Warum das Zentralkomitee der Katholiken nach Berlin zieht

Für den schnellen Draht in die Politik

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ZdK wird seinen Sitz von Bonn nach Berlin verlegen. Hier erläutert Generalsekretär Stefan Vesper die Beweggründe für diesen Schritt.

Abstimmung auf ZdK-Vollversammlung / © Harald Oppitz (KNA)
Abstimmung auf ZdK-Vollversammlung / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Der Bonner Bürgermeister hat gesagt, er könne die Entscheidung für einen Umzug nach Berlin nicht verstehen, schließlich habe auch die Deutsche Bischofskonferenz ihren Sitz in Bonn. Warum zieht das Zentralkomitee der deutschen Katholiken dann um?

Stefan Vesper (Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken): Es war eine intensive Debatte in den letzten Monaten. Es war kein Schnellschuss. Es ist eine Entwicklung, die die Ziele der Arbeit des ZdK betrifft. Wir wollen die Anliegen der Katholiken in der Öffentlichkeit vertreten, also Politik beeinflussen und mitgestalten. Auf der anderen Seite sollen auch die Anliegen der Katholiken gegenüber den Bischöfen vertreten werden und mit den Bischöfen zusammengearbeitet werden. Aus diesen Gründen war das Zentralkomitee hier nach Bonn gekommen, weil hier die Regierung war, weil hier die Politik war, weil hier auch die Bischofskonferenz war. Der Umzug der Regierung vor mehreren Jahrzehnten hat dann doch gezeigt, dass die politische Arbeit und Einflussnahme im Sinne der Anliegen der Katholiken doch eher vom Standort Berlin aus möglich ist.

DOMRADIO.DE: Im Rheinland schlägt das katholische Herz im Gegensatz zum protestantischen Berlin. Bonn ist UN-Stadt. Viele internationale Organisationen sind auch in Bonn. In Aachen, Köln und Düsseldorf sitzen auch viele katholische Verbände. Spricht das nicht alles doch noch für Bonn?

Vesper: Es war eine achtsame Debatte in mehreren Gremiensitzungen. Ich fand die Momente besonders stark, wo diejenigen, die für Berlin waren, auch gesagt haben, es gebe ernsthafte Argumente für Bonn, die sie verstünden. Umgekehrt haben auch die Bonner eingeräumt, dass es Argumente für Berlin gebe.

Sie haben jetzt gute Argumente für Bonn angeführt. Für Berlin gibt es aber auch gute Argumente, denn die wirkliche Mitgestaltung von aktiver Politik geschieht eben nicht nur über Erklärungen, sondern auch über die politische Präsenz in Berlin. Sie funktioniert über das Gespräch in offiziellen Kreisen, über das Gespräch im Hintergrund, über Anhörungen, Empfänge und Begegnungen – eben über den schnellen Draht in die Politik hinein. Und da ist eine große Mehrheit der Vollversammlung der Meinung, dass wir all das besser von Berlin aus durchführen können. Wir sind dann einfach näher an der praktischen Politik und können unsere Anliegen im Sinne der Katholikinnen und Katholiken noch besser vertreten.

DOMRADIO.DE: Was sagen denn die Mitarbeiter des ZDK, die in Bonn arbeiten?

Vesper: Eine solche Entscheidung ist immer für alle Beteiligten schwer. Auch das Präsidium und der Hauptausschuss haben sehr intensiv an das Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gedacht. Hier sind etwa rund 25 Menschen von dieser Entscheidung betroffen. Es gilt jetzt, mit allen persönliche Gespräche zu führen. Das habe ich bereits begonnen. Das wird auch das Präsidium noch machen. Wir haben einen langen Vorlauf, denn die Entscheidung gilt ja für das Jahr 2022. Wir haben also drei Jahre Zeit. In diesen Jahren können wir auf die Mitarbeiter zugehen und individuelle Lösungen finden.

Das Interview führte Dagmar Peters.

 

Stefan Vesper während eines Diskussionsbeitrags / © Beatrice Tomasetti (DR)
Stefan Vesper während eines Diskussionsbeitrags / © Beatrice Tomasetti ( DR )