkommen - und auch das Herz zum Umhängen aus original Nürnberger Lebkuchen fehlte nicht: statt «I love you» allerdings mit «ÖKT 2010»-Schriftzug, gerne kombiniert mit dem inoffiziellen Erkennungsmerkmal der ÖKT-Teilnehmer, dem orangen Schal. Weil der Abend der Begegnung offiziell alkoholfrei blieb, wichen einige später dann in eine der zahlreichen Kneipen aus.

Große Kerzenlichterkette
Einen ruhigeren Platz suchte sich Christa Prüßner mit ihren beiden jungen Töchtern. An einen Baumstamm gelehnt hörte sie einer oberbayrischen Langzeitarbeitslosen-Jazzband auf der Bühne im Marienhof zu. «Ich bin vor allem wegen der Gemeinschaftsatmosphäre hier. Mal sehen, ob der Funke auch auf die Kinder überspringt.»

Zum Ende des ÖKT-Eröffnungsabends wollten mehrere Tausend Personen auf dem Altstadtring eine große Kerzen-Lichterkette bilden. Nach einem gemeinsamen Vaterunser sollte von allen Bühnen ein Abendsegen gesprochen werden. Der 2. Ökumenische Kirchentag - sieben Jahre nach der Premiere von Berlin - hat mit einem lebendigen und zuletzt meditativ-ruhigen Abend begonnen.