Münchner Oktoberfest zum zweiten Mal abgesagt

Hochfest der Gemütlichkeit fällt wieder aus

Das Coronavirus sorgt dafür, dass das legendäre Oktoberfest erneut nicht stattfinden kann. Dabei ist eigentlich nichts so heilig wie dessen Termin. Dafür soll es ersatzweise einen "Sommer in der Stadt" geben.

Autor/in:
Barbara Just
Lebkuchenherzen auf dem Oktoberfest / © katjen (shutterstock)
Lebkuchenherzen auf dem Oktoberfest / © katjen ( shutterstock )

Stark und mächtig steht sie da, die Bavaria hoch oben über der Münchner Theresienwiese. Friedlich sitzt der Löwe zu ihrer Rechten. Die beiden werden nun zum zweiten Mal unter sich bleiben.

Denn 2021 sollen die Mega-Bierzelte, das Riesenrad und die Karussells zu ihren Füßen erneut nicht aufgebaut werden. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gaben am Montag gemeinsam vor der Presse bekannt, dass es auch dieses Jahr wegen Corona nichts mit dem berühmtesten Volksfest der Welt wird. Zum 26. Mal überhaupt.

Volksfest ohne Volk?

Schade sei das natürlich für die Freunde und Fans der Wiesn, räumt Reiter ein. Dazu kämen die existenziellen Auswirkungen für Bedienungen, Standlfrauen, Schausteller und Wiesnwirte. Dass er zum zweiten Mal in Folge nicht "ozapfen" wird und keinen Maßkrug mit dem ersten süffigen Bier an den Ministerpräsidenten weiterreichen kann - geschenkt.

Aber ein Volksfest wäre keines, wenn das Volk angesichts der Inzidenzwerte nicht hingehen könnte, um ausgelassen und angstfrei in den Zelten zu feiern, findet Reiter. Auch die Stimmung dürfte sich bei Maskenpflicht und Abstand wohl in Grenzen halten.

Bayerische Gemütlichkeit sieht anders aus. Zwar habe man eine Zeitlang noch geglaubt, dass die Wiesn 2021 wieder möglich sein würde, räumt Reiter ein. Aber seit Wochen sei er jetzt schon überzeugt gewesen, dass daraus nichts würde. Gesundheit gehe vor. Nun hofft er auf 2022 und ist überzeugt, dass das gewohnte "Wiesnfeeling" schon wiederkehren werde. Aber deshalb müssten nicht unbedingt noch mehr Leute kommen, um dies auszutesten.

6,3 Millionen Menschen waren es zuletzt 2019. Sie tranken damals 7,3 Millionen Maß, verzehrten 124 Ochsen und 29 Kälber. Ganz zu schweigen von den Tausenden Hendln, Steckerlfischen, Würstln, Brezn und gebrannten Mandeln, die in den Mägen der Leute landeten.

Vom 18. September bis 3. Oktober hätte das 187. Oktoberfest dauern sollen. An der Zahl lässt sich erkennen, dass seit der Premiere 1810 nicht jedes Jahr gefeiert wurde. Am Anfang stand ein Pferderennen anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig von Bayern mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. 50.000 Besucher aus Bayern kamen damals am 17. Oktober auf das Gelände vor den Toren Münchens. 18 Minuten dauerte das Rennen. Die Euphorie war so groß, dass sich alle einig waren: Das Ereignis verdient eine Wiederholung.

Über 20 Mal fiel das Fest aus

So hielt man es. Aber über 20 Mal fiel seither das Fest aus. Zwei Weltkriege und die Inflation waren unter anderem der Grund. 1854 raffte die Cholera in Bayern 3.000 Menschen dahin. Als die Erkrankungen und Todesfälle in München zunahmen, entschied sich die Regierung für eine Absage, der zahllose Klagen der Geschäftsleute folgten. 1876 war die Brechruhr erneut der Anlass, dass das Volksfest nicht stattfand.

Von Bruno Jonas stammt die "Gebrauchsanweisung für das Oktoberfest".

Philosophisch geht der Kabarettist darin dem Spektakel auf den Grund und entdeckt sogar religiöse Dimensionen. Schon bei der Absage im vergangenen Jahr wusste der Experte: "Eine oktoberfestfreie Zeit gibt es aufgrund meiner These nicht." Das Oktoberfest finde statt, "aber eben auf dem Zeitstrahl weiter nach vorne in die Zukunft verlegt".

Kein geschützter Begriff

In verschiedenen Realitätszuständen sei es ohnehin permanent präsent: "Oktoberfest ist, selbst wenn es nicht auf der Theresienwiese aufgebaut ist, vom seelisch, geistigen Zustand immer vorhanden." Es existiere in der Erwartung oder im Nachgang des Erlebten, was sofort übergangslos transformiert werde in die Hoffnung, dass es weiter gehe. Für Schausteller, Budenbesitzer und Wirtsleute soll es zumindest dezentral wieder einen "Sommer in der Stadt" geben, der sich bereits 2020 bewährt hat.

Geschützt ist der Begriff "Oktoberfest" übrigens nicht, wie Reiter noch verraten hat. Deswegen könnten weltweit Plagiate stattfinden.

Seit einigen Tagen ist sogar von Dubai die Rede. Da verdrehen OB und Ministerpräsident nur die Augen. Söder erinnert sich noch an einen Oktoberfestabend in New York, als ihm Hähnchen mit Nudeln und Soße serviert worden seien: "Das Feeling war begrenzt."


Quelle:
KNA
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