In München beginnt der 2. Ökumenischer Kirchentag - Sexualmoral und Zölibat in der Diskussion

"Damit ihr Hoffnung habt"

Debatten zum Missbrauchsskandal und Sorgen über den Stand des Dialogs zwischen den christlichen Kirchen begleiten den Auftakt des 2. Ökumenischen Kirchentags in München. Dazu werden mehr als 100.000 Dauerteilnehmer erwartet. Von dem Großereignis unter dem Leitwort "Damit ihr Hoffnung habt" versprechen sich die Veranstalter einen starken Impuls für das Miteinander der christlichen Kirchen.

 (DR)

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, forderte eine «Erneuerung» und eine neue Debatte über die kirchliche Sexualmoral. Glück sagte: «Wir müssen uns offen damit auseinandersetzen, dass zum Beispiel in der Frage der Verhütung 90 Prozent der Katholiken aus Verantwortung anders handeln, als die kirchliche Lehre ist.» Der höchste Vertreter der Laienkatholiken forderte ein Ende des Pflichtzölibats und bezeichnete die Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Augsburger Bischof Walter Mixa als eine «schwere zusätzliche Belastung». Glück räumte eine «Stagnation» im theologischen Dialog zwischen Katholiken und Protestanten ein. «Es gab auf beiden Seiten Vorfälle, die das Verhältnis belastet haben.» Es wäre aber «ein großer Fehler, die Ökumene etwa auf Fragen wie das gemeinsame Abendmahl zu begrenzen».

Fehlendes gemeinsames Abendmahl
Mit Blick auf den Stand der Ökumene sprach auch der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, von einer Stagnation. Schneider beklagte sich über ein fehlendes gemeinsames Abendmahl zwischen Katholiken und Protestanten in München: «Es schmerzt auch mich, dass sich im Moment keine schnellen Lösungen abzeichnen.» Der EKD-Ratsvorsitzende hegte die «Hoffnung, dass vom ökumenischen Kirchentag Impulse ausgehen, die uns aus allen scheinbaren Sackgassen führen». Derzeit herrsche ein «Gefühl der Stagnation». Allerdings sei es übertrieben, gleich von einer ökumenischen Eiszeit zu sprechen.

Die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, sieht die Ökumene hingegen nach den Skandalen um sexuellen Missbrauch von Minderjährigen gestärkt. Die Vertreter der Kirchen hätten in den vergangenen Monaten viel miteinander gesprochen. Dies habe mehr Vertrauen geschaffen. Göring-Eckardt sprach von einem wichtigen Schritt für die Ökumene. Trotz der schwierigen Themen erwarte sie auch ein «Aufatmen» auf dem Treffen.

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hoffte, dass nicht der gesamte Kirchentag vom Missbrauchsskandal überschattet werden wird. Es sei wichtig, im Blick zu behalten, dass dies nicht das ganze Leben der Kirche sei.

Eröffnungsgottesdienst um 17.30 Uhr
Der Kirchentag beginnt am Mittwoch mit einem zentralen Eröffnungsgottesdienst um 17.30 Uhr auf der Münchner Theresienwiese. Neben zehntausenden Gläubigen wird auch Bundespräsident Horst Köhler erwartet. Die Veranstaltung steht unter dem Motto «Damit ihr Hoffnung habt».