TV-Urgestein Schimpf würdigt verstorbenen Karl Dall

Komiker, "Bischof" und Kumpel

Der Komiker Karl Dall hat viele Menschen zum Lachen gebracht. Am Montag ist er gestorben. Der Moderator Björn-Hergen Schimpf schaut zurück: Auf eine gemeinsame Pilgertour in Spanien sowie Karl Dall als "Bischof" und helfender Kumpel.

Komiker Karl Dall ist tot / © Roland Scheidemann (dpa)
Komiker Karl Dall ist tot / © Roland Scheidemann ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie und andere TV-Urgesteine wie Jörg Dräger oder Harry Wijnvoord sind für die Sendung "Old Guys On Tour" auf Tele 5 nach Santiago de Compostella gepilgert. Stimmt es, dass Karl Dall damals mit dem Auto neben Ihnen hergefahren ist und sie sind alle gewandert?

Björn-Hergen Schimpf (Hörfunk- und Fernsehmoderator): Nein, Karl ist nicht mitgewandert und auch nicht im Auto nebenher gefahren, sondern zu verschiedenen Stationen, zu denen wir gepilgert sind oder gewandert sind, ist er voraus gefahren und hat da irgendetwas Überraschendes für uns vorbereitet. Das kann mal ein Grill gewesen sein, den er angeschmissen hat, einmal war es ein feiner Sektempfang aus Spaß. Es war sehr angenehm. Dann hat er praktisch den Führer  durch die ganze Sache gemacht. Und ja, wir haben so sehr viel Spaß miteinander gehabt. Das können Sie glauben.

DOMRADIO.DE: Was haben Sie denn da alles zusammen erlebt?

Schimpf: Wieviel Zeit haben Sie denn jetzt?

DOMRADIO.DE: Ein Beispiel würde reichen.

Schimpf: Wir haben strömendem Regen erlebt, wo wir den Dreh abbrechen mussten, denn so viele Plastikplanen gab es gar nicht, um die Kamera einzuwickeln. Dann sind wir geritten, allerdings ohne Karl. Er war dann am Ziel und musste die Pferde fast einfangen. Nein, er hat uns dann geholfen, da abzusatteln.

Einmal hat sich Karl als Bischof verkleidet. Man möge mir verzeihen, dass ich das jetzt so erzähle. Vielleicht hat es ja keiner gesehen. Er hat sich jedenfalls als Bischof verkleidet, hat uns empfangen und uns seinen Segen ausgesprochen. Aber dann kamen verschiedene Zuschauer dazu, eben auch Pilger oder Leute, die zufälligerweise als Touristen in Burgos waren, Deutsche und erkannten Karl Dall. Dann wurde es für Minuten vor dem Gotteshaus in Burgos zur Karl Dall Show. Er hat alle so ein bisschen veräppelt. Es war schön.

DOMRADIO.DE: Es gibt natürlich viele humorvolle Momente mit ihm. Aber war er denn eigentlich auch offen für ernste oder spirituelle Themen?

Schimpf: Für ernste Themen mit Sicherheit, für spirituelle Themen nicht so richtig. Da war er mein Kumpel im Geiste. Aber was seine Menschlichkeit angeht: er wirkte ja immer schnodderig, mit einem gewissen krawalligen Humor und unnahbar. So wirkte er vor der Kamera, so wirkte er auf der Bühne, so ist seine Showrolle gewesen. In Wirklichkeit war das ein sehr empfindsamer und sehr liebevoller Mensch, der gerne sehr viel erzählte, aber ohne jeden Zynismus.

Es gibt eine kleine Geschichte. Ich weiß nicht, ob ich mich genau richtig erinnere. Das heißt, man hat sie mir erzählt. Wir springen zurück in die 1970er Jahre. Da sind wir auf Sylt, wo in den 1970ern schon die Prominenten von Springer bis hin zu den Schauspielern und Gunter Sachs und so weiter rumtobten.

Karl Dall machte da auch Urlaub und hat wohl irgendwo in Westerland einen Typen getroffen, einen Musiker, mit dem er schon ein paarmal aufgetreten war und den er kannte. Der haut ihn gleich an und sagt: "Ich hänge hier durch, habe hier keine Kohle mehr, kannst du mir 200 Mark leihen?" So in der Art jedenfalls. "Dann kann ich noch mein Zimmer für ein paar Tage bezahlen."

Da hat Karl dann Folgendes gemacht: Der Musiker konnte auch Akkordeon spielen. Und so hat Karl ein Akkordeon besorgt. Dann sind sie abends so um 20 Uhr, 21 Uhr über die Schickeria zusammen mit einem Wagen von einer Promikneipe und Promibar zur nächsten gefahren. Wie hießen die damals? Pony, Pferdestall und Caesar und so. Ich bin kein Syltgänger.

Die sind nur da rein und Karl hat "La Paloma" und andere Lieder gesungen. Danach hat er die Mütze abgezogen und ist sammeln gegangen, einfach unter den Promis, ohne Kommentar, rein ins Auto, nächste Kneipe. Es kamen knapp 4.000 Mark zusammen, die er seinem Kumpel gegeben hat. Dann hat er gesagt, "mach Dir noch ein paar schöne Tage hier". Das war Karl!

Das Interview führte Heike Sicconi


Quelle:
DR