Zentralkomitee der deutschen Katholiken hält AfD für religionsfeindlich

Kontroverse Debatte über "Vereinfacher"

Kurz vor Beginn des 100. Katholikentags ruft das Zentralkomitee der deutschen Katholiken zu einer Versachlichung in der Islam-Diskussion auf. Das Gremium stellte eine Erklärung gegen jede religiös motivierte Gewalt vor.

ZdK-Vollversammlung in Leipzig / © Sebastian Willnow (dpa)
ZdK-Vollversammlung in Leipzig / © Sebastian Willnow ( dpa )

Pauschale Verallgemeinerungen seien "brandgefährlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt", sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Dienstag auf der Vollversammlung des höchsten Gremiums der katholischen Laien in Deutschland. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ZdK ist zusammen mit dem gastgebenden Bistum Dresden-Meißen Veranstalter des fünftägigen Christentreffens in der Messestadt.

Zdk warnt vor alltäglicher Islamfeindlichkeit

Auf der Vollversammlung veröffentlichte das ZdK eine Erklärung des Gesprächskreises Christen und Muslime. Das Papier hält fest: "Als Christen und Muslime verurteilen wir jedweden Fundamentalismus, Radikalismus, Fanatismus und Terrorismus, seien sie religiös oder anders begründet." Zugleich warnt die Erklärung davor, dass Islamfeindlichkeit alltäglich werde. "Sie ist ebenso unchristlich wie Judenfeindlichkeit." Dem müsse man Aufklärung und Begegnungen entgegensetzen.

Bei der Integrationspolitik lehnte ZdK-Präsident Sternberg eine getrennte Unterbringung von christlichen und muslimischen Flüchtlingen ab. Zugleich warb er eindringlich darum, Menschen in Not weiter willkommen zu heißen. Dies gehe nicht ohne persönliches Engagement eines jeden Einzelnen. Nur durch Begegnungen werde die Angst vor dem Fremden überwunden. Wenn die Neuankömmlinge ihrerseits die Deutschen nur als ein Volk von "RTL-II-Zuschauern" erlebten, das die eigenen Vorurteile pflege, brauche man sich nicht zu wundern, wenn es Probleme bei der Integration gebe.

Caritaspräsident: rechtspopulistische Gedanken auch bei Katholiken

Kontrovers diskutiert wurde unter den rund 200 Teilnehmern der Vollversammlung die Entscheidung, Spitzenpolitiker der AfD von den Podien des Katholikentags auszuschließen. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, sagte, rechtspopulistisches Gedankengut finde sich zu Teilen auch unter Katholiken in Pfarreien. Damit müsse man sich auseinandersetzen.

Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse bestätigte den Eindruck Nehers. Aber das sei kein Argument für eine Einladung von AfD-Politikern zum Katholikentag, um mit ihnen möglicherweise "unter dem Beifall von Claqueuren" zu debattieren. Stattdessen gelte es, das Gespräch an der Basis zu suchen und dort Hass und Hetze zu widersprechen. Das, so der SPD-Politiker, "ist unserer verdammte Christenpflicht".

Sternberg, der die AfD als "Vereinfacher" bezeichnete und scharf attackierte, sagte dazu: "Wir sprechen selbstverständlich über die Themen der AfD, aber wir wollen in unseren Diskussionsrunden nicht einfach nur schrille Stimmen aufeinanderprallen lassen." Der Katholikentag dürfe sich nicht ausschließlich über den Umgang mit der AfD definieren, mahnte der ZdK-Präsident. Von der Großveranstaltung, die am Mittwoch in Leipzig beginnt und bis Sonntag andauert, solle ein Signal der Toleranz und des Miteinanders ausgehen. Zu dem Treffen erwarten die Veranstalter mindestens 50.000 Besucher.


Quelle:
KNA