Kindernothilfe prangert Kinderarbeit in Peru an

Recht auf Freizeit

Weltweit werden Kinder ausgebeutet und müssen unter schwersten Bedingungen arbeiten. Christian Hermanny von der Kindernothilfe prangert im Interview mit domradio.de besonders die Kinderarbeit in Ziegeleien in Peru an.

Protest gegen Kinderarbeit (dpa)
Protest gegen Kinderarbeit / ( dpa )

Domradio.de: Am heutigen Freitag ist der Welttag gegen Kinderarbeit. Schon gestern haben Schülerinnen und Schüler - die "Action!Kidz" aus ganz NRW ein Zeichen gegen Kinderarbeit in der Veltins-Arena auf Schalke gesetzt - organisiert von der Kindernothilfe. Warum wurde denn gerade die Veltins-Arena auf Schalke zum Ort für diese Pressekonferenz ausgewählt?

Christian Herrmanny (Kindernothilfe): Wir suchten einen prominenten Ort um klarzumachen: Kinder sollen nicht schuften, Kinder solle auch eine kindgerechte Lebensart haben. Deswegen haben wir das Motto gewählt "Anpfiff für das Recht auf Spiel". Ausbeutung stoppen. Das heißt, Kinder sollen nicht mehr in Minen, auf den Feldern, auf Schiffen, in Fabriken arbeiten. Sondern sie sollen vor allem Bildung genießen können, also in die Schulen zum Beispiel gehen können. Aber auch ihr Recht auf Freizeit haben. Und das ist ja ein verbrieftes Kinderrecht, dass Kinder auch Zeit haben für sich selbst, um sich ganz befreit von allen Verpflichtungen des Tages einmal beschäftigen zu können.

domradio.de: Was genau verbirgt sich denn hinter dem Begriff „Action!Kidz“?

Hermanny: Die Kindernothilfe hat sich im Jahr 2007 überlegt: Wie können wir denn Mädchen und Jungen in Deutschland mehr einbinden?Wir informieren sie schon seit jeher über unsere Themen und haben gemerkt: Wenn sie sich erstmal gut informiert fühlen, haben sich häufig auch das Bedürfnis, sich selbst zu engagieren und gegen diese Zustände, über die sie gehört haben, etwas zu unternehmen. Und die "Action.Kids!" der Kindernothilfe sind dafür eine Plattform. Die Mädchen und Jungen, die sich dann mit dem Schwerpunktthema Kinderarbeit auseinandergesetzt haben – im Unterricht, in der Gruppenstunde, im Konfirmandenunterricht – die können sich dann anschließend selbsttätig um Sponsoren für bestimmte Aktionen bemühen oder kleine Arbeiten symbolischer Art durchführen. Das alles, um Geld zu sammeln und die Projekte der Kindernothilfe zu unterstützen.

domradio.de: Es geht besonders um Kinderarbeit in Peru. Unter welchen Bedingungen müssen Kinder dort Tag für Tag arbeiten? Haben Sie Beispiele?

Hermanny: Ich war vor anderthalb Jahren selbst dort. Wir haben im Norden Perus Kinder in Ziegeleien besucht. Dort ist eine Region, wo alle "guten" Umstände für die Ziegelherstellung zusammenkommen: Es gibt reichlich Wasser, es gibt lehmige Erde und es gibt Kalksteinbrüche. Die Kinder arbeiten genau dort, nämlich in den Steinbrüchen – zum Großteil mit ihren Eltern, aber auch in den Ziegeleien an sich. Und dort werden interessanterweise fast nur Kinder beschäftigt. Das heißt, da sind Erwachsene, die zwar beaufsichtigen und anleiten, aber die eigentliche Arbeit, das schwierige Formen dieser Ziegel, das Stampfen des Lehms, das Brennen der Ziegel, das Schleppen und Entgraten der Ziegel, das machen alles Kinderhände. Wir haben gesehen wie anstrengend und wie schwierig diese Aufgabe ist und wie sie verhindert, dass die Kinder in die Schulen gehen. Manche Kinder nutzen dann noch das Wochenende, um selbst ihre eigenen Schulbücher, ihre Schuluniformen zu finanzieren. Das heißt, sie haben es nicht ganz so schwer. Sie können noch in die Schule gehen und nutzen das Wochenende für die Arbeit in den Ziegeleien, was sie nicht leichter macht. Einige Kinder sind aber auch tatsächlich jeden Tag in der Ziegelei, schuften dort unter widrigen Umständen, unter schlechter Entlohnung und haben dann keinen Schulbesuch. Da sagt nicht nur die Kindernothilfe, sondern auch der gesunde Menschenverstand: Das kann nicht sein. Denn da werden Kinderrechte eigentlich mit Füßen getreten.


Quelle:
DR
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