Glück: Dialogprozess der deutschen Bischöfe war fruchtbar

Laien tagen in Würzburg

Bei der ZdK-Versammlung hat Präsident Alois Glück den Gesprächsprozess der Bischofskonferenz als "fruchtbar" gewürdigt. Das Laiengremium will trotz versagter finanzieller Unterstützung am Katholikentag in Münster festhalten.

ZdK-Sitzungssaal  (KNA)
ZdK-Sitzungssaal / ( KNA )

Gleichzeitig warb der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) dafür, auch eine innere Bestandsaufnahme zu machen und genau zu resümieren, was auf dem Weg verloren gegangen sei. "Wir dürfen uns nicht nur auf Strukturfragen konzentrieren", sagte Glück am Freitag auf der Vollversammlung des obersten Laiengremiums in Würzburg.

Das ZdK will am Samstag über Lehren aus dem Gesprächsprozess beraten, den die deutschen Bischöfe als Reaktion auf den Missbrauchsskandal 2010 gestartet hatten. Der Prozess wird im Herbst mit einer Veranstaltung in Würzburg enden. Glück betonte, dass zu diesem Zeitpunkt klar sein müsse, wie es weitergehe. Darüber müssten die Laienvertreter in den nächsten Wochen zunächst selbst, aber auch mit den Bischöfen intensiv sprechen.

Schluss mit ausländerfeindlichen Tendenzen

Glück wandte sich in seinem Bericht auch klar gegen ausländer- und islamfeindliche Tendenzen in der Kirche. Es gebe Entwicklungen, "die uns fassungslos machen", so der ZdK-Präsident. "Da können sie noch so viele Werte beschwören, aber wenn sie gegen andere Menschen Stimmung machen, können sie nie und nimmer unser Partner sein." Hier gelte es, klar Position zu beziehen.

In der Zuwanderungspolitik sei es wichtig, sich mit den gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Langzeitwirkungen auseinanderzusetzen, so der der ZdK-Präsident. Politik, aber auch Kirche und kirchliche Gemeinschaften seien gefordert, sich damit zu beschäftigen und in der Gesellschaft eine fruchtbare Debatte auf den Weg zu bringen.

In Bezug auf die Diskussion um den Islam in Deutschland betonte Glück, dass es mit dem Grundgesetz eine ganz eindeutige Grundorientierung für das Zusammenleben in Deutschland gebe. Dessen Normen und Regeln stünden über jedem religiösen Gesetz. "Das gilt für die Muslime in unserem Land, es gilt natürlich aber auch für Christen und Angehörige anderer Religionen oder für Nichtreligiöse." Die Losung "Deutschland soll bunter werden" sei noch kein tragfähiges Konzept.

Der ZdK-Präsident rief dazu auf, die Ängste nicht zu verdrängen, sie aber auch nicht zu kultivieren und zu instrumentalisieren. "Angst ist ein wichtiger Signalgeber, aber die Angst darf uns nicht beherrschen und lähmen." Das Gespräch, die geistige Auseinandersetzung, der Dialog zwischen den Kulturen und zwischen den Religionen zählten zu den "Zeichen der Zeit" und damit zu den drängendsten Aufgaben der Christen. Es führe kein Weg daran vorbei, sich über die Werte in Europa zu verständigen. "Es wäre unredlich, dies einfach der Politik als Aufgabe zuzuweisen und dann der kritische Zuschauer zu sein, möglichst auf dem moralischen Hochsitz."

Glück warnt vor Doppelmoral in der Kirche

Außerdem warnte Glück vor dem Missbrauch religiöser Werte. Es gebe auch in der Kirche Entwicklungen, bei denen "sehr viel doppelte Moral sichtbar wird", sagte Glück am Freitag in Würzburg. Als Beispiel nannte er zuvor in seinem Lagebericht etwa die Teilnahme deutscher Katholiken an einem Familienkongress im Kreml. Solche Entwicklungen müssten auch benannt werden.

Dabei verlören diese Katholiken "kein einziges Wort über die Verletzung der Menschenrechte oder das Selbstbestimmungsrecht der Völker", kritisierte Glück. Die katholische Publizistin Gabriele Kuby hatte im vergangenen Herbst an einem Familienkongress im Kreml teilgenommen.

Mit Blick auf Russland sprach Glück von einem Kampf gegen westliche Werte. Hier gebe es ein "fatales Bündnis" zwischen der orthodoxen Kirche und dem Patriarchat in Moskau. Deshalb sei es wichtig, sich seiner eigenen Werte zu versichern. Jahrzehntelang habe ein Pragmatismus geherrscht. Nun rückten Wertefragen immer mehr in den Mittelpunkt.

Auch ohne Zuschuss: Katholikentag in Münster

Der Katholikentag 2018 findet vom 9. bis 13. Mai wie geplant in Münster statt. Dafür sprachen sich die ZdK-Vertreter trotz der versagten direkten finanziellen Unterstützung durch die Stadt Münster aus. ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper hatte zuvor den Münsteraner Stadtrat kritisiert. Er halte die am vergangenen Mittwoch genehmigte "Sachmittelbezuschussung" für einen "Rückfall in frühere Zeiten", sagte Vesper. Dennoch habe man nun "ausreichende Planungssicherheit".

Man habe viel investiert, "um die politisch Verantwortlichen in Münster davon zu überzeugen", dass die finanzielle Unterstützung "kein unbilliges Privileg darstellt".

Auch habe man nie einen Zuschuss haben wollen, "weil es schon immer so war". Er habe bislang "noch selten" die Erfahrung gemacht, "wie sehr einige Mandatsträger sich guten Argumenten gegenüber so hartnäckig verweigern können", sagte Vesper nach über 20 Gesprächen mit den Verantwortlichen in Münster.

Die Mehrheit der Münsteraner Stadträte von SPD, Grünen, Linken und FDP hatte im März die Bitte um den sonst bei christlichen Kirchentreffen üblichen finanziellen Zuschuss abgelehnt. Die Veranstalter rechnen mit Kosten von 9,3 Millionen Euro und hatten von der Stadt 1,2 Millionen Euro erbeten. Am Mittwoch dieser Woche hatte der Stadtrat dem ZdK die kostenlose Nutzung von Veranstaltungsräumen angeboten. Zudem will die Kommune für das Katholikentreffen Leistungen des öffentlichen Nahverkehrs übernehmen. Diese jetzt zugesicherten Sachleistungen beliefen sich auf rund 982.000 Euro, sagte der ZdK-Generalsekretär.

 


Quelle:
KNA , epd