In Tröglitz demonstrieren Menschen gegen Rechts, gleichzeitig gibt es neue Gewalt

Solidarität und Mahnung

Nachdem Unbekannte in Tröglitz am Samstag ein geplantes Flüchtlingsheim angezündet haben, demonstrierten Tröglitzer gegen rechte Gewalt. Charlotte Knobloch wirft Politik und Gesellschaft dennoch ein zu lasches Vorgehen gegen Extremisten vor.

Ausgebranntes Dach in Tröglitz (dpa)
Ausgebranntes Dach in Tröglitz / ( dpa )

Die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), hat die spontane Solidaritätskundgebung für Flüchtlinge in Tröglitz (Sachsen-Anhalt) gewürdigt. Die Tröglitzer hätten schnell deutlich gemacht, "dass sie ihren Ort nicht den menschenfeindlichen Fanatikern überlassen werden", erklärte die Staatsministerin am Ostersonntag. 300 Menschen hatten sich nach Polizeiangaben vor Ort zu einer spontanen Demonstration gegen Rechtsextremismus versammelt.

"Wir alle müssen den Tätern zeigen, dass sie mit ihrem Hass alleine stehen", sagte Özoguz weiter. Sie äußerte Respekt für die Bereitschaft des ehemaligen Ortsbürgermeisters Markus Nierth, Flüchtlinge privat unterzubringen, nachdem die geplante Unterkunft durch das Feuer unbewohnbar geworden ist. Nierth war vor wenigen Wochen von seinem Amt zurückgetreten, nachdem er wegen seines Eintretens für eine Willkommenskultur von Rechtsextremen angefeindet worden war und sich von ihnen bedroht fühlte.

"Verheerende Braun-Blindheit"

Angesichts des Anschlages bescheinigte die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, der deutschen Politik und Gesellschaft eine "verheerende, bisweilen systematisch scheinende Braun-Blindheit". Die Schlagzeilen am Oster- und Pessachwochenende machten sie fassungslos, erklärte sie. Es räche sich, "dass der Kampf gegen Rechtsextremismus vielerorts über Jahrzehnte nicht entschlossen und konsequent genug geführt wurde". Kurz nach einer Gedenkfeier im KZ Buchenwald in der Nähe von Weimar war das Mahnmal geschändet worden, so Knobloch. 

Sie forderte eine Beschleunigung des NPD-Verbotes, ein entschlosseneres Vorgehen gegen rechte Untergrundorganisationen und gegen kameradschaftliche Gruppierungen sowie eine bessere Reflexion des Holocaust im Bildungssystem. Ideologischer Hass «darf in unserem Gemeinwesen nicht Platz greifen», sagte Knobloch: "Fünf vor zwölf ist lange vorbei." Es reiche nicht mehr, "das Wehren der Anfänge zu beteuern", es seien Taten gefragt.


Quelle:
KNA , epd