Entsetzen nach Anschlägen in Kopenhagen

"Zuspitzung des Terrors in Europa"

Die Angriffe auf ein Kulturcafe und eine Synagoge in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen haben am Wochenende für Entsetzen gesorgt. Jetzt gehe es darum, die Demokratie zu verteidigen, sagte die dänische Ministerpräsidentin Thorning-Schmidt.

Dänemark trauert (dpa)
Dänemark trauert / ( dpa )

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kondolierte am Sonntag der dänischen Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt. Laut einem Regierungssprecher übermittelte Merkel ihr "tief empfundenes Beileid und Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer". Auch sicherte sie Dänemark "einen weiterhin engen Kontakt bei Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus" zu.

Bereits am Samstagabend hatte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) die Tat verurteilt. "Dieser Anschlag galt offensichtlich denjenigen, die für die Freiheit eintreten", sagte Steinmeier in Lima/Peru. Die internationale Staatengemeinschaft werde sich dem Terrorismus nicht beugen. "Wir stehen gemeinsam ein für die Freiheit der Meinung und der Kunst", so der Außenminister.

Bei den Angriffen am Samstagnachmittag starben in Kopenhagen zwei Menschen. Der mutmaßliche Attentäter wurde inzwischen von der Polizei getötet. Thorning-Schmidt sprach von einem Terrorakt. Ein islamistischer Hintergrund der Tat ist bislang nicht bestätigt. Die Polizei geht laut Medienberichten jedoch davon aus, dass der Angriff auf das Kulturcafe dem schwedischen Zeichner Lars Vilks galt, der unter anderem mit Mohammed-Karikaturen bekannt wurde. Der Anschlag auf die Pariser Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" könne ein Vorbild für die Tat gewesen sein, hieß es am Sonntag.

Radikale Kräfte in der aufgeklärten Gesellschaft

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, zeigte sich schockiert und fassungslos über die Tat. "Wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag. Ein Ziel solch schrecklicher Taten sei es, die Gesellschaft zu spalten. "Dem müssen wir uns gemeinsam in aller Deutlichkeit entgegenstellen", so Mazyek.

Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sprach von einer "Zuspitzung des Terrors in Europa". Mitten in der aufgeklärten Gesellschaft hätten sich "barbarische Kräfte radikalisiert, die unsere Lebensweise verachten", sagte sie am Sonntag in München.

Sicherheitsvorkehrungen an jüdischen Schulen, Kindergärten, Gemeindezentren und Synagogen seien "nötiger denn je", so Knobloch weiter. Solche eine Situation habe sie sich "70 Jahre nach dem Holocaust in meinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können." Sie appellierte an die Politik, härter gegen islamistische Strömungen vorzugehen und sich mit kulturellen Differenzen ehrlich auseinanderzusetzen.

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter erklärten Nutzer nach Bekanntwerden der Tat ihr Mitgefühl unter dem Hashtag "#iamcopenhagen". Nach den Anschlägen von Paris zu Beginn des Jahres war "#jesuischarlie" zu einem der meistgenutzten Hashtags aller Zeiten geworden.


Quelle:
KNA