Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken trifft sich

Wende im Herbst

An der Debatte über den Terror kommt das Zentralkomitee der deutschen Katholiken kaum vorbei. Aber bei der Herbstvollversammlung des Gremiums steht die Suche nach einem Nachfolger für Präsident Alois Glück im Fokus.

Autor/in:
Joachim Heinz
Abstimmung bei der ZdK-Vollversammlung (KNA)
Abstimmung bei der ZdK-Vollversammlung / ( KNA )

Maria Flachsbarth oder Thomas Sternberg - wer macht das Rennen? Noch ist offen, ob die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium oder der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete die Nachfolge von Alois Glück in der Leitung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) antritt. Sicher aber ist schon jetzt: Das Präsidentenamt bleibt in Unions-Hand - mit einem graduellen Unterschied. Auf den CSU-Mann Glück folgt ein Vertreter aus den Reihen der CDU. Alles weitere wird sich auf dem Herbsttreffen des ZdK am Freitag und Samstag in Bonn weisen. Dann sind die 220 Mitglieder der Vollversammlung am Zug. Erstmals in der Geschichte des ZdK haben sie die Wahl zwischen zwei Bewerbern.

Flachsbarth oder Sternberg treten in große Fußstapfen

Am Ende könnte für Maria Flachsbarth sprechen, dass in den Augen Vieler nach der Amtszeit von Rita Waschbüsch (1988-1997) die Zeit zum zweiten Mal reif ist für eine Frau an der Spitze des höchsten Gremiums der katholischen Laien in Deutschland. Die 52-Jährige würde überdies den erstrebten Generationenwechsel im ZdK noch deutlicher verkörpern als der 63-jährige Sternberg. Beide Kandidaten nehmen die Konkurrenz zumindest nach außen hin entspannt. "Frauen sind nicht die besseren Menschen", warnte Flachsbarth in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vor Versuchen, die Wahl auf einen Gesichtspunkt zu verengen.

"Ein bisschen Wettbewerb tut dem ZdK gut", gab Sternberg gegenüber der KNA zu Protokoll. Aber zu einer "Kampfkandidatur" werde er sich nicht hinreißen lassen. Dass er die Angelegenheit trotzdem nicht auf die leichte Schulter nimmt, deutete er im selben Atemzug an. Er sei von "etlichen ZdK-Mitgliedern" gebeten worden, sich zur Wahl zu stellen. Sternbergs Botschaft: Auch er genießt gewissen Rückhalt in den Reihen der ZdK-Vollversammlung.

Alois Glück tritt ab

Sternberg wie Flachsbarth wissen, dass sie in große Fußstapfen treten. Der 75-jährige Alois Glück hat das ZdK in den vergangenen sechs Jahren souverän durch manche Klippen laviert. Ob beim Bekanntwerden des Missbrauchsskandals oder der Finanzaffäre um den früheren Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst: In den Konflikten und Debatten um die Kirche und ihre Vertreter betrieb Glück gekonnt Krisenkommunikation und profitierte dabei von seinen Erfahrung als Strippenzieher auf politischer Bühne.

Innerkirchlich, so bilanzierte der scheidende ZdK-Präsident im KNA-Interview, habe sich seither einiges geändert. Offene Debatten zwischen Laien und Bischöfen seien möglich geworden. Nicht immer freilich ist es mit der "angstfreien Kommunikation" allein getan. In dem Konflikt um den 1999 gegründeten Schwangerenberatungsverein "Donum Vitae" etwa sei bis heute keine Verständigung gelungen, beklagte Glück. Die Bischöfe bekräftigten stattdessen mehrfach, dass "Donum Vitae" eine "Vereinigung außerhalb der katholischen Kirche" sei.

Das Verhältnis von Deutscher Bischofskonferenz und dem Laiengremium fortzuentwickeln, wird eine wichtige Aufgabe der künftigen ZdK-Spitze sein. Eine Antwort muss das Katholikenkomitee auch auf die Frage finden, wie künftig mit jenen Stimmen rechts und links der Mitte umzugehen ist, die sich immer häufiger auch im Internet Gehör verschaffen. Zunehmen könnte auch die gesellschaftspolitische Schlagkraft des Gremiums. Sind beispielsweise die vom ZdK veranstalteten Katholikentage in der bisherigen Form noch zeitgemäß?

Ruf nach Reformen

Auch der Ruf nach inneren Reformen wurde zuletzt im ZdK laut. Dass das Gremium seinen Sitz immer noch in Bonn und nicht in Berlin hat, ist manch einem ein Dorn im Auge. Und nicht nur Thomas Sternberg wünscht sich mehr Mitsprache der Mitglieder und eine Kommunikation, "die aktueller, frischer und knapper daherkommt".

Die bevorstehende Herbstvollversammlung läuft dagegen in weitgehend gewohnten Bahnen ab. Ein letztes Mal wird Alois Glück seinen "Bericht zur Lage" abgeben und dabei sicher auch auf die Terroranschläge von Paris zu sprechen kommen. Im Anschluss an die Präsidenten-Wahl will die Vollversammlung unter anderem nach einem "Impulsreferat" über die Flüchtlingskrise beraten und eine "Kulturpolitische Erklärung" mit dem Titel "Die Kraft der Vielstimmigkeit" verabschieden.


Quelle:
KNA