Die Frau, die sich als Lola Montez neu erfand

Vor 200 Jahren kam Eliza Gilbert zur Welt

Drei geschiedene Ehen, wechselnde Liebhaber und ein ihr verfallener bayerischer König, der am Ende abdankte. Lola Montez führte ein schillerndes Leben rund um die Welt und ließ sich nichts gefallen.

Autor/in:
Barbara Just
Lola Montez in den 1840ern / © Everett Collection (shutterstock)
Lola Montez in den 1840ern / © Everett Collection ( shutterstock )

In der Münchner Schönheitengalerie dürfte ihr Porträt das berühmteste sein: Mit roter Blume im schwarzen Haar, dazu ein hochgeschlossenes, ebenfalls schwarzes Kleid mit weißem Spitzenkragen - so ließ Bayerns König Ludwig I. die spanische Tänzerin Lola Montez von Joseph Stieler ins Bild setzen.

Als der Monarch ihr 1846 zum ersten Mal begegnete, entfachte die 25-Jährige in dem 60-Jährigen einen schon erloschen geglaubten Vulkan, wie er in einem Gedicht festhielt. Ihrem Liebreiz konnten sich auch andere nicht entziehen.

Geburt in Irland...

Als Eliza Rosanna Gilbert kommt sie am 17. Februar 1821 im irischen Grange zur Welt. Ihre Mutter ist 15, der Vater ein junger Soldat. Zwei Jahre ist das Kind, als die Familie nach Indien übersiedelt.

Nach der Ankunft steht die Mutter mit dem Kind allein da, weil der Gatte an Cholera verstirbt. Ein Leutnant heiratet die junge Witwe und sorgt für eine anfänglich unbeschwerte Kindheit seiner Stieftochter.

...Kindheit in Schottland

Mit fünf aber wird sie zu Verwandten per Schiff nach Schottland gebracht. Dort und im Internat in Bath durchläuft Eliza eine klassische Ausbildung für höhere Töchter. Französisch, Kunst, Philosophie, Literatur, Musik und Konversation stehen auf dem Stundenplan. Doch das viktorianische Ideal des gehorsamen Kindes ist nicht das ihre.

Sie entpuppt sich als Rebellin. Sie habe "dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen", notiert Montez in ihren Memoiren. Als ihre Mutter 1837 anreist, um die 16-Jährige einem alten Witwer als Braut zuzuführen, brennt Eliza mit dem jungen Offizier Thomas James durch. Sie heiraten, gehen nach Indien.

Die Ehe hielt nicht lange

Am Ende steht nach zwei Jahren eine turbulente Scheidung. In London erfindet sich die 18-Jährige neu. Das "abenteuerliche Leben" einer Künstlerin scheint ihr die einzige Möglichkeit, um Geld zu verdienen.

Tänzerin will Eliza werden. Spanien ist gerade groß in Mode, so konzentriert sie sich auf spanische Tänze und lernt die Sprache. Vor allem aber erfindet die Irin eine neue Biografie für sich und nennt sich: "Maria de los Dolores Porry y Montez", kurz: Lola Montez.

Reise quer durch Europa

Als "spanische Aristokratin" reist sie, ohne gültige Papiere, durch Europa. Selbstbewusst und mit Kommunikationstalent ausgestattet gelingt es ihr, sich Auftritte in Frankreich, Polen und deutschen Fürstentümern zu verschaffen. Sie inszeniert sich als temperamentvolle und Zigarren paffende Frau, die sich mit Reitgerte zu erwehren weiß.

Skandale, ob wahr oder nicht, weiß sie geschickt als PR einzusetzen. Namhafte Zeitgenossen wie Franz Liszt oder Alexandre Dumas gehören zu ihren Bekannten.

Als Geliebte von Ludwig I.

Am 5. Oktober 1846 trifft Lola in München ein. Schon zwei Tage später verschafft sie sich eine Audienz bei König Ludwig I.. Er erlaubt ihr den Auftritt im Hoftheater, vor allem aber erliegt er ihrer Schönheit. Der so sparsame Monarch investiert von da ab ein Vermögen in die Geliebte, die ihm nur zwei Mal den Beischlaf erlaubt.

Der Monarch, lichterloh entbrannt wie ein Teenager und als frommer Katholik sich zugleich schuldig fühlend, macht aus ihr die Gräfin von Landsfeld. Die beiden schreiben sich Briefe auf Spanisch; immer wieder versucht seine politisch interessierte Angebetete, sich in Amtsgeschäfte einzumischen, was er nicht schätzt.

Nochmal 2 Scheidungen mehr

Die Minister und das Volk sind aufgebracht. Es kommt zu Tumulten. Als ihre "Gegner" sieht das Paar die streng katholischen Vertreter in der Gesellschaft und schimpft auf die "Jesuiten". Am Ende dankt Ludwig 1848 ab, hält aber weiter Kontakt zu ihr, die vorerst in der Schweiz lebt. Lola weiß ihn um den Finger zu wickeln. Dennoch heiratet sie und lässt sich erneut scheiden.

Dann aber wagt sie den Sprung in die USA. Als Tänzerin und Schauspielerin sorgt sie mit ihrer Geschichte "Lola Montez in Bavaria" und ihrem "Spiderdance" für Furore an der Ostküste und in Kalifornien. In San Francisco tritt sie ein drittes Mal vor den Traualtar, auch diese Ehe hält nicht lange.

Lola und die Religion

1855 reist sie mit einer Theatertruppe nach Australien. Auf der Rückfahrt nach New York geht ihr guter Freund und Manager über Bord. Von da ab erfindet sie sich wieder neu: als Vortragsreisende, die eloquent über ihr Leben erzählt oder über Frauenfragen philosophiert.

Selbst ihre letzte Reise, schreibt ihre Biografin Marita Krauss, bereitet sie gut vor. An einer nicht mehr kurierbaren Lungenentzündung erkrankt, befasst sie sich nun intensiv mit der Bibel. Lola war überzeugt, Gott werde ihr vergeben und Christus sie retten.

Am 17. Januar 1861 stirbt Eliza Gilbert. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof in Brooklyn.


Lola Montez auf einer Postkarte, die anlässlich ihres USA-Besuchs entstand / © Everett Collection (shutterstock)
Lola Montez auf einer Postkarte, die anlässlich ihres USA-Besuchs entstand / © Everett Collection ( shutterstock )

Zeitgenössische Darstellung des bayerischen Königs Ludwig I. (dpa)
Zeitgenössische Darstellung des bayerischen Königs Ludwig I. / ( dpa )
Quelle:
KNA