Deniz Yücel: Wirtschaft soll Druck auf Türkei ausüben

"Jeder kann jederzeit verhaftet werden"

Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel hat die Rolle von Unterstützung und Engagement für in der Türkei inhaftierte Journalisten unterstrichen. Gerade die Wirtschaft habe durchaus Kraft, Veränderungen zu bewirken.

Der Türkei-Korrespondent der "Welt", Deniz Yücel (43) / © Karlheinz Schindler (dpa)
Der Türkei-Korrespondent der "Welt", Deniz Yücel (43) / © Karlheinz Schindler ( dpa )

Deniz Yücel zeigte sich am Freitag auf der Frankfurter Buchmesse für jede Unterstützung während seiner Haft dankbar. Er habe das Gefühl gehabt, nicht vergessen zu werden. Auch wenn "so viele bekannte Namen" nicht mehr in türkischen Gefängnissen seien, bedeute das nicht, dass mit der Meinungsfreiheit in der Türkei alles in Ordnung sei.

"Jeder kann jederzeit verhaftet werden." Und es gebe darüber hinaus andere Formen, die Meinungsfreiheit zu untergraben.

"Die Türkei will ausländische Investoren"

Aus Sicht Yücels könnte Druck vonseiten der Wirtschaft ein "Hebel" für Veränderungen in der Türkei sein. Das komme mehr an als etwa Proteste von Kulturschaffenden. Denn: "Die Türkei will ausländische Investoren." Yücel warb dafür zu sehen, dass das Land nicht nur aus dem "Regime" bestehe.

Wenn dieses einmal nicht mehr an der Macht sei, solle Europa als "Orientierungspunkt" präsent sein. Dafür müsse schon heute der Grundstein gelegt werden. Yücel war als Korrespondent der "WELT/N24"-Gruppe ein Jahr wegen angeblicher "Terrorpropaganda" in der Türkei inhaftiert.

 

 

Der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, warb ebenfalls für Engagement: "Mit jedem kleinen Steinchen bringt man etwas ins Rollen." Politiker müssten für Werte eintreten, die mitunter in den Hintergrund gerieten, wenn es etwa um wirtschaftliche Interessen gehe.

Er erwarte auch von der Bundesregierung ein "wirkliches Eintreten" für Werte, wie sie zum Beispiel in der UN-Menschenrechtscharta niedergelegt seien.


Quelle:
KNA