Terror-Drama "Maixabel" gewinnt "Signis"-Filmpreis

"Heilende Wirkung des Zuhörens"

Das Terror-Drama "Maixabel" ist beim Filmfestival von San Sebastian mit dem katholischen "Signis"-Filmpreis ausgezeichnet worden. Es erzählt die wahre Geschichte der Hinterbliebenen eines ETA-Opfers, die den Mördern verzieh. 

Filmkartentafel und Rolle auf Holztisch / © Jag_cz (shutterstock)
Filmkartentafel und Rolle auf Holztisch / © Jag_cz ( shutterstock )

Die Jury kürte den Film am Samstagabend für seine "universelle Botschaft der Hoffnung und Versöhnung durch eine wahre Geschichte, die jeden überall auf der Welt bewegen kann und uns daran erinnert, dass Hass und Rache nicht das letzte Wort haben". San Sebastian gehört neben Berlin, Cannes und Venedig zu den wichtigsten internationalen Filmfestivals.

"Maixabel" erzählt die Geschichte von Maixabel Lasa. Ihr Mann, der sozialistische Politiker Juan Maria Jauregui, wurde am 29. Juli 2000 von der baskischen Terrororganisation ETA ermordet. Vor zehn Jahren beendete die Untergrundorganisation nach 40 Jahren und rund 850 Toten ihren bewaffneten Kampf für die Unabhängigkeit des Baskenlandes von Spanien.

Maixabel war die erste Hinterbliebene eines ETA-Opfers, die sich 2011 mit den Mördern ihres Mannes zu Gesprächen traf. Danach animierte sie auch andere ETA-Opfer zu Gesprächen mit bereuenden Terroristen und brachte so den Versöhnungsprozess im nordspanischen Baskenland voran.

Beitrag zum Versöhnungsprozess 

"Maixabel glaubt an die heilende Wirkung des Zuhörens und des Miteinandersprechens", sagte Regisseurin Iciar Bollain der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in San Sebastian. Sie hofft, mit ihrem Film einen Beitrag zum langsam voranschreitenden Versöhnungsprozess leisten zu können. "Das Kino ist fähig, die Menschen aufzuwühlen, Debatten anzutreiben und kann mit seiner Fiktion viel größere Emotionen und ein viel größeres Publikum als Dokumentarfilme erreichen."

Eine "besondere Erwähnung" von der "Signis"-Jury erhielt der Dokumentarfilm "Quien lo impide/Who's stopping us". In der Langzeit Doku begleitet der spanische Regisseur Jonas Trueba über fünf Jahre hinweg das Leben Jugendlicher und zeigt deren Sorgen, Träume und Zukunftsängste. Dem Film sei es gelungen, auf ungeschönte Weise die Fragen des Lebens zu beleuchten, so die Jury.

Preise für schauspielerische Leistungen

Auch die dänische Regisseurin Tea Lindeburg wäre mit ihrem Film "As in Heaven" eine "Signis"-Kandidatin gewesen. Der Film zeigt, wie sich die Zukunftsträume des Bauernmädchens Lise unter dem Einfluss von Religion und Traditionen Ende des 19. Jahrhundert über Nacht im Nichts auflösen. Lindeburg erhielt im offiziellen Wettbewerb den Regie-Preis, die 16-jährige dänische Darstellerin Flora Ofelia Hofmann Lindahl die "Silberne Muschel" für die beste schauspielerische Leistung.

Den Preis teilt sie sich mit Hollywood-Star Jessica Chastain, die in Michael Showalters "The Eyes of Tammy Faye" die auf Tatsachen beruhende Geschichte der US-amerikanischen Sängerin und TV-Evangelistin Tammy Faye spielt. Faye war ein gefeierter TV-Star bis ihr Ehemann, der Fernsehprediger Jim Bakker, mit ihren gemeinsamen TV-Sendungen ein Vermögen erschwindelte.

Die "Goldene Muschel" für den besten Festivalbeitrag ging an das rumänische Sozialdrama "Blue Moon". Der Film von Alina Grigore handelt von zwei jungen Frauen, die versuchen, aus familiären Traditionen und sexueller Unterdrückung zu fliehen.

Von Manuel Meyer 


Quelle:
KNA
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