Pfarrer Schießler gegen Oktoberfest in Dubai

Wiesn unter Palmen?

Da die Pandemie Planungen für Großveranstaltungen 2021 schwierig macht, wird es wohl auch kein klassisches Oktoberfest in München geben. Eine mögliche Alternative: Die Wiesn in Dubai. Pfarrer Schießler ist kein Fan der Idee.

Wiesn unter Palmen? / © MaxyM (shutterstock)

Zehn Jahre lang war er im "Inner Circle" der Wiesn unterwegs, der Münchner Stadtpfarrer Rainer Maria Schießler feiert gerne, kennt die Menschen und das Leben. Deutschlands größtes Volksfest an den Golf zu verlegen, kommt für ihn aber nicht in Frage. "Die wahre Wiesn gibt’s nur einmal," sagt der Priester im DOMRADIO.DE-Interview. Obwohl das Oktoberfest viele Internationale Ableger hat, komme für ihn nichts an das Original: "Es gibt eine chinesische Wiesn in Shanghai, eine in Hongkong, überall, wo sie es schon nachgemacht haben - aber die Wiesn, so wie wir sie hier leben, die gibt's nur hier."

Vorläufige Pläne

Zeitgleich zur geplanten Expo-Weltausstellung von Dubai im Herbst soll in der Golf-Metropole eine eigene Ausgabe des Oktoberfests öffnen. Ähnlich wie beim traditionsreichen Münchner Vorbild wollen die Veranstalter Bierzelte, Fahrbetriebe und Verkaufsstände aufbauen lassen - deutsche Schlager und Volksmusik inklusive. Geplant seien 620 Betriebe auf einer Fläche von 400.000 Quadratmetern, teilte ein Sprecher am Donnerstag mit. Die Pläne seien vorläufig, offiziell bestätigt sei das Event noch nicht. Zunächst hatte die "Bild"-Zeitung (Donnerstag) darüber berichtet.

Das Münchner Oktoberfest war wegen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr ausgefallen - und eine Absage wird auch 2021 immer wahrscheinlicher. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben unterdessen schon etwa die Hälfte ihrer Bevölkerung gegen das Virus geimpft. Beim Oktoberfest in Dubai würden "neueste Hygiene-Konzepte und Sicherheits-Standards" gelten, versprachen die Veranstalter.

Skepsis in München

Auf Gegenliebe stößt die Idee der "Wüsten-Wiesn" in München allerdings nicht wirklich, sowohl von den Wirten, wie auch aus Politik und Stadtgesellschaft wird die Idee abgelehnt. Für Pfarrer Schießler ist sie zumindest verständlich: "Es wird wohl dieses Jahr auch nix. Wir beginnen schon die blutenden Herzen zu spüren. Da ist es eigentlich nur ein Wimpernschlag, bis dann irgendwelche verrückten Ideen kommen." Solche verrückten Ideen sind für ihn dabei aber nicht nur negativ, so der Münchner Pfarrer. "Wenn Chinesen gerne in Lederhose und rot-weiß-kariertem Hemd rumhüpfen - wunderbar! Ich möchte die Bibel zitieren: Wenn einer nicht gegen uns ist, dann ist er für uns."

Geöffnet bis März 2022

Das Bierfest in Dubai soll allerdings im Gegensatz zum Müncher Original nicht nur ein paar Wochen, sondern ein halbes Jahr seine Tore öffnen. Ein Grund, vielleicht doch einen Trip zu planen? Schießler mahnt Wiesn-Fans zur Geduld: "Die werden darauf bauen, dass da viele Touristen kommen, weil es vielleicht Corona-mäßig leichter ist, dort Urlaub zu machen. Wir bleiben hier und wir harren der Dinge." Und was wäre der nächste Schritt nach der "Wüsten-Wiesn"? Karneval am Golf? "Ihr Kölner seid auch nicht mit eurem Rosenmontagszug nach Dubai hinunter!"


Pfarrer Schießler in seinem Element / © Katharina Ebel (KNA)
Pfarrer Schießler in seinem Element / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
DR , dpa