SOS-Kinderdorf: Traurige Bilanz zu Welttag soziale Gerechtigkeit

Erschreckende Diskrepanz

​Zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit an diesem Donnerstag ziehen die SOS-Kinderdörfer eine ernüchternde Bilanz. Millionen Kinder würden beim Thema Chancengleichheit und Fairness benachteiligt.

Kinderarmut / © Christian Charisius (dpa)
Kinderarmut / © Christian Charisius ( dpa )

Die Diskrepanz zwischen den Ansprüchen der UN-Kinderrechtskonvention und deren Verwirklichung sei erschreckend, erklärte die Hilfsorganisation am Dienstag in München. Millionen Kinder weltweit würden nach wie vor drastisch benachteiligt und diskriminiert. "Die Welt, die wir heute für unsere Kinder bereithalten, gleicht einem Roulettespiel", sagte der Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, Louay Yassin. "Denn wo und in welche Verhältnisse hinein ein Kind geboren wird, entscheidet darüber, wie lange es lebt, ob es gesund aufwachsen kann und ob es eine echte Chance erhält."

Bildung und gleiche Chancen für Mädchen

Im einzelnen beklagt die Organisation große Defizite bei den Themen Säuglingssterblichkeit, Bildung sowie gleiche Chancen für Mädchen. Zudem wachsen 415 Millionen Jungen und Mädchen im Krieg auf, allein 2018 seien in Kriegen und Konflikten über 12.000 Kinder getötet worden, beklagte SOS-Kinderdörfer.

In Afghanistan sterbe jedes zehnte Kleinkind bereits vor seinem ersten Geburtstag, in Somalia jedes elfte Kind, in der Zentralafrikanischen Republik etwa jedes zwölfte, hieß es. Dabei könnte 80 Prozent der Kinder geholfen werden, so die Organisation. Von dem Ziel der internationalen Gemeinschaft, bis 2030 das Überleben der Kleinsten weltweit zu sichern, sei man "noch viel zu weit entfernt".

Kinder überproportional betroffen

Weltweit jedem fünften Kind werde die Chance auf Schulbildung verwehrt, im vergangenen Jahr waren dies 258 Millionen Jungen und Mädchen. Damit werde die Ungleichheit über Generationen weiter zementiert, warnt SOS-Kinderdörfer. Zwar sei die Zahl der Menschen in extremer Armut seit 1990 von 36 Prozent auf unter 10 Prozent gesunken, doch seien Kinder überproportional betroffen: Sie machen nur ein Drittel der Weltbevölkerung aus, aber die Hälfte der Menschen in extremer Armut.

Auch sei eine Chancengleichheit zwischen Mädchen und Jungen trotz großer Fortschritte in weiter Ferne. 650 Millionen der aktuellen weiblichen Generation seien zwangsverheiratet, mehr als 200 Millionen lebten mit den Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung. Trotz rückläufiger Zahlen werde das grausame Ritual in mindestens 30 Ländern in großem Umfang praktiziert. Mädchen haben zudem häufig eine schlechtere Schul- und Ausbildung, junge Frauen ein niedrigeres Gehalt, so SOS-Kinderdörfer.


Quelle:
KNA