Kurienkardinal: ZdK hat keine Kompetenz in Lehrfragen

Auf Mission

Mit scharfen Worten hat sich Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller in die Debatte um die gleichgeschlechtliche Ehe eingeschaltet. Das Ja der Iren bedeute eine "Diskriminierung des Ehebundes von Mann und Frau und somit eben auch der Familie".

Gerhard Ludwig Kardinal Müller (KNA)
Gerhard Ludwig Kardinal Müller / ( KNA )

Das sagte der Präfekt der römischen Glaubenskongregation der Würzburger Zeitung "Die Tagespost" (Samstagsausgabe). Er ist nach dem Papst der oberste Wächter über die Reinheit und Unverfälschtheit der katholischen Lehre.

Der Kardinal beglückwünschte all jene, "die ihre Knie nicht gebeugt haben vor den Götzen der Selbsterschaffung und Selbsterlösung, die uns zielsicher in die Selbstzerstörung führen werden - wie andere politischen Ideologien auch". Die Mehrheit sage zudem nichts über die Wahrheit aus. "Die Wahrheit wird sich durchsetzen, wenn auch unter großen Opfern!", zeigte sich Müller überzeugt.

Es gehe bei der gleichgeschlechtlichen Ehe nicht darum, dass Homosexuelle nicht diskriminiert würden, erklärte der Präfekt der Römischen Glaubenskongregation. Dies sei eine Selbstverständlichkeit. "Nichtdiskriminierung war nur die Schalmei, mit der sich die Naiven in den Schlaf des Gewissens wiegen ließen", sagte Müller und betonte, Familie sei eine Lebensgemeinschaft von Vater und Mutter mit ihren Kindern, die Gott ihnen geschenkt und anvertraut habe.

Müller: "Niederlage für die Menschheit" ist richtiger Ausdruck

"Kinder sind nicht Eigentum der Gesellschaft und des Staates, der sie bei Leuten, die sich einen Wunsch erfüllen wollen, zur Pflege gibt, sondern sie sind Eigentum Gottes, der die Menschen nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat", erklärte Müller weiter. Ausdrücklich stellte sich Müller hinter Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der das irische Referendum als eine "Niederlage für die Menschheit" gewertet hatte. Damit habe Parolin den richtigen Ausdruck gefunden, betonte Müller.

Die Ehe könne nur aus dem Ja-Wort zwischen Mann und Frau entstehen und müsse offen für Kinder sein, betonte der Präfekt. Ehebruch sei eine schwere Sünde, die vom Gottesreich ausschließe, solange der Sünder nicht durch Reue, Bekenntnis, Wiedergutmachung und die Absolution die Wiederversöhnung mit Gott und der Kirche erlangt habe. Dies seien die wesentlichen Grundlagen.

Müller wandte sich dagegen, aus dem Wort Ehe "nur noch eine Hülse" zu machen. Diese könne man sonst "mit beliebigen Inhalten" füllen. Die Ehe als Bund von Mann und Frau sei aber schon in der Schöpfung selbst grundgelegt, argumentierte Müller. Deshalb werde der Papst dies auch in seiner kommenden Enzyklika klar ansprechen.

Müller: ZdK hat keine Kompetenz in Lehrfragen

Außerdem hat Kurienkardinal Müller in dem Interview das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) kritisiert. "Man hat dort keine Kompetenz anstelle des Lehramts wesentliche Inhalte der Offenbarung zu interpretieren oder ihres Inhalts zu entleeren", sagte Müller. Schon gar nicht könne das Gremium im Namen eines säkularisierten Denkens Forderungen an das Lehramt des Papstes und der Bischöfe stellen.

Das ZdK hatte bei seiner Frühjahrsversammlung in Würzburg ohne Gegenstimme ein Papier zur Bischofssynode im Herbst verabschiedet. Darin sprach sich die Vollversammlung für Formen der Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sowie von Partnerschaften Geschiedener aus. Entsprechende liturgische Formen müssten weiterentwickelt werden. Es brauche zudem eine "vorbehaltlose Akzeptanz des Zusammenlebens in festen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften" und eine klare Positionierung gegen noch bestehende Ausgrenzungen homosexueller Menschen.

Müller: Mission der Kirche ist von Gott gegeben

Auch die Deutsche Bischofskonferenz hatte dazu ihr Missfallen ausgedrückt. "Die Forderung nach einer Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und einer zweiten kirchlich nicht anerkannten Ehe ist mit Lehre und Tradition der Kirche nicht vereinbar", erklärte der Konferenzvorsitzende, der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Die Forderung nach einer "vorbehaltlosen Akzeptanz" des Zusammenlebens in festen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften widerspreche ebenso der Lehre und Tradition der Kirche.

Müller verwies darauf, das ZdK könne sich nicht auf demokratische Legitimation berufen, wenn es darum gehe, die Vollmacht und die Mission der ganzen Kirche, die Offenbarung in Jesus Christus zu bewahren und zu vergegenwärtigen. Sie sei von Gott gegeben und nicht ausgedacht wie ein Parteiprogramm von einer Gruppe, die sich organisiere. Diese wolle damit die Offenbarung in die eigene Regie nehmen und "Gott am Ende belehren", was er eigentlich gemeint haben sollte, als vor 2.000 Jahren in Jesus Christus die geschichtliche Offenbarung abgeschlossen worden sei und von nun an im Heiligen Geist der Glaubensgemeinschaft für immer aufgeschlossen bleibe.

Die Forderung, etwas zu segnen, was Gott selbst nicht gut nenne und was einen Verstoß gegen das sechste Gebot darstelle, sei ein "schreiender Widerspruch zum Wort Gottes", so der Präfekt. Auch mit Berufung auf die Psychologie und Soziologie sei hier keine Verringerung des Abstands zwischen Kirche und "entchristlicht-neuheidnischer Gesellschaft" zu erreichen. Die Folge wäre nicht mehr gesellschaftliche Relevanz, sondern mehr Irrelevanz in allen existenziellen Fragen.


Quelle:
KNA