Sternberg fordert konsequenten Einsatz für Kinderschutz

Programmatische Abschiedsrede

Der scheidende Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, hat zum Engagement für den Schutz von Kindern gegen sexuelle Gewalt aufgerufen und den Bedeutungsverlust der Kirche in der Gesellschaft beklagt.

Thomas Sternberg / © Julia Steinbrecht (KNA)
Thomas Sternberg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Wir dürfen und wollen nicht relativieren oder vom kirchlichen Missbrauch ablenken, aber die lückenlose Aufklärung der Fälle sexualisierter Gewalt bei uns muss auch zu unserem konsequenten Einsatz für den Kinderschutz überall führen", sagte Sternberg am Freitag bei der Herbstvollversammlung des Katholikenkomitees in Berlin. "Wir sollten den Kinderschutz zu einer ganz wichtigen Aufgabe für uns machen", betonte er.

Mit Blick auf die Kirche sagte Sternberg: "Wir schauen kritisch auf Strukturen und verfestigte Haltungen innerhalb der Kirche, die Missbrauch begünstigen können und wollen diese verändern". Zugleich forderte er "eine differenziertere Wahrnehmung dessen, was in vielen Bistümern nicht zuletzt von engagierten Nichtgeweihten inzwischen geleistet wird". Der Kampf gegen den Missbrauch sei eine "Aufgabe für das gesamte Volk Gottes, die nur in der Zusammenarbeit von Klerus und Laien gemeinsam geleistet werden kann".

Synodaler Weg leistet wichtigen Beitrag

Einen wichtigen Beitrag dazu leiste auch der Synodale Weg zur Zukunft der Kirche in Deutschland. Sternberg äußerte sich erleichtert über die jüngste Synodalversammlung. Die große Zustimmung zu wichtigen Grundlagentexten habe gezeigt, dass es einen breiten Willen zu Reformen gebe. "Der 'gute Geist von Frankfurt' von der ersten Versammlung bestätigte sich wieder: Es ist möglich, dass katholische Gläubige unabhängig von ihrem Rang in der Hierarchie als Getaufte und Gefirmte gemeinsam debattieren und entscheiden können", sagte der scheidende ZdK-Präsident. Die Konfliktlinien verliefen nicht zwischen Laien und Klerikern.

Es komme nun darauf an, dass es gelinge, die Erfahrungen des Synodalen Wegs in Deutschland in die Bischofssynode 2023 zum Thema "Synodalität" einzubringen, die Papst Franziskus im April angekündigt hatte. "Als ZdK halten wir nicht nur eine Einbeziehung der Laien im Vorbereitungsprozess für zwingend erforderlich, sondern wir erwarten auch von den Bischöfen, dass sie die Ergebnisse dieser Beratungen gemeinsam mit den Vertretungen ihrer diözesanen Gremien nach Rom kommunizieren", so Sternberg. "Vor allem können wir mit dem Synodalen Weg selbst, der nicht dem restriktiven und klerikalistischen Kirchenrecht entspricht, zeigen, was möglich ist: habt keine Angst vor echter Synodalität aller Gläubigen, Synodalität ist möglich!"

Irme Stetter-Karp zur Nachfolgerin gewählt

Außerdem beklagte Sternberg, hat einen "weitgehenden öffentlichen Ausfall der Frage nach dem Trost des Glaubens" in der Pandemie beklagt. Das bewege ihn zu seinem Abschied noch mehr als die "recht schwache Wahrnehmung unserer politischen Positionierungen und Debattenbeiträge", sagte der noch amtierende ZdK-Präsident, der sein Amt nach sechs Jahren abgab. Zur Nachfolgerin wurde Irme Stetter-Karp zur neuen Präsidentin gewählt.

"Es muss uns beunruhigen, wenn wir als Katholiken nur noch abgehandelt werden unter der Frage der Gottesdienste für uns als gesellschaftliche Gruppe - so wichtig das ja ist", sagte Sternberg. "Aber dass offenbar niemand in den Medien zum Thema Pandemie eine kirchliche Stimme hören wollte und will, sagt das nur etwas aus über das Maß an Vertrauensverlust, dem wir uns gegenüber sehen? Oder hängt es mit der Verdrängung der Religion ins ganz Private zusammen? Oder ist es das, was Johann Baptist Metz in seinen letzten Jahren als 'Gottvergessenheit' thematisiert hat?"

Pandemie noch längst nicht bewältigt

Mit Blick auf die Pandemie mahnte Sternberg, dass diese "noch längst nicht bewältigt ist - weltweit und hier bei uns". Ängste, Sorgen, Überlastungen, Depressionen und Einsamkeitserfahrungen angesichts von etwas "Unverfügbarem" seien nur Stichworte für Folgen der Pandemie, die nicht im Fokus der Öffentlichkeit stünden, aber viele Menschen bewegten. Massiv von der Pandemie betroffen seien vor allem die Familien und neben anderen Berufen auch freie Kulturschaffende.

Aufgrund der Pandemie wird die Herbstvollversammlung auch im Internet übertragen.


Quelle:
KNA
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