EKD-Bevollmächtigter Felmberg verliert Amt

Sein Privatleben stand der Amtsführung im Weg

Der EKD-Bevollmächtige beim Bund und der EU, Bernhard Felmberg, räumt seinen Posten. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) muss nun kurz vor der Bundestagswahl einen neuen Lobbyisten suchen.

Prälat Felmberg (KNA)
Prälat Felmberg / ( KNA )

Wechsel nach nur vier Jahren: Der Berliner Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bernhard Felmberg, scheidet aus dem Amt. Seit März ermittelten Kirchenjuristen in einem internen Disziplinarverfahren wegen des Vorwurfs, der Prälat habe Affären zu Mitarbeiterinnen der Kirche unterhalten. Jetzt hat der Rat der EKD beschlossen, dass Felmberg seinen Posten räumen wird. Die Entscheidung sei "in gegenseitigem Einvernehmen" erfolgt, hieß es. Felmberg werde in den Wartestand versetzt, bis er "angemessene neue Aufgaben im Raum der evangelischen Kirche" übernehme.

Seit Mitte April ließ Felmberg das Amt als Vertreter der EKD beim Bund und der EU bereits ruhen. Die Geschäfte wurden von seinem Stellvertreter, dem Juristen Stephan Iro, geleitet. Nun hat der Rat ein Verfahren zur Neubesetzung des Postens eingeleitet.

Der Vorgang zeigt, dass in der evangelischen Kirche Privates und Berufliches nicht zu trennen sind. Für Pfarrer gelten als Vorbild hohe Maßstäbe für die private Lebensführung, für Repräsentanten in herausgehobener Position besonders. Felmberg ist verheiratet, lebt nach Angaben der EKD aber von seiner Frau getrennt.

Steile Karriere

Der 47-Jährige hatte eine steile Karriere hingelegt. Der in einem West-Berliner Pfarrhaus aufgewachsene Felmberg studierte in Berlin und Erlangen Theologie. Nach dem Vikariat promovierte er über die Ablasstheologie des Luther-Kontrahenten Kardinal Cajetan. 2000 wurde Felmberg zum Pfarrer im Ehrenamt in der Berlin-Brandenburger Landeskirche ordiniert und widmete sich mangels fester Pfarrstelle zunächst der Wissenschaft. Noch im selben Jahr gab er seine Tätigkeit am Lehrstuhl für Kirchengeschichte wieder auf und wurde Bundesgeschäftsführer des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU.

Zwei Jahre später holte ihn die Landeskirche zurück. Als Oberkonsistorialrat wurde Felmberg Abteilungsleiter für die Aus-, Fort und Weiterbildung des Theologen-Nachwuchses der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. 2009 schließlich berief ihn die EKD zum Bevollmächtigten bei Bundesregierung, Bundestag und Europäischer Union, ein Amt, das von langjährigen Beziehungen und dem dabei erarbeiteten Vertrauen lebt. Seit Schaffung dieses Amtes im Jahr 1949 war Felmberg erst der fünfte Amtsträger.

Kirchendiplomat mit wichtiger Aufgabe

Aufgabe des Bevollmächtigten ist es, die Interessen der evangelischen Kirche in der Politik zu vertreten und umgekehrt die Kollegen im Kirchenamt über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Die Palette der Themen des Kirchendiplomaten ist breit: Sozial- und Entwicklungspolitik, Umgang mit Flüchtlingen, Rüstung, Bioethik und nicht zuletzt Gesetze, die die Finanzierung kirchlicher Arbeit betreffen. Daneben ist der Bevollmächtigte auch Seelsorger für politische Mandats- und Amtsträger. Regelmäßig bietet er Andachten im Bundestag und Gottesdienste in der Französischen Friedrichstadtkirche an, auf die er vom Büro am Berliner Gendarmenmarkt besten Blick hat.

Mit klaren Ansagen und scheinbar nie getrübter Fröhlichkeit war Felmberg als Gesprächspartner geschätzt. Und auch sein Hobby - derFußball - war oft präsent. Maßgeblich sorgte er für die 2006 eingeweihte Kapelle im Berliner Olympiastadion. 2010 wurde Felmberg auch Sportbeauftragter der EKD. Beim traditionellen Johannisempfang der EKD im Juni 2012, der auf den Tag des EM-Halbfinales zwischen Deutschland und Italien fiel, durfte die Leinwand mit der Live-Übertragung nicht fehlen. Deutschland unterlag 2:1 und schied aus. Diesen Rückschlag nahm Felmberg damals gelassen.


Quelle:
epd