Vom Verhältnis zwischen Schach und Kirche

Zwischen Begeisterung und Verbot

Es wurde und wird vor allem vom Klerus gern gespielt. Dennoch ist es in manchem Kloster verdammt: Das Verhältnis von Schach und Kirche war nicht immer einfach. Woran liegt das und wie sieht es heute aus, wo Schach wieder in "Mode" kommt?

Autor/in:
Hannah Krewer
Schach / © infocus (shutterstock)

Die Zeit der Corona-Pandemie heißt für viele Menschen auch, viel Zeit zu Hause in den eigenen vier Wänden zu verbringen. Der Lockdown ist dabei auch ein Auslöser, um mal wieder ein Buch zu lesen, Serien im Fernsehen oder über die Streaming-Portale zu schauen oder Spiele zu spielen. Vor allem das Schachspiel erlebt dabei gerade einen kleinen Aufschwung.

Mit ein Grund dafür ist die Netflix-Serie "Damengambit", in der sich ein Waisenmädchen an die Weltspitze spielt, dabei aber gleichzeitig mit Suchtproblemen zu kämpfen hat.

Kritik an einem beliebten Spiel

Schach ist aber auch ein Spiel, das früher gern vom Klerus oder in Ordensgemeinschaften gespielt wurde. Dabei war das Verhältnis von Schach und Kirche nicht immer einfach, erklärt Georg Schweiger, der Vorsitzende der bayerischen Schach- und Kulturstiftung, die zu dem Thema "Schach und Religion" vor kurzem sogar eine Ausstellung organisiert hat. Er bezeichnet diese Geschichte als eine "lange, wechselvolle Beziehung."

Einerseits schrieben sogar Bischöfe und andere Geistliche Bücher über Schach. Aber obwohl Schach gerade in Klöstern beliebt war, gab es in denselben Ordensgemeinschaften oft auch Gegner des Schachspiels. Mancherorts wurde es schließlich sogar verboten.

Zu viel Spiel galt als Zeitverschwendung

Woran liegt das? Schweiger sieht einen Grund darin, dass oft um Geld gespielt wurde. "Dieser sehr friedliche, geistige Wettkampf konnte da schon richtig ausarten. Deswegen wurde Schach auf eine Stufe mit Karten- und Glücksspielen gestellt."

Außerdem nahmen die Schachpartien oft viel Zeit in Anspruch. "Es kann eine Sucht werden. Und da haben viele Theologen gemeint, das würde vom Eigentlichen ablenken und man würde religiöse Pflichten vernachlässigen", so Schweiger.

Schach und Kirche heute

Heute hat sich das Verhältnis zwischen Schach und Kirche wieder deutlich entspannt. Mit der Zeit der Aufklärung spielte nicht mehr in erster Linie der Klerus, sondern das Spiel hielt Einzug ins Bürgertum. Im 19. Jahrhundert entstanden schließlich Schachvereine.

Trotzdem bekam das Schachspiel im 20. Jahrhundert schließlich sogar mit der Heiligen Teresa von Ávila eine eigene Patronin. 1941 stellte der spanische Schachverband dafür einen Antrag, drei Jahre später wurde Teresa zur Patronin des Schachspiels erklärt.

Sie habe sich dafür auch gut angeboten, meint Experte Schweiger: "Sie ist im 16. Jahrhundert geboren. Das war die Blütezeit des europäischen Schachs. Teresa hat in ihrer Jugend viel Schach gespielt und in ihren Schriften viele Schachmetaphern und -analogien verwendet."


Heilige Teresa von Avila / © Alexander Brüggemann (KNA)
Heilige Teresa von Avila / © Alexander Brüggemann ( KNA )
Quelle:
DR