Staatsanwaltschaft in Brasilien unterstützt Indigenen-Klage

"Bauschuttcontainer voll Indigenen-Leichen"

Brasiliens Generalstaatsanwaltschaft unterstützt eine Klage zur Entschädigung des indigenen Volkes der Waimiri-Atroari wegen Menschenrechtsverstößen während der Militärdiktatur (1964-1985). Tausende mussten wegen des Straßenbaus sterben.

Indigene in Brasilien fordern finanzielle Entschädigungen und eine Entschuldigung der Regierung / © Thomas Milz (KNA)
Indigene in Brasilien fordern finanzielle Entschädigungen und eine Entschuldigung der Regierung / © Thomas Milz ( KNA )

Wie brasilianische Medien am Mittwochabend (Ortszeit) berichteten, verlangen die Indigenen neben finanziellen Entschädigungen eine Entschuldigung der Regierung. Wegen des Baus einer Straße durch den Urwald sollen zwischen 1968 und 1977 mindestens 2.650 Ureinwohner gestorben sein.

Die Klage richtet sich gegen die Zentralregierung sowie die Indigenenbehörde Funai. Sie sollen demnach eine Entschädigung in Millionenhöhe zahlen. Die Staatsanwaltschaft in Manaus fordert von den Beklagten zudem die Einrichtung eines Zentrums, das an die Menschenrechtsverletzungen an den indigenen Völkern während der Diktatur erinnert.

"Verheerenden Auswirkungen des Straßenbaus"

Als Basis für die Zivilklage dient der Ende 2014 vorgelegte Abschlussbericht der staatlichen Wahrheitskommission über Verbrechen während der Diktatur. Dieser legt die teils verheerenden Auswirkungen des Straßenbaus zwischen Manaus und Boa Vista dar. Dabei war das traditionelle Gebiet des Volkes in Nordbrasilien von den Bauarbeiten durchschnitten worden.

Die Indigenen hatten sich mit Gewalt gegen den Bau und ihre Umsiedlung gewehrt. Sie töteten dabei mehrere Funai-Mitarbeiter. Die Regierung schickte daraufhin Soldaten in die Region, die die Indigenen "einschüchtern" sollten. Der damals verantwortliche General erklärte jedoch in einem 1983 an seine Vorgesetzten gerichteten Dokument, dass es zu keinerlei Gewalt gegenüber den Indigenen gekommen sei.

"Straße wurde über Leichen gebaut"

Die Ureinwohner widersprechen dieser Aussage. Von der Wahrheitskommission angehörte Zeugen gaben an, "Bauschuttcontainer voll Indigenen-Leichen" gesehen zu haben. Die Leichen seien in Baugruben geschmissen worden. Danach habe man die Straße darüber gebaut. Zudem sollen den Angaben zufolge Flugzeuge ganze Siedlungen bombardiert sowie gefährliche Substanzen versprüht haben. Bisher habe die Regierung diese Verbrechen verschwiegen, so der Vorwurf der Staatsanwälte.

Die Waimiri-Atroari leben in dem nördlichsten brasilianischen Teilstaat Roraima. Gegen 1870 war es zu ersten Kontakten mit dem Volk gekommen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden rund 6.000 Indigene gezählt, in den 1960er Jahren noch 3.000. Eine 1983 vorgenommene Untersuchung kam noch auf 332 Mitglieder des Volkes, hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Derzeit liegt die Zahl Berichten zufolge wieder bei mehr als 1.500.


Quelle:
KNA