Botschafter besucht deutsche Journalistin Tolu in türkischer Haft

Vorwurf: "Terrorpropaganda"

Der deutsche Botschafter in der Türkei, Martin Erdmann, hat die inhaftierte deutsche Journalistin Mesale Tolu am Mittwoch im Gefängnis in Istanbul besucht. Tolu und ihrem Sohn gehe es den Umständen entsprechend gut, so das Auswärtige Amt.

Aktivisten fordern die Freilassung der in der Türkei inhaftierten Mesale Tolu Corlu / © Stefan Puchner (dpa)
Aktivisten fordern die Freilassung der in der Türkei inhaftierten Mesale Tolu Corlu / © Stefan Puchner ( dpa )

Erdmann hatte am Dienstag bereits den inhaftierten Journalisten Deniz Yücel und den Menschenrechtler Peter Steudtner im Gefängnis besucht. Tolu wurde am 30. April in Istanbul festgenommen und ist seit dem 5. Mai im Frauengefängnis Bakirköy in Haft, später konnte ihr zweieinhalbjähriger Sohn zu ihr ziehen.

Am Mittwoch hatte ein Gericht in Istanbul entschieden, dass die Journalistin bis zum Beginn ihres Prozesses im Oktober in Untersuchungshaft bleiben muss. Der 33-Jährigen werden unter anderem Mitgliedschaft in einer Terrororganisation und Verbreitung von Terrorpropaganda vorgeworfen.

Tolu drohen 15 Jahre Gefängnis

Der Prozess gegen sie soll am 11. Oktober im Silivri-Gefängnis nahe Istanbul beginnen, ihr drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis. In der Türkei hatte die Journalistin für die sozialistisch orientierte Nachrichtenagentur Etha und einen linken Radiosender gearbeitet. Mit Tolu sind 17 weitere Menschen angeklagt, die alle in derselben Nacht verhaftet wurden. Die Journalistin hat türkische Wurzeln, besitzt seit 2007 allerdings nur noch die deutsche Staatsangehörigkeit. Tolu wurde in Ulm geboren und ist in Deutschland aufgewachsen. Seit 2014 lebte sie in Istanbul.

Auch Tolus Ehemann Suat Corlu sitzt im Gefängnis, er wurde bereits Anfang April festgenommen. Seit dem Putschversuch in der Türkei vor gut einem Jahr sind 22 Deutsche in dem Land verhaftet worden, darunter der "Welt"-Korrespondent Yücel und der Berliner Menschenrechtsaktivist Steudtner.


Quelle:
epd