Mit Dominikanern durch das Jahr: Bartolome de Las Casas

Für neue Wege ist es nie zu spät

Viele Ordensleute waren ihren Zeitgenossen und späteren Generationen eine Inspiration für den Glauben. In diesem Jahr übersetzen wir das Denken berühmter Dominikaner in die heutige Zeit. Im März: Bartolome de Las Casas.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Bartolome de las Casas, Dominikaner und Bischof von Chiapas / © Hans Knapp (KNA)
Bartolome de las Casas, Dominikaner und Bischof von Chiapas / © Hans Knapp ( KNA )

Am 30. März 1544 wird der Dominikaner Bartolome de Las Casas zum Bischof von Chiapas im heutigen Mexiko geweiht. Sein Bischofssitz war in der Stadt Ciudad Real de los Llanos de Chiapas, die ihm zu Ehren im 19. Jahrhundert in San Cristobal de las Casas umbenannt wurde.

Grund dafür war die Tatsache, dass Bartolome de Las Casas sich für die Rechte der Indios in den durch europäische Siedler besetzten Gebieten einsetzte und daher sogar als "Apostel der Indianer" bezeichnet wurde.

Vom Kolonisten zum Dominikaner

Dabei stand der Dominikaner nicht immer auf der Seite der Indios. Er selber kam nämlich als Kolonist in die neuen spanischen Besitzungen in Amerika und profitierte zunächst davon, dass ihm mit einem Stück Land auch Ureinwohner zugeteilt wurden, die für ihn arbeiten mussten. Erst nach einer Predigt der Dominikaner am vierten Adventssonntag 1511 setzte bei ihm ein Umdenkprozess ein, der auch davon angestoßen wurde, dass die Patres jedem die Absolution verweigerten, der Indios besaß.

Daraufhin gab Las Casas seine Indios an den Gouverneur von Kuba zurück und setzte sich fortan für ihre Rechte ein. Das auch gegen den Widerstand seiner Mitbrüder - im Jahr 1522 trat Las Casas in den Dominikanerorden ein -, die ihn zeitweilig aus der friedlichen Mission in Guatemala abzogen. Er verfasste detaillierte historische Abhandlungen über die Conquista und die Situation der Indios für die Zeit zwischen 1492 und 1536, deren Augenzeuge er war, und Streitschriften für die Rechte der Indios.

Inspiration für Veränderung und Umkehr im Leben

Am 18. Juli 1566 starb Las Casas im Dominikanerkloster Unserer Lieben Frau von Atocha bei Madrid. Über ihn wird gesagt, dass er mit dem Beginn seines eigenen Umdenkens kein Buch mehr gelesen habe, in dem es nicht um die Lage und das Recht der Indios ging.

So kann Bartolome de Las Casas, der nicht selig- oder heiliggesprochen ist, uns heute auf verschiedene Weise inspirieren: Sein Leben macht deutlich, dass eine radikale Umkehr immer möglich ist. Vom Nutznießer des ungerechten Systems, in dem die Indios nicht als Menschen angesehen wurden, wurde der Dominikaner zu ihrem Sprachrohr in der Alten Welt.

Es ist also für jeden Menschen immer wieder möglich, sich zu fragen, ob man noch auf der richtigen Spur ist oder ob es angebracht wäre, eine Kurskorrektur vorzunehmen. Das Leben des Dominikaners zeigt auch, dass es für so eine Änderung nie zu spät ist. Schließlich war er selber fast 40 Jahre alt, als er in den Orden eintrat.

Es gibt also nicht den "einen" verpassten Zeitpunkt, um der eigenen Berufung zu folgen oder das Leben noch einmal neu auszurichten, um immer mehr der oder die zu werden, die Gott sich gedacht hat. Das kann auch bedeuten, etwas ganz anders zu tun, als es alle um einen herum machen. Als Las Casas seine Indios zurückgab, war er damit allein und hatte keine gleichgesinnten Mitstreiter an seiner Seite. Trotzdem hielt er an seiner Erkenntnis und seiner Überzeugung fest.

Vorbild für Engagement

Sein Engagement für die Indios zeigt auch, dass man, wenn man sein Thema und seine Berufung gefunden hat, auch die Kraft dafür hat, sich hier zu engagieren. In seinen verschiedenen Funktionen reiste Las Casas zwischen Europa und Amerika hin und her und musste sich einmal in der Neuen Welt zu Fuß durchschlagen, nachdem eine Weiterfahrt mit dem Schiff nicht möglich war. All das konnte er auf sich nehmen und durchstehen, weil der sich in seiner Sorge um das Wohlergehen der Indios nicht von widrigen Reisebedingungen abbringen ließ.

Das gilt auch heute für uns: Wer seinen Lebenssinn gefunden hat, wer von einer Sache überzeugt ist, der findet immer wieder auch die Kraft dazu, sich in diesem Bereich einzusetzen. Das können die Menschen sein, die zur Zeit daran arbeiten, dass die Pandemie zu Ende geht, das können die Jugendlichen sein, die sich bei "Fridays for Future" engagieren, das kann aber auch jeder pflegende Angehörige sein, der sich mit Hingabe seinen Lieben widmet und dabei schier übermenschliches leistet.

Deswegen ist es wichtig genau hinzuhören, welche Themen einen selber anrühren. Bartolome de Las Casas zeigt, dass man für diese Themen Energie findet, dass es sich lohnt, dafür neue Wege einzuschlagen - und dass es nie zu spät ist, diese neuen Wege zu betreten.

Dominikaner

Der Dominikanerorden gehört zu den wichtigsten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche. Er ist benannt nach seinem Gründer, dem heiligen Dominikus von Caleruega (1170-1221) aus Spanien. Das Ordenskürzel OP steht für "Orden der Predigerbrüder" und beschreibt den Gründungsauftrag des frühen 13. Jahrhunderts: in glaubwürdiger evangelischer Armut den christlichen Glauben gegen die Irrlehren der Zeit zu verkünden.

Symbolbild Dominikaner / © Anneka (shutterstock)
Quelle:
KNA