Menschenrechtler kritisiert Nobelpreisvergabe an Peter Handke

"Skandalös"

Kritik an der Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke: Die Entscheidung des Nobel-Komitees für den "Leugner schwerster Kriegsverbrechen Serbiens" sei "eine Verhöhnung der Opfer von Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

Peter Handke / © Anders Wiklund (dpa)
Peter Handke / © Anders Wiklund ( dpa )

Das erklärte der Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Edgar Lamm, in Frankfurt. Dass der Preis am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, verliehen wird, sei "ein weiterer Schlag in das Gesicht der Opfer".

Der österreichische Schriftsteller und Übersetzer Handke habe in seinen Jugoslawien-Texten stets Partei für Serbien ergriffen und sich "nie um Ausgleich bemüht", so Lamm weiter. Noch 2006 bei der Beerdigung des vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagten jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic habe Handke eine Rede gehalten und "einem Mann gehuldigt, der sich schwerster Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht hat".

Vor allem bei überlebenden Opfern stoße dies auf Unverständnis, ergänzten Jadranka Cigelj, Vorsitzende der IGFM Kroatien, und Mirzad Duratovic, Sprecher der IGFM in Bosnien-Herzegowina: "Handke hat schwerste Verbrechen bagatellisiert und geleugnet". Beide waren nach Angaben der Organisation Folteropfer in verschiedenen Lagern. Zudem seien 47 Angehörige von Duratovic 1992 an einem Tag von serbischen Milizen ermordet worden.

Hoffnung auf Entschuldigung Handkes

Auch der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück hatte vor kurzem betont, er hoffe auf eine Entschuldigung Handkes im Blick auf dessen Unterstützung des serbischen Nationalismus. Nur dann wäre die Freude über die Verleihung des Literaturnobelpreises "ganz ungetrübt", schrieb Tück in der Freiburger Zeitschrift "Christ in der Gegenwart".

Er hoffe, dass Handke seine Nobelpreisrede nutzen werde, um "eine Schattenlinie zu überspringen und in Stockholm ein Wort der Klarstellung, ja der Entschuldigung zu sprechen". Tück betonte, die Verleihung des Preises an Handke müsse auf die Hinterbliebenen der Opfer von Srebrenica "verstörend" wirken.

Handke erhält am heutigen Dienstag in Stockholm den Literaturnobelpreis 2019, während die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk mit dem nachgeholten Literaturnobelpreis für 2018 ausgezeichnet wird. Neben der Nobelmedaille und einer Urkunde erhalten beide ein Preisgeld von jeweils neun Millionen schwedischen Kronen (rund 830.000 Euro).


Quelle:
KNA