CDU-Politikerin Flachsbarth könnte neue ZdK-Präsidentin werden

"Frauen sind nicht die besseren Menschen"

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Maria Flachsbarth ist Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium und ist Präsidentschaftskandidatin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Im Interview erläuterte sie ihre Pläne.

Maria Flachsbarth (KNA)
Maria Flachsbarth / ( KNA )

KNA: Frau Flachsbarth, Sie sind von Hause aus ausgebildete Tierärztin. Was hat Sie bewogen, in die Politik einzusteigen?

Flachsbarth: Eigentlich haben mich meine Lehrer im Gymnasium darauf gebracht, weil ich von denen gelernt habe: Politik passiert immer - dem kann man sich nicht entziehen. Der Unterschied zwischen Demokratie und Nichtdemokratie ist nur, dass man sich in einer Demokratie einbringen kann und mitgestalten kann - oder eben nicht. Und das war nie meins: Dinge einfach nur mit mir geschehen zu lassen.

KNA: Als CDU-Abgeordnete für Hannover-Land sind Sie in einer evangelisch geprägten Gegend zu Hause. Verändert das die Einstellung zu Kirche und Glauben?

Flachsbarth: Ja, vor allem bekommt man einen Blick für das, was wirklich wichtig ist. Ich habe bei der Erziehung unserer beiden Kinder die Erfahrung gemacht, dass es viele Menschen gibt, die sich überhaupt nicht mehr zur Kirche hingezogen fühlen. In einer Gesellschaft, in der das Christentum mehr und mehr verdunstet, ist es wichtig, die christliche Botschaft über Konfessionsgrenzen hinweg zu leben. Dennoch bin ich fest in meiner Kirche verankert. Das hat auch viel mit Liturgie zu tun, und da bin ich eben katholisch durch und durch. Ich finde die Protestanten aber sehr, sehr sympathisch - mein Mann, mit dem ich seit 25 Jahren verheiratet bin, ist zum Beispiel einer.

KNA: Was reizt Sie an der Aufgabe der ZdK-Präsidentin?

Flachsbarth: Ich bin gebeten worden, ob ich mir das vorstellen könne. Und ich habe mich dem lange verwehrt, weil mein Leben zurzeit ausgefüllt genug ist. Auf der anderen Seite: Ich bin seit vier Jahren Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes. Wir fordern mit Nachdruck mehr Gleichberechtigung von Mann und Frau in den verschiedenen Strukturen der Kirche. Und dann ist es schwierig, wenn sich für die Kandidatur für das ZdK-Präsidentenamt keine Frau zur Verfügung stellt, obwohl ausdrücklich eine gesucht wird. Da fühlte ich mich in der Pflicht.

KNA: Macht es einen Unterschied, ob das Amt in weiblicher oder männlicher Hand ist?

Flachsbarth: Frauen sind nicht die besseren Menschen, Frauen sind aber anders als Männer. Es gibt Unterschiede in der Sichtweise von Frauen und Männern auf die Welt, wir haben andere emotionale Zugänge, andere Erfahrungshorizonte, andere Lebenswelten - zum Beispiel bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

KNA: Wie bringen Sie Kinder und Karriere unter einen Hut?

Flachsbarth: Mein Weg wäre nicht denkbar ohne die Hilfe meines Mannes, der unsere Jungs in weiten Strecken allein erzogen hat - wie ich finde, ganz gut. Wir haben diesen Lebensweg nicht bewusst geplant, es haben sich Möglichkeiten ergeben, über die wir immer gemeinsam entschieden haben. Das würde ich mir auch allgemein für Familien wünschen: Dass sie Lebenswege beschreiten können, so wie es zu ihnen passt.

KNA: Was sind die dringendsten Herausforderungen für die Kirche?

Flachsbarth: Ich denke, dass der Dialogprozess zwischen Bischöfen und Laien, der jetzt in Würzburg zu einem Abschluss gekommen ist, weitergeführt werden sollte. Um auch nach außen sichtbar gemeinsam Kirche zu sein und Politik und Gesellschaft zu zeigen, was uns antreibt. Gerade in einer Gesellschaft, die manchmal sehr konsumorientiert und ich-bezogen ist, sind christliche Inhalte notwendiger denn je. Es kommt darauf an, dass wir unser Christentum gemeinsam authentisch leben.

