Pfarrer erfreut über Abschaffung der Todesstrafe in Virginia

"Der Maschinerie des Todes ein Ende bereiten“

Der US-Bundesstaat Virginia schafft die Todesstrafe ab. Pfarrer Matthias Leineweber von der Gemeinschaft Sant’Egidio sieht darin einen Etappensieg für eine menschlichere Zukunft in den USA. Er hofft diesbezüglich auch auf Präsident Joe Biden. 

Knoten in einem Seil / © UMB-O (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie froh sind Sie über diesen Schritt?

Pfarrer Matthias Leineweber (Gemeinschaft Sant'Egidio): Sie können sich vorstellen, dass wir sehr glücklich sind. Gerade weil mit Virginia ein Staat die Todesstrafe abschafft, der eine traurige Bilanz aufweist. In den letzten vier Jahrhunderten gab es dort die meisten Hinrichtungen der USA. Daher ist das ein unheimlich wichtiges Signal für die Zukunft.

DOMRADIO.DE: Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat als Verfechter der Todesstrafe kurz vor seinem Amtsende noch eine ganze Reihe Urteile vollstrecken lassen. Der neue Präsident Joe Biden ist klar gegen die Todesstrafe. Was für eine Rolle spielt das?

Leineweber: Das ist ein ganz wichtiger Richtungswechsel. Man muss immer bedenken: Joe Biden ist Katholik. Und auch die katholische Kirche hat in den letzten Jahren nochmal einen Wandel vollzogen, auch in den Verläufen der letzten Pontifikate von Johannes Paul II. über Benedikt XVI. bis Papst Franziskus. Letzterer hat vor ein paar Jahren ja auch nochmal den Katechismus geändert und die Todesstrafe für unzulässig erklärt.

DOMRADIO.DE: Die Mehrheit der US-Bundesstaaten hält noch an der Todesstrafe fest. Lässt sich dennoch einen Trend ausmachen, dass die Todesstrafe immer mehr als unmenschlich, uneffektiv und unzeitgemäß gilt?

Leineweber: Ja. Auch unter Trump hat sich in der öffentlichen Meinung eine sehr deutliche Veränderung hin zur Ablehnung der Todesstrafe gezeigt. Unsere Gemeinschaft ist seit fast 25 Jahren mit vielen anderen Verbänden in den USA im Einsatz gegen die Todesstrafe. In den letzten sechs Jahren haben sechs Bundesstaaten die Todesstrafe abgeschafft. Wir hoffen, dass es so weitergeht.

DOMRADIO.DE: Ist Virginia also ein wichtiger Etappensieg?

Leineweber: Die Vereinigten Staaten haben eine große Vorbildfunktion, besonders auch für Afrika. Da sind solche Signale sehr wichtig. Gerade weil in den letzten Jahren mehrere afrikanische Länder die Todesstrafe abgeschafft haben. Da sind wir von Sant´Egidio auch sehr engagiert. Wir hoffen, dass sich das dort auch positiv auswirkt.

DOMRADIO.DE: Wagen Sie eine Prognose? Wann ist in den USA die Todesstrafe komplett Geschichte?

Leineweber: Ich hoffe jetzt erst mal, dass Joe Biden die Ankündigung auch umsetzen kann, auf Bundesebene die Todesstrafe abzuschaffen. In einem Jahr, in dem so viele Menschen gerade in den Vereinigten Staaten an der Pandemie gestorben sind, auch noch so viele Todesstrafen zu vollstrecken, hat wirklich weh getan. Mein Herz hat da richtig geblutet. Auch weil wir uns für einige persönlich eingesetzt haben: Für eine Frau, die zum Beispiel psychisch sehr belastet war und eine schwierige Geschichte hatte.

Wir hoffen also, dass es so weitergeht. Je mehr Bundesstaaten die Todesstrafe abschaffen, desto größer wird der Druck auf die anderen. Das ist unsere große Hoffnung.

Das Interview führte Hilde Regeniter


Quelle:
DR