Der Reformdialog der Kirche in Deutschland kann beginnen

Der Blick richtet sich nach vorn

Das "letzte Wort" hatte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Am Wochenende billigte die Herbstvollversammlung die Satzung des Synodalen Wegs. Damit nahm der geplante kirchliche Reformdialog die letzte Hürde.

Autor/in:
Joachim Heinz
Vollversammlung des ZdK / © Harald Oppitz (KNA)
Vollversammlung des ZdK / © Harald Oppitz ( KNA )

Vielleicht wird die am Wochenende in Bonn zuende gegangene Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) eines Tages als historisch bezeichnet. Am Freitagnachmittag hatten die rund 200 Teilnehmer bei 17 Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen ihre Zustimmung zur Satzung des Synodalen Weges gegeben. Damit kann der zunächst auf zwei Jahre angelegte Dialog zur Zukunft der Kirche in Deutschland wie geplant am 1. Dezember starten.

Hohe Erwartungen und schmaler Grat

Gemessen an den Erwartungen liegt die Latte schon vor Beginn der Initiative hoch. Mit dem Synodalen Weg wollen die deutschen Bischöfe und das ZdK unter anderem nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Die Zulassung von Frauen zur Diakonenweihe, Lockerungen bei der verpflichtenden Ehelosigkeit von Priestern, eine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit sind nur einige der Forderungen, die im Vorfeld auf Seite der Laien kursierten - obwohl alle Verantwortlichen unisono betonen, keine Ergebnisse der Gespräche vorwegnehmen zu wollen.

Die Diskussionen auf der Vollversammlung zeigten zugleich, auf welch schmalem Grat sich die Verantwortlichen bewegen. So sprach sich ein kurz vor der entscheidenden Abstimmung abgelehnter Änderungsantrag dafür aus, die von Papst Franziskus geforderte "Neuevangelisierung", also die Verkündung der Botschaft Jesu, stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Diskussionen um Struktur und Verfasstheit von Kirche sollten dagegen weniger Raum einnehmen.

Kardinal Woelki: Entscheidungskompetenz der Bischöfe

Genau das fordert auch eine Minderheit der deutschen Bischöfe immer wieder ein. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki betonte unlängst noch einmal, Entscheidungen stünden letztlich allein den Bischöfen zu. "Es gilt schon, den Eindruck zu unterbinden, es ginge um eine quasi parlamentarische Abstimmung über den Glauben." Die überwiegende Mehrheit der Anwesenden auf der ZdK-Versammlung dagegen pochte auf eine größtmögliche Verbindlichkeit der Abschlüsse - um nicht wieder im Ungefähren zu enden wie bei dem Gesprächsprozess zwischen 2011 und 2015.

Dem wiederum schiebt die jetzt verabschiedete Satzung in gewisser Weise einen Riegel vor. Sie orientiert sich an den kirchenrechtlichen Vorgaben für eine Synode. Und danach entscheidet der jeweilige Ortsbischof, ob er die dort gefassten Beschlüsse umsetzt. Bis es soweit ist, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Am 1. Dezember - das ist zugleich der erste Adventssonntag und Beginn des Kirchenjahres - soll der symbolische Startschuss fallen. Die Synodalversammlung, das höchste Gremium des Synodalen Weges, wird sich erstmals vom 30. Januar bis zum 1. Februar in Frankfurt treffen.

Segensfeiern für Homosexuelle

Die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz sind bereits als Teilnehmer gesetzt. Auch das ZdK einigte sich am Samstag auf 69 Vertreter, die es in die Synodalversammlung entsenden will. Insgesamt soll dieses Gremium aus mehr als 200 Personen bestehen. Als Signal in Richtung Reformdialog verabschiedete das Katholikenkomitee am Samstag ein Papier, mit dem es den Ruf nach kirchlichen Segensfeiern für lesbische und schwule Paare erneuert.

Wenn solche Paare für ihr gemeinsames Leben den "kirchlich vermittelten Segen Gottes" wünschten, dürften diese nicht abgewiesen werden. Andernfalls schaffe die Kirche "Härten" und mitunter "existenzielle Notsituationen". Unter den Bischöfen dürfte sich für diese Forderung aktuell wohl keine Mehrheit finden. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, Geistlicher Assistent des Katholikenkomitees, wünschte sich zuerst eine vertieftere theologische Auseinandersetzung mit dem Thema. "Dann hängt der Segen nicht in der Luft."

Punkten konnte Heße mit seiner Bemerkung, er hoffe, dass der Synodale Weg nicht schon nach zwei Jahren zuende gehe, sondern sich als Beratungsformat bewähre und damit Vorbildcharakter in der Weltkirche erhalte. Sollte das eintreten, könnte diese Herbstvollversammlung des ZdK dereinst tatsächlich in die Geschichtsbücher eingehen.

 

Quelle:
KNA
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