Kampf gegen Boko Haram

Tötete Nigerias Luftwaffe versehentlich Zivilisten?

Die nigerianische Armee hat bei einem ihrer Luftangriffe gegen Boko Haram offenbar eine Beerdigungsfeier in Niger bombardiert.

Anschlag auf nigerianische Kirche (dpa)
Anschlag auf nigerianische Kirche / ( dpa )

Bei dem Angriff kamen nach Behördenangaben 37 Menschen ums Leben. Es wäre der erste solche Zwischenfall im Kampf gegen Boko Haram. Der Präfekt des Landkreises N'Guigmi, Barmou Habou Nakata, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es habe sich mit Sicherheit nicht um Kampfflugzeuge aus dem Niger oder dem Tschad gehandelt. Die sunnitischen Fundamentalisten der Boko Haram verfügen über keine Luftwaffe.

Der Luftangriff auf das Grenzdorf Abadam ereignete sich den Angaben zufolge bereits am Dienstagabend, wurde wegen schlechter Telefonverbindungen aber erst am Mittwoch bekannt.

Dreitägige Staatstrauer in Niger

Vizebürgermeister Ali Youram sagte im nigrischen Fernsehen, es sei an der grün-weißen Farbe zu erkennen gewesen, dass die Flugzeuge aus Nigeria kamen. Er mutmaßte, die Bombardierung sei absichtlich erfolgt. Ein Versehen sei ausgeschlossen.

Ein Sprecher von Nigerias Luftwaffe sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe von einem solchen Vorfall "keine Kenntnis". Ein nigrischer Regierungsvertreter in der Haupstadt Niamey ging davon aus, dass der tödliche Luftangriff ein Versehen der nigerianischen Luftwaffe bei der Verfolgung von Boko-Haram-Kämpfern war. Das Land hat eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.

Nigerianische Armee meldet Erfolg in Monguno

Zuvor war es der nigerianischen Armee laut Medienberichten gelungen, die 100.000-Einwohner-Stadt Monguno und deren Umland in der umkämpften Provinz Borno wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei seien 300 Boko Haram-Mitglieder getötet worden. Die Angaben konnten von unabhängiger Stelle allerdings nicht überprüft werden.

Die Kontrolle über Monguno ist von strategischer Bedeutung, da der Ort auf der Straße von der nordöstlichen Großstadt Maiduguri zum Tschad-See, der Stadt Baga und der tschadischen Grenze liegt. Boko Haram hatte den Ort vor etwa drei Wochen überrannt.

Hoffnung auf Verbesserung

Der katholische Bischof von Yola in Nigeria, Stephen Mamza, hofft auf weitere Fortschritte im Kampf gegen Boko Haram. Fast täglich gebe es derzeit Erfolgsmeldungen, sagte der Bischof laut Angaben von missio Aachen. "Wenn es so weitergeht, kann sich die Lage in den nächsten drei Wochen sehr verbessern."

Bischof Mamza berichtete missio, dass in seinem Bistum eine große Zahl von Flüchtlingen Zuflucht suche. Täglich kämen Menschen zur Kathedrale von Yola in der Hoffnung, dort Nahrungsmittel und medizinische Versorgung zu erhalten. Viele der Betroffenen zögerten, in die bereits von der Armee als befreit deklarierten Dörfer und Städte zurückzukehren, weil sie im Zuge eines Regierungswechsels nach der Wahl neue Unruhen befürchteten.

missio bekundet Solidarität

Die missio-Präsidenten Domkapitular Monsignore Wolfgang Huber und Prälat Klaus Krämer haben in einem Brief an die katholische Bischofskonferenz von Nigeria ihre Solidarität bekundet. Der Krieg mit der Terrormiliz Boko Haram bringe Schmerz und Leid über die Menschen in Nordnigeria, heißt es in dem Schreiben. Anlässlich der Vollversammlung der Bischöfe in Nigeria wollten die Hilfswerke speziell an die Diözesen im Norden denken, die von den Grausamkeiten besonders betroffen seien. Aber auch den Diözesen, die sich um die Flüchtlinge kümmerten, drückten sie ihre Solidarität aus.

Boko Haram kämpft mittlerweile nicht nur in Nigeria, sondern auch in den Nachbarländern Tschad, Kamerun und Niger. Mit Unterstützung aus den Nachbarländern hat die nigerianische Armee eine Offensive gegen die Islamisten ausgerufen. Bis zum 28. März soll deren Einfluss im Nordosten Nigerias zurückgedrängt werden. Auf dieses Datum fällt der neue Termin für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Die nigerianische Wahlkommission hatte den ursprünglichen Termin am 14. Februar aufgrund von Sicherheitsbedenken verschoben.

Boko Haram will Wahlen verhindern

Boko Haram will die Wahlen in Nigeria mit Gewalt sabotieren. In einer Videobotschaft hat Anführer Abubakar neue Anschläge angekündigt. Er sagte in dem über Twitter verbreiteten Video, Boko Haram werde die Durchführung der Wahlen nicht erlauben. Die Abstimmung widerspreche dem Willen Allahs. Die Echtheit des Videos konnte nicht unabhängig bestätigt werden.

Boko Haram terrorisiert bereits seit 2009 den Nordosten des ölreichen westafrikanischen Landes. Die Gruppe will dort und in den angrenzenden Gebieten der Nachbarländer einen Gottesstaat mit strenger Auslegung des islamischen Rechts gründen. Dem Terrorfeldzug der Gruppe sind Schätzungen zufolge mehr als 13.000 Menschen zum Opfer gefallen, rund 1,5 Millionen Menschen sind geflohen.


Flucht vor Boko Haram  (dpa)
Flucht vor Boko Haram / ( dpa )
Quelle:
KNA , dpa