Zentralkomitee der deutschen Katholiken beendet Vollversammlung

Dialog mit Islam, Debatte über AfD

Mit einem Aufruf zu mehr Sachlichkeit in politischen Diskussionen hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) seine Vollversammlung in Leipzig beendet. Dort wurde unter anderem eine Erklärung von Christen und Muslimen präsentiert.

Bei der ZdK-Vollversammlung / © Sebastian Willnow (dpa)
Bei der ZdK-Vollversammlung / © Sebastian Willnow ( dpa )

In einer "extrem aufgeheizten Debatte" habe man Zeichen setzen können, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Mittwoch mit Verweis auf die Erklärung. Sie war bei dem Treffen vorgestellt worden und erteilt Gewalt im Namen Gottes eine Absage. Das Papier wendet sich gegen "jedweden Fundamentalismus, Radikalismus, Fanatismus und Terrorismus, seien sie religiös oder anders begründet".

Jetzt aber, so Sternberg, heiße es: "Schal um und los zum Katholikentag!" Die Frühjahrsvollversammlung fand unmittelbar vor dem 100. Deutschen Katholikentag in der sächsischen Metropole statt. Das ZdK ist zusammen mit dem gastgebenden Bistum Dresden-Meißen Veranstalter des Christentreffens. Dazu werden bis Sonntag mindestens 50.000 Teilnehmer erwartet.

Debatte über Ausschluss der AfD vom Katholikentag

Im Zentrum der Vollversammlung stand neben dem Dialog mit dem Islam die Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus. Innerkirchlich will sich das Gremium mit einem Brief an Papst Franziskus für die Zulassung von Frauen zur Diakonenweihe einsetzen. In einem Grußwort sagte die Präses der Evangelischen Synode in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, sie verfolge die jüngsten Äußerungen des Papstes zu dem Thema mit Faszination und Spannung. "Für diese Art, die Kirche zu bewegen und auch fortzubewegen, wird Papst Franziskus auch von uns Protestanten hoch geschätzt."

Bei der Integrationspolitik lehnte ZdK-Präsident Thomas Sternberg eine getrennte Unterbringung von christlichen und muslimischen Flüchtlingen ab. Zugleich warb er eindringlich darum, Menschen in Not weiter willkommen zu heißen. Wenn die Neuankömmlinge die Deutschen nur als ein Volk von "RTL-II-Zuschauern" erlebten, das die eigenen Vorurteile pflege, brauche man sich nicht zu wundern, wenn es Probleme bei der Integration gebe.

Kontrovers diskutiert wurde unter den rund 200 Teilnehmern der Vollversammlung die umstrittene Entscheidung, Spitzenpolitiker der AfD von den Podien des Katholikentags auszuschließen. Caritas-Präsident Peter Neher sagte, rechtspopulistisches Gedankengut finde sich zu Teilen auch unter Katholiken in Pfarreien. Damit müsse man sich auseinandersetzen. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse bestätigte den Eindruck Nehers. Aber das sei kein Argument für eine Einladung von AfD-Politikern zum Katholikentag, um mit ihnen möglicherweise "unter dem Beifall von Claqueuren" zu debattieren. Sternberg, der die AfD als "Vereinfacher" bezeichnete und scharf attackierte, sagte: "Wir sprechen selbstverständlich über die Themen der AfD, aber wir wollen in unseren Diskussionsrunden nicht einfach nur schrille Stimmen aufeinanderprallen lassen."

Globale Entwicklungsziele: Appell an jeden Einzelnen

Nur mit stärkerem Engagement des Einzelnen lassen sich nach Ansicht des höchsten katholischen Laiengremiums in Deutschland die globalen Entwicklungsziele erreichen. Die Devise "Gut leben statt viel haben" müsse eine Haltung des bedenkenlosen Konsums ersetzen, heißt es in einem Impulspapier, das auf der Frühjahrsvollversammlung diskutiert wurde. Darin rufen die Autoren zu einem Wandel etwa bei der Nutzung von Auto und Flugzeug auf. Kirchengemeinden könnten durch die Einrichtung von Systemen zum Umweltmanagement, dem Kauf von schonend hergestellten Produkten oder der Investition in ethische Geldanlagen beispielgebend sein.

Die nachhaltigen Entwicklungsziele wurden auf dem UN-Entwicklungsgipfel im vergangenen Herbst in New York beschlossen. Bis 2030 will die Staatengemeinschaft substanzielle Fortschritte bei der Überwindung von Armut, Hunger und Krankheit, beim Umweltschutz sowie dem Zugang zu Bildung machen. Das ZdK-Papier spricht sich für mehr Verbindlichkeit und eine bessere Kontrolle bei der Verwirklichung der Ziele aus. Dafür sei vernetztes Handeln von den Kommunen bis über Ländergrenzen hinweg erforderlich.


Quelle:
KNA