ZdK-Präsident: AfD ist keine Alternative für Deutschland

AfD-Politiker unerwünscht

Das Zentralkomitee der Katholiken will sich mit den Positionen der AfD auseinandersetzen. Auf Podien hätten die AfD-Vertreter aber nichts zu suchen, warnt Präsident Sternberg.

Thomas Sternberg / © Harald Oppitz (dpa)
Thomas Sternberg / © Harald Oppitz ( dpa )

domradio.de: Nun ist der Katholikentag von einigen Seiten angegriffen worden, weil er die AfD explizit ausgeladen hat. Die FAZ hat das zum Beispiel so gesehen, dass das falsch gewesen sei. Wie ist das, Sie stehen weiter zu dieser Entscheidung?

Thomas Sternberg (Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken: Es war eine Entscheidung, die schon vor meiner Übernahme der Katholikentagsleitung gefällt worden ist. Ich habe den Eindruck, dass alle neuen Äußerungen der AfD den Beschluss bestätigen, hier nicht eine Gruppe zu nobilitieren, die eben keine Partei ist, keine Alternative für Deutschland und dass Bernd Lucke so eine Art Sammelbecken von Protestkräften wie sie mal DVU, mal Republikaner hießen und mal irgendwas (geschaffen hat, Anm. d. Red.). Mit den Positionen muss man sich auseinandersetzen, mit den Menschen muss man sich auseinandersetzen, aber die Partei muss man nicht nobilitieren.

domradio.de: Was meinen Sie mit nobilitieren?

Sternberg: Indem ihre Funktionäre und ihre Spitzenköpfe durch die Beteiligung an Podien populär macht. Von einem Herrn Höcke würde kein Mensch reden, wenn er nicht bei Günther Jauch aufgetreten wäre und auch mit anderen geht das so.

domradio.de: Wie ist das mit großen Themen beim Katholikentag, ein Thema wird mit Sicherheit die Flüchtlingskrise sein?

Sternberg: Natürlich wird das eine ganz große Frage sein und das ist ja auch eine Frage über die man diskutieren muss. Ich bin schon etwas stolz auf meine Kirche, dass die ehrenamtliche und hauptamtliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe nicht zuletzt von Gruppierungen aus den Verbänden und Gemeinden getragen wird. Eins ist ganz klar, so kompliziert die Themen sind und so kompliziert die Fragen sind: Wer persönlich engagiert ist, persönlich Flüchtlinge kennt, für den hat diese Flucht ein Gesicht und der ist immun gegen die einfachen Parolen und gegen die Einfachlösungen, die doch nicht funktionieren.

domradio.de: Welche Rolle kann Kirche da spielen, wir sprechen immer von einer Spaltung der Gesellschaft. An den Rändern entwickeln sich immer mehr extreme Gruppen, welche Rolle kann Kirche spielen im Zusammenhang AfD, Flüchtlingskrise, Rechtsradikalität?

Sternberg: Ich glaube, dass die Kirche eine Aufgabe darin hat, deutlich zu machen, was eigentlich Grundlage dieser Gesellschaft ist und sein sollte, dass man zum Beispiel Menschenwürde achtet, dass Menschen respektiert und geachtet werden, dass so etwas wie gerade bei Dresden mit den Flüchtlingsheimen passiert ist, einfach nur blamal und schrecklich ist und auch unser Bild in der Welt in einer Weise beschädigt, wie sich das die Akteure gar nicht klarmachen. Dass wir ein Deutschland präsentieren, das mit Menschen menschenwürdig umgeht, das offen ist für die Menschen, dass sich allerdings auch bewusst ist, dass wir diese Flüchtlingsproblematik nicht so schultern können, dass es so weitergehen kann wie im letzten halben Jahr in den Mengen und Zahlen, aber da ist doch unendlich viel passiert und nichts ist falscher als die Behauptung "Angela Merkel hätte alle nur reingelassen und sonst nichts gemacht". Unendlich viel ist passiert in den letzten Monaten.

Das Interview führte Johannes Schröer.

 


Quelle:
DR