Weltverfolgungsindex 2016

Gewalt gegen Christen nimmt weltweit zu

Der neue Weltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerks Open Doors spricht eine deutliche Sprache: Die Zahlen der ermordeten Christen und der angegriffenen Kirchen haben sich demnach quasi verdoppelt - binnen eines Jahres.

Christenverfolgung in Pakistan (dpa)
Christenverfolgung in Pakistan / ( dpa )

Die Verfolgung der Christen weltweit hat nach Darstellung des überkonfessionellen christlichen Hilfswerks Open Doors dramatisch zugenommen. Schuld daran sei vor allem radikaler Islamismus. Hauptverfolgerstaat bleibe im 14. Jahr in Folge Nordkorea.

Im aktuellen Berichtszeitraum wurden demnach 7.100 Christen wegen ihres Glaubens ermordet und 2.406 Kirchen attackiert. Im Jahr zuvor waren es 4.344 ermordete Christen und 1.062 Kirchen angegriffene Kirchen.

"Islamistischer Extremismus als Haupttriebkraft"

Der Index präsentiert eine Rangfolge von 50 Ländern, in denen Christen nach Auffassung von Open Doors am stärksten verfolgt und benachteiligt werden. Auf Nordkorea folgen der Irak, Eritrea, Afghanistan, Syrien, Pakistan, Somalia, Sudan, der Iran und Libyen. Pakistan rückte von Rang 8 auf 6, Eritrea von Rang 9 auf Rang 3. Libyen gehört erstmals zu den ersten zehn Ländern des Index.

"In 35 der 50 genannten Länder ist der islamische Extremismus die Haupttriebkraft der Verfolgung von Christen", unterstreicht Open Doors. Großen Anteil daran hätten islamistische Gruppen wie Boko Haram, Al-Shabaab und der "Islamische Staat" (IS). Sie, aber auch mit ihnen sympathisierende Teile der Bevölkerung gingen mit extremer Gewalt gegen Christen und andere Minderheiten vor, die ihr Verständnis vom Islam nicht teilen.

Religiöser Nationalismus nimmt zu

In hinduistisch und buddhistisch geprägten Ländern wie Indien und Myanmar führt nach Beobachtungen von Open Doors ein zunehmender religiös motivierter Nationalismus zu einer Radikalisierung von Bevölkerungsteilen und einer deutlichen Intensivierung von Christenverfolgung.

Pakistan weist nach der Open-Doors-Statistik zusammen mit Nigeria die höchste Punktezahl im Bereich "Gewalt gegen Christen" auf. Der extreme Druck auf die rund 3,8 Millionen Christen gehe weniger vom Staat als vielmehr von islamistischen Gruppen und Imamen aus, die innerhalb kürzester Zeit Mobs gegen Christen aufhetzten. Neu vertreten im Weltverfolgungsindex sind Niger und Bahrain. Niger sei wie andere Länder Afrikas unter den Einfluss der islamistischen Boko Haram geraten. In Bahrain gewinne die Idee von der Errichtung eines Kalifats im Stil des IS immer mehr Anhänger.

Mahnung an Politik und Kirchen

"Christen sind die größte verfolgte Glaubensgemeinschaft weltweit", erklärte Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland. Angesichts eines Exodus von Christen aus dem Nahen Osten und einer Verfolgung im Stil ethnischer Säuberung, die auch auf Afrika übergreife, müssten Politiker und Kirchen ihre Anstrengungen zum Schutz und zur Unterstützung verfolgter Christen deutlich verstärken. Rode kündigte an, die Organisation wolle auch die kaum thematisierten Vorfälle von Christenverfolgung in den deutschen Flüchtlingsunterkünften stärker in den Blick nehmen.

"Der Weltverfolgungsindex soll mehr sein als eine Statistik für Experten. Er soll zuallererst denen eine Stimme verleihen, die oft fernab der Medien- und Weltöffentlichkeit ihrer Religionsfreiheit als fundamentalem Menschenrecht beraubt wurden und häufig nur im Untergrund überleben können", erklärte Rode. "Immer wieder bitten verfolgte Christen an erster Stelle um Gebet und sind dankbar und ermutigt, wenn in den Ländern mit Religionsfreiheit auf ihre Situation aufmerksam gemacht wird." 


Quelle:
KNA