KNA: Ärgert es Sie, dass Frauen in der katholischen Kirche kein geistliches Amt bekleiden dürfen - nicht einmal das der Diakonin?

Flachsbarth: Wenn wir die Rolle der Frau in der Kirche bedenken, kommt es vor allem darauf an, was in der Gemeinde vor Ort passiert. Kommunionunterricht, Betreuung von alten Menschen, von Flüchtlingen - sehr, sehr häufig übernehmen das Frauen. Wenn Menschen etwas erfahren über die Liebe Jesu Christi, dann kommen ihnen Frauen entgegen. Es ist eine Frage des geschwisterlichen Umgangs in der katholischen Kirche, wenn wir darüber sprechen, dass es mehr Frauen auch in Führungspositionen geben sollte. Deshalb freue ich mich, dass das ZdK das Anliegen des Diakonats der Frau unterstützt - zum Beispiel durch den jährlichen "Tag der Diakonin".

KNA: Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen der Familien-Synode?

Flachsbarth: Sie geben genug Raum für Entscheidungen des Papstes. Der Weg ist beschritten in die richtige Richtung. Man spricht vorbehaltloser über diese Fragen - auch wenn man sich eine weitere Öffnung wünscht, wie etwa die Zulassung zu den Sakramenten bei wiederverheirateten Geschiedenen.

KNA: Wie können ZdK und Bischofskonferenz bei Reizthemen zusammenfinden - etwa bei der Segnung homosexueller Partnerschaften?

Flachsbarth: Wir müssen diese Frage weiter gemeinsam bedenken. Will Gott den Menschen so, wie er ihn geschaffen hat, auch mit seiner sexuellen Orientierung? Papst Franziskus hat gesagt: "Wer bin ich, dass ich urteilen würde über diesen Menschen." Wichtig ist mir, dass wir nicht versuchen, Ehe und homosexuelle Partnerschaft gegeneinander auszuspielen. Das sind tatsächlich unterschiedliche Dinge.

KNA: Sehen Sie eine Chance die eher konservativen Katholiken für sich zu gewinnen, die etwa dem "Forum deutscher Katholiken angehören"?

Flachsbarth: Ich bin gern zum Dialog bereit, weiche keinem Gesprächswunsch aus. Deshalb versuche ich zum Beispiel auch, allen, die mir schreiben, eine Antwort zu geben - auch Zuschriften aus diesem sehr konservativen Milieu beantworte ich.

KNA: Inwieweit ist die Kirche für die Politik wichtig?

Flachsbarth: Wichtig ist, dass die Kirche dann ihre Stimme erhebt, wenn es um den Schutz des Lebens geht, um die Armen und Schwachen der Gesellschaft. Die Kirche stellt sich bewusst auf deren Seite und das ist aus meiner Sicht völlig unverzichtbar - gerade momentan im Hinblick auf die Flüchtlingspolitik. 

KNA: Was bedeutet der Glaube persönlich für Sie?

Flachsbarth: Er gehört zu meiner Person, und ich bin in meiner Kirche zu Hause. Als Politikerin bin ich dankbar dafür, nicht alles im letzten lösen zu müssen. Jesu Wort aus dem Matthäusevangelium: "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid" - das hilft sehr angesichts der Vielzahl von Problemen, die die Kräfte des Einzelnen übersteigen.

KNA: Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Ich habe da auf Ihrer Homepage einige Kochrezepte entdeckt.

Flachsbarth: Ja, ich koche sehr gern. Das gemeinsame sonntägliche Mittagessen ist sehr wichtig in unserer Familie. "Herdanziehungskraft" heißt das bei uns, da kommen dann auch unsere beiden Söhne dazu, die 20 und 22 Jahre alt sind. Wir reden miteinander, wir diskutieren politische und kirchliche Themen. Meine Jungs sind da grundsätzlich wohlwollend, aber durchaus kritisch.

Das Interview führte Nina Schmedding.


Quelle:
KNA