Blutige Ausschreitungen überschatten Parlamentswahlen in Bangladesch

Mindestens zwölf Tote

Eine Welle von Gewalt hat die Parlamentswahlen in Bangladesch überschattet. Mindestens zwölf Menschen kamen bei Ausschreitungen am Sonntag ums Leben, wie die Zeitung "Daily Star" in Bangladesch berichtete.

Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina  / © Anupam Nath (dpa)
Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina / © Anupam Nath ( dpa )

Ministerpräsidentin Sheikh Hasina, die das Land seit 2009 mit eiserner Hand regiert, strebt eine dritte Amtszeit an. Mehr als 600.000 Sicherheitskräfte waren in dem südasiatischen Land mit rund 165 Millionen Einwohnern am Wahltag im Einsatz.

Die sonst belebten Straßen in der Hauptstadt Dhaka erschienen wie leergefegt, nachdem die Regierung ein weitreichendes Verbot öffentlicher und privater Transportmittel für die 10-Millionen-Metropole erlassen hatten. Gleichzeitig war am Wahltag der Internetservice landesweit größtenteils ausgesetzt. Die Beteiligung der um die 100 Millionen Wahlberechtigten erschien verhalten, nachdem bereits der Wahlkampf von Gewalt und Massen-Festnahmen geprägt war.

Politische Gegner hinter Gittern

Eine Mehrheit für die 71-jährige Regierungschefin Hasina gilt als relativ sicher, da ihre wichtigsten politischen Gegner entweder hinter Gittern sitzen oder ins Ausland geflohen sind. Hasina hofft, dass der wirtschaftliche Aufstieg Bangladeschs in den vergangenen zehn Jahren von einem der ärmsten Länder Südasiens zum Textilfabrikanten für fast die ganze Welt die Wähler für ihre Partei, die Awami Liga, einnehmen wird.

Hasinas politische Rivalin, Khaled Zia von der Nationalistischen Partei, wurde im Februar wegen Korruption zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt und sitzt in Dhaka in Haft. Zias Sohn und politischer Nachfolger, Tariq Rahman, wurde wegen krimineller Verschwörung zu lebenslänglicher Haft verurteilt und befindet sich im Exil in London. Mehr als 10.000 Anhänger der Opposition sind kurz vor der Wahl festgenommen worden.

Keine Wahlbeobachter der EU vor Ort

Auch die Medien unterlagen starken Einschränkungen. So durften Live-Fernsehübertragungen am Wahltag nur aus einer "sicheren Distanz" zu den Wahllokalen gemacht werden. Wahlbeobachter klagten ebenso über Restriktionen. Die Europäische Union hatte kein Wahlbeobachterteam nach Bangladesch entsandt. Bei der letzten Wahl 2014 boykottierte die Opposition den Urnengang. Menschenrechtler beklagen, dass weiter die Todesstrafe vollstreckt wird. Auch Folter, Verschleppungen und außergerichtliche Hinrichtungen sind laut Amnesty International an der Tagesordnung.


Quelle:
epd