Menschenrechtspreis für katholischen Erzbischof

Kampf gegen "blutige Handys"

Die Stadt Weimar hat Francois-Xavier Maroy Rusengo geehrt. Thüringens früherer Ministerpräsident Vogel würdigte den kongolesischen Erzischof für seinen Kampf gegen "blutige Handys" und Massenvergewaltigungen

Erzbischof Francois-Xavier Maroy Rusengo  / © Bettina Flitner  (missio)
Erzbischof Francois-Xavier Maroy Rusengo / © Bettina Flitner ( missio )

Maroy sei ein vorbildlicher Kämpfer für Frieden, Versöhnung und Menschenrechte, auch wenn er dabei immer wieder sein eigenes Leben riskiere. Besonders hob Vogel am Montagabend (10.12.2012) Maroys Engagement für die Opfer von Massakern und Massenvergewaltigungen hervor. Für Frauen sei der Osten des Kongo wohl die derzeit gefährlichste Region der Welt. Pro Stunde würden im Durchschnitt 48 Mädchen und Frauen misshandelt oder vergewaltigt. Dies werde ganz gezielt als Waffe eingesetzt, um Familien aus den Regionen zu vertreiben, in denen illegal Coltan abgebaut werden soll, ergänzte Maroy: "Viele Rebellengruppen verkaufen dann den für die Handy-Produktion benötigten Rohstoff unter Weltmarktpreis und finanzieren damit ihre Gräueltaten."

Vogel dankte ausdrücklich dem katholischen Hilfswerk missio für dessen jahrelange "gute und erfolgreiche Zusammenarbeit" mit Maroy. Missio hatte den Erzbischof für den Preis vorgeschlagen. Das Missionswerk unterstützt die Kirche im Kongo unter anderem beim Bau von Traumazentren für Vergewaltigungsopfer. Außerdem setzt es sich gemeinsam mit Maroy dafür ein, dass Handyhersteller nicht länger „blutiges Coltan“ einkaufen und in ihre Geräte einbauen.

Appell an Europa

Rusengo forderte indes mehr Einsatz der Europäer für einen Frieden im umkämpften Osten seines Landes. "Es gibt so viel Elend, so viele Tote, so viel Leiden", sagte der Erzbischof im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Alle ausländischen Aggressoren raus aus dem Land - solche Appelle wären wichtig" und ein Zeichen der Solidarität der internationalen Gemeinschaft, so Maroy. Er erhielt am Montagabend den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar.

Der Erzbischof verurteilte Massenvergewaltigungen, die im Kriegsgebiet an der Tagesordnung seien und gezielt den Zusammenhalt ganzer Dorfgemeinschaften zerstörten. Es handele sich um "pure Barbarei", die nicht zu begreifen sei. Mit Blick auf die Ausbeutung von Rohstoffen, die den bewaffneten Konflikt anfeuert, machte der Kirchenmann auch die Verbraucher in den Industrienationen mitverantwortlich. Die Kette von Habgier und Gewalt führe "am Ende auch zu uns, zu uns allen. Wir sind nicht unbeteiligt", betonte Maroy.

Engagement unter „"Einsatz seines Lebens"

Maroy leitet das Erzbistum Bukavu im Osten des Kongo. In der Grenzregion entlang der Großen Seen kommt es immer wieder zu bewaffneten Konflikten zwischen der Armee sowie kongolesischen und ausländischen Rebellengruppen. In seiner Dankesrede kündigte er an, mit dem Preisgeld von 2.500 Euro Kindern den Schulbesuch zu bezahlen, deren Eltern bei den jüngsten Unruhen in seinem Bistum vor wenigen Tagen getötet worden waren.

Die Stadt Weimar vergibt ihren Menschenrechtspreis seit 1995. Er geht an Organisationen oder Einzelpersonen, die sich mit ihrem Wirken für mehr Menschlichkeit und Toleranz zwischen den Menschen und Völkern einsetzen.

Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert. Der Erzbischof engagiere sich unter Einsatz seines Lebens seit vielen Jahren für Frieden und Versöhnung in seinem Heimatland, hieß es zur Begründung. Vorgeschlagen wurde er vom Internationalen Katholischen Missionswerk missio, auf dessen Einladung er derzeit in mehreren deutschen Städten zu Gast ist. In Weimar hielt Thüringens früherer Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) die Laudatio auf Maroy.


Quelle:
KNA , DR