Texte von Popsongs laut Theologe nicht unterschätzen

"Religionsanaloge Erfahrungen"

Popsongs wirken textlich oft flach und kommen wie Schlager daher. Der Theologe Knut Wenzel plädiert aber dafür, den Gehalt dieser Texte nicht zu unterschätzen - auch aus religiöser Perspektive. Einen Musiker hat er besonders im Blick.

Ein Mikrofon / © MIA Studio (shutterstock)

In der Popmusik lassen sich nach Worten des Theologen Knut Wenzel "durchaus religionsanaloge Erfahrungen machen".

Dies gelte insbesondere für Künstler wie Bob Dylan, sagte Wenzel im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" am Donnerstag. Der Musiker wird am Pfingstmontag 80 Jahre alt.

"Quelle religiösen Nachdenkens"

Dylan habe seine Songs einmal als "seine Bibel und sein Lexikon" bezeichnet, erklärte der Theologe. Insofern liege es nah, seine Arbeiten auch als "eine Quelle religiösen Nachdenkens zu betrachten". Zudem gelte: "Pop-Texte sollte man nicht unterschätzen, auch wenn sie uns einfach und schlagerhaft erscheinen.

Dylan war der Erste, der das literarische Potenzial der Popwelt erkannt hat und sie verlinkte mit der Poesiegeschichte der Moderne."

Auf der Suche wie ein Mystiker

Zum Glauben des Musikers sagte Wenzel, dass er "ein Suchender" sei, "der sich aber nicht mehr auf ein Bekenntnis festlegen lassen will".

Dylans Haltung erinnere an die der Mystiker:"Sie sind nicht erfüllt von der positiven Erfahrung der Gegenwart Gottes, sondern werden getrieben vom Schmerz über seine Abwesenheit."

Die jüdische Sozialisation des Musikers solle man dagegen "nicht überbewerten": Seine Familie sei eher säkularisiert gewesen. "Aber die Verbindung zu seiner Religion ist nicht abgerissen."


Bob Dylan  / © Istvan Bajzat (dpa)
Bob Dylan / © Istvan Bajzat ( dpa )
Quelle:
KNA
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