Welthungerhilfe zur Zentralafrikanischen Republik

"Weit entfernt von der Normalität"

Wegen des Bürgerkriegs in der Zentralafrikanischen Republik hat die Welthungerhilfe um Hilfe für die Bevölkerung gebeten. Rund die Hälfte der 4,6 Millionen Einwohner sei auf Unterstützung angewiesen, um zu überleben.

Christliche Milizen in der Zentralafrikanischen Republik / © Amnesty International Handout (dpa)
Christliche Milizen in der Zentralafrikanischen Republik / © Amnesty International Handout ( dpa )

In dem Land im Herzen Afrikas brach 2013 ein Bürgerkrieg aus, als islamische Rebellen den christlichen Präsidenten des Landes stürzten. Inzwischen habe sich die Lage zwar etwas beruhigt, sagte Mathias Mogge, Programmvorstand der Welthungerhilfe, der vor kurzem von einer Reise in das Land zurückgekehrt ist. Allerdings gebe es nach wie vor jeden Tag Tote. Die Zentralafrikanische Republik sei weit entfernt von der Normalität.

Religion spielt nach Ansicht der Welthungerhilfe bei der Krise nur eine untergeordnete Rolle. Anlass für die Spannungen seien vielmehr Konflikte um Ressourcen sowie Versäumnisse der Politik, erklärte Mogge.

Kein Vertrauen mehr in die Politik

"Wenn in den vergangenen Jahren investiert wurde, dann in der Hauptstadt", so Mogge. Das habe neben der grassierenden Korruption und den Menschenrechtsverletzungen vorangegangener Regime bei vielen Menschen das Vertrauen in die Politik komplett erschüttert. Ein rasanter Wandel der Gesellschaft und ein steter Strom an Waffen auch aus den Nachbarstaaten wie dem Kongo oder dem Sudan hätten die Stimmung zusätzlich angeheizt.

Nach Angaben der Welthungerhilfe haben bisher 500.000 Menschen das Land verlassen, über 400.000 sind innerhalb des Landes auf der Flucht. Etwa 1.000 Zentralafrikaner seien bei den Kämpfen ums Leben gekommen. Wegen der angespannten Sicherheitslage und der Vertreibungen liege die Landwirtschaft brach. Humanitäre Organisationen leisteten vor allem Nothilfe. Die Welthungerhilfe sei als einziges Hilfswerk mit einem längerfristigen Projekt vor Ort.

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Organisation ist seit April 2014 in der Zentralafrikanischen Republik vertreten und setzt sich in drei Projekten mit einem Gesamtvolumen von rund 7,6 Millionen Euro ein - unter anderem für die Flüchtlinge und eine Verbesserung der desolaten Ernährungslage.

Die Helfer wollen gemeinsam mit einheimischen Gemüsebauern 100 Hektar Land in Gärten verwandeln. Außerdem sollen eine Schule und eine Gesundheitsstation in der Hauptstadt Bangui wieder aufgebaut werden. 

Seit zwei Jahren schwere Gefechte

In der Zentralafrikanischen Republik hatte im März 2013 die muslimische Bewegung Séléka eine Rebellion gegen den damaligen Präsidenten François Bozizé gestartet. Die Kämpfer liefern sich bis heute schwere Gefechte mit der Anti-Balaka, die sich als christliche Bürgerwehr versteht.

Im Januar 2014 übernahm Catherine Samba-Panza interimistisch das Präsidentenamt. Neuwahlen sollen im August stattfinden; ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest. Zuvor ist ein nationales Forum mit allen Konfliktparteien vorgesehen. Das mehrfach verschobene Treffen soll im April im 20.000 Plätze fassenden Fußballstadion von Bangui stattfinden.

Am Sonntag lief die Mission der europäischen Eingreiftruppe EUFOR in dem Land ab. Stattdessen will die EU nun ein Jahr lang mit Hilfe von Experten den Aufbau eines funktionierenden Sicherheits- und Militärsystems in dem Land unterstützen. 

 

Hungerndes Kind in der Zentralafrikanischen Republik (dpa)
Hungerndes Kind in der Zentralafrikanischen Republik / ( dpa )
Quelle:
epd , KNA