Bischöfe fordern besseres Flüchtlingsrecht

Menschen sterben vor den Grenzen

Der evangelische Landesbischof Friedrich Weber aus Braunschweig und der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle haben rechtliche Verbesserungen für Flüchtlinge angemahnt. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick fordert ein gemeinsames und die Menschenrechte achtendes Flüchtlingsrecht innerhalb der Europäischen Union.

 (DR)

"Europa darf nicht zulassen, dass Menschen vor seinen Grenzen sterben", sagte Weber am Freitag im Braunschweiger Dom bei der Zentralveranstaltung zur bundesweiten "Interkulturellen Woche" der Kirchen. "Menschen, denen es ums nackte Überleben geht, müssen gerettet werden."



Weber, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland ist, appellierte an Bund und Länder: "Setzen Sie ein Zeichen! Nehmen Sie besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aus anderen Staaten auf." Die Bischöfe feierten im Dom einen ökumenischen Gottesdienst zusammen mit Erzpriester Georgios Basioudis von der deutschen Griechisch-Orthodoxen Metropolie.



Trelle, Vorsitzender der Migrationskommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, rief die Zuwanderer auf, sich in Deutschland zu integrieren. Für ein friedliches Miteinander müsse bei Migranten die Bereitschaft bestehen, sich auf die neue Gesellschaft einzulassen. "Zusammenhalt kann nur gelingen, wenn er dem Wunsch aller entspricht. Nur gemeinsam können Einheimische und Zuwanderer eine gute Zukunft gewinnen."



Die bundesweite Interkulturelle Woche geht an diesem Samstag zu Ende. Unter dem Motto "Zusammenhalten - Zukunft gewinnen" waren mehr als 4.000 Aktionen in über 400 Orten geplant. Die Woche ist eine Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Deutschen Bischofskonferenz und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie.

Sie wird von Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, Kommunen und Ausländerbeiräten sowie Integrationsbeauftragten, Migrantenorganisationen und Initiativgruppen unterstützt.



Erzbischof Schick für gemeisames EU-Flüchtlingsrecht

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat ein gemeinsames und die Menschenrechte achtendes Flüchtlingsrecht innerhalb der Europäischen Union gefordert. Ein solches sei nötig, damit Flüchtlinge in der EU überall menschlich behandelt würden, sagte Schick am Freitag in Zirndorf. Dort besuchte er in seiner Funktion als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz die zentrale Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge und feierte einen ökumenischen Gottesdienst. Anlass war der "Tag des Flüchtlings" sowie die Weihe der dortigen Kapelle Sankt Paulus vor

50 Jahren.



In seiner Ansprache warnte Schick davor, dass die EU-Staaten ihre Grenzen schließen und Menschen in Not nicht aufnähmen. "Wir dürfen kein Raum sein, in dem die Schotten dicht gemacht werden, damit wir unseren Wohlstand bewahren und durch keine Flüchtlinge gestört werden", so der Erzbischof. Zudem dürfe die EU keine reine Währungsunion für den Wohlstand ihrer Mitgliedsstaaten sein, sondern müsse auch Werteunion sein. Außerdem müsse sichergestellt sein, dass nicht nur einzelne Länder den Strom an Flüchtlingen bewältigten, sondern sich alle EU-Staaten daran beteiligten.



Eine Flucht sei oft die letzte Möglichkeit, um das Leben zu retten, erinnerte Schick. Aber auch Menschen, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft für sich und ihre Familien den Weg nach Europa wagten, dürften nicht pauschal als "Wirtschaftsflüchtlinge" diffamiert werden. Christliche Pflicht sei es, für Menschenwürde und die Menschenrechte einzutreten. - In der zentralen Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf wurden nach Angaben der Behörden

2010 rund 3.200 Menschen betreut. Momentan lebten dort knapp 600 Personen aus 35 Nationen.