Zwei Bewerber für die Glück-Nachfolge im Katholikenkomitee

Flachsbarth und Sternberg

Für die Nachfolge von Alois Glück an der Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gibt es zwei Bewerbungen: Eine Frau, ein Mann, beide aus der Politik, beide aus der CDU.

ZdK-Präsident Thomas Sternberg / © Elisabeth Schomaker (KNA)
ZdK-Präsident Thomas Sternberg / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Kandidaten sind die Bundestagsabgeordnete Maria Flachsbarth und der Landtagsabgeordnete Thomas Sterneberg (beide CDU), wie das Zentralkomitee am Freitag in Bonn mitteilte. Die Vollversammlung der katholischen Laienbewegung wählt dann einen neuen Präsidenten für die laufende Amtsperiode wählen. Dieser muss von den Bischöfen bestätigt werden.

Flachsbarth ist Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeslandwirtschaftsminister. In der vergangenen Wahlperiode war die Tiermedizinerin Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Die 52-jährige westfälische Unionspolitikerin ist seit 2002 Bundestagsmitglied. Dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken gehört sie seit 2011 an. Zudem ist Flachsbarth Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes.

Thomas Sternberg (63) gehört seit 2005 für die CDU dem nordrhein-westfälischen Landtag an. Er ist Direktor der Katholisch-Sozialen Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster. Im Zentralkomitee der deutschen Katholiken war Sternberg, der nach einer Bäckerlehre und Abendgymnasium Germanistik, Kunstgeschichte und Theologie studierte, bis 2013 Sprecher für kulturpolitische Grundsatzfragen. Seit 1997 ist er Berater der Kommission Wissenschaft der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Die Ära Glück

Alois Glück (CSU) war im November 2013 als Präsident der katholischen Laienbewegung bestätigt worden. Bereits vor der Wiederwahl hatte er angekündigt nur noch zwei anstelle der üblichen vier Jahre zur Verfügung zu stehen. Glück war 2009 an die Spitze des katholischen Laiengremiums gerückt, dem er bereits seit 1983 angehört. Der 75-Jährige Bayer hatte den Spitzenposten übernommen, als die katholische Kirche durch die Missbrauchsfälle eine schwere Vertrauenskrise erlebte. Als Präsident des Dachverbandes der katholischen Laienverbände wirbt der CSU-Politiker beharrlich für eine Erneuerung der Kirche, mehr Mitsprache der Laien und einen Dialog auf Augenhöhe.

Zusammen mit dem Mediziner Eckhard Nagel war er Präsident des Zweiten Ökumenischen Kirchentags 2010 in München. Die Katholikentage in Mannheim (2012) und Regensburg (2014) hat der Repräsentant der katholischen Laienbewegung maßgeblich geprägt. Glück ist stellvertretender Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung und Mitglied der Lebensschutzorganisation Donum Vitae Bayern.

Kandidaten liegen nah beieinander

Politisch und kirchenpolitisch dürfte es nur wenige Unterschiede zwischen den beiden Kandidaten Flachsbarth und Sternberg geben. Die ZdK-Spitze bleibt in Unionshand, auch wenn das ZdK viel pluraler geworden ist und Sozialdemokraten und Grüne wie selbstverständlich dabei sind. Beide gehören zu den Unterstützern der von katholischen Laien gegründeten Schwangerschaftsberatungsorganisation "Donum Vitae", die - entgegen der Weisung des Papstes - den vom Gesetzgeber geforderten Beratungsschein für eine straffreie Abtreibung ausstellt.

Flachsbarth und Sternberg haben sich kritisch zu kirchenpolitischen Entwicklungen geäußert: Erst kürzlich rief Flachsbarth zu einer Gender-Debatte "auch in der katholischen Kirche" auf. Sie plädiert dafür, dass Frauen Diakoninnen werden sollen. Sternberg gehörte 2011 mit Bundestagspräsident Norbert Lammert und den früheren Ministerpräsidenten Bernhard Vogel, Erwin Teufel und Dieter Althaus (alle CDU) zu den Verfassern eines Aufrufs an die Bischöfe, sich für eine Lockerung des Zölibats und die Zulassung "erprobter verheirateter Männer" zum Priesteramt einzusetzen.

Frau im Vorteil?

Bei so ähnlichen Positionen könnte die Frage, ob nach der saarländischen CDU-Politikerin Rita Waschbüsch - von 1988 bis 1997 als erste Frau an der Spitze des ZdK - wieder eine Frau das ZdK führt, ein entscheidendes Wahlkriterium werden.

Mit der Präsentation von gleich zwei Kandidaten straft das ZdK Aussagen Lügen, es gebe kaum noch repräsentable Kandidaten in den Reihen des Gremiums. Hintergrund waren die Querelen des ZdK mit den Bischöfen, die 2009 dazu führten, dass die Bischofskonferenz den designierten ZdK-Präsidenten und hessischen Bildungs-Staatssekretär Heinz-Wilhelm Brockmann ablehnten. In der Not und entgegen seiner Lebensplanung ließ sich der CSU-Spitzenpolitiker Glück vor den Karren spannen.


Quelle:
KNA , epd