Alois Glück will katholische Laien weiter führen

Erneut in die Pflicht genommen

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), will im November erneut für den Vorsitz der Laienorganisation kandidieren. Ob für eine ganze Amtszeit, ist allerdings eher unwahrscheinlich.

Autor/in:
Barbara Just und Christoph Arens
 (DR)

Eigentlich hatte sich Alois Glück seinen Lebensabend anders vorgestellt. Nachdem der CSU-Politiker 2008 nicht mehr für den Bayerischen Landtag kandidierte, wollte er stärker seine Frau unterstützen: Zu Hause sein, wenn der behinderte Sohn die Familie am Wochenende besucht oder die Tochter mit den Enkeln kommt. Außerdem sehnte sich der passionierte Bergsteiger nach mehr Zeit für sein Hobby. Dann aber kam alles anders. 2009 wurde Glück zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gewählt. Jetzt lässt sich der 73-Jährige erneut in die Pflicht nehmen. Am Freitag teilte er mit, dass er im November erneut für das Amt des obersten Laienkatholiken in Deutschland kandidieren will.

Dass der Oberbayer weitermacht, ist ein Glücksfall für das in manchen katholischen Kreisen so häufig kritisierte Zentralkomitee. Denn 2014 steht ein Katholikentag in Regensburg an - ein Bistum, das sich unter seinem früheren Bischof Gerhard Ludwig Müller immer wieder am ZdK und der Pluralität der von ihm organisierten Katholikentage gerieben hatte. Bis 2015 soll zudem der Dialogprozess in der katholischen Kirche abgeschlossen werden, den die Deutsche Bischofskonferenz nach dem Schock des Missbrauchsskandals im Jahr 2010 in die Wege geleitet hatte. Glück hat ihn mit seinem diplomatischen Geschick, seiner politischen Erfahrung und seinem klar strukturierten Denken wesentlich mitgeprägt.

Vom Leben lernen

Immer wieder warnt Glück vor überzogenen Hoffnungen auf Reformen in der katholischen Kirche. Um gleichzeitig zu betonen, dass das Zeitfenster für Veränderungen nur noch klein ist: Sollte es kein Umdenken etwa beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder bei der Beteiligung von Frauen in der Kirche geben, werde das zu einer tiefen Enttäuschung und zu einer Abwendung vieler Menschen von der Kirche führen. Als Erfolg wertet der ZdK-Präsident, dass eine neue Gesprächskultur in der Kirche entstanden sei. "Viele der Themen, über die jetzt offen gerungen wird, waren vor kurzem noch völlig tabuisiert", sagt er.

Glück musste schon in jungen Jahren Verantwortung übernehmen. Nachdem der Vater in Frankreich gefallen war und die Mutter auf dem Bauernhof allein mit drei Kindern dastand, war für den 17-Jährigen nach der Volksschule Schluss. "Vom Leben lernen", lautet seither die Devise des Ausdauersportlers. Langen Atem bewies er nicht nur beim Langlaufen und Radfahren, sondern auch bei der Weiterbildung. Im Politikbetrieb machte ihn dies zum selten gewordenen Exemplar des Autodidakten.

Der Kirche stets verbunden

38 Jahre lang blieb er in politischen Gremien aktiv, so lange wie kein anderer deutscher Parlamentarier. Aber er blieb immer im heimatlichen Bayern, wo er vom einfachen Landtagsabgeordneten zum Umweltstaatssekretär aufstieg und später als Fraktionschef im Machtgefüge der CSU eine Schlüsselposition einnahm. Als "wandelnder Vermittlungsausschuss" half Glück seiner Partei über manche labile Phase hinweg. Weitblick bewies er mit zahllosen Grundsatzpapieren, die er bevorzugt auf bayerischen Berghütten ausarbeitete. Geschätzt in den eigenen Reihen und in den Oppositionsparteien hatte er in seiner letzten Legislaturperiode bis 2008 das Amt des Landtagspräsidenten inne.

Der katholischen Kirche war der CSU-Mann stets verbunden - zumal seine politische Laufbahn in der Katholischen Landjugend begann. Trotzdem setzte er sich bisweilen auch für von der kirchlichen Position abweichende Lösungen ein. So gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Schwangerenberatungsvereins "Donum Vitae" (Geschenk des Lebens). Seine Ämter dort lässt Glück ruhen. Dass seine Vordenker-Fähigkeiten weiterhin gefragt sind, zeigte sich unter anderem auch, als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihn nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 in die Ethikkommission "Sichere Energieversorgung" holte.


Quelle:
KNA