Vor 125 Jahren starb der französische Mikrobiologe Louis Pasteur

Unkonventionelle Methoden mit Erfolg

Sein Forschergeist ging soweit, dass er Menschen als Versuchskaninchen benutzte. Trotz seiner unorthodoxen Methoden gilt Louis Pasteur, der Begründer der Mikrobiologie, als französischer Nationalheld.

Autor/in:
Anna Mertens
Louis Pasteur auf einem alten 5-Francs-Schein / © Prachaya Roekdeethaweesab (shutterstock)
Louis Pasteur auf einem alten 5-Francs-Schein / © Prachaya Roekdeethaweesab ( shutterstock )

Was Louis Pasteur wohl über Covid-19 und eine mögliche Impfung dächte? Ob er sich mit seinem Widersacher und jüngeren Kollegen Robert Koch austauschen würde - im Sinne der Wissenschaft? Es bleibt 125 Jahre nach dem Tod des Chemikers und Mikrobiologen ein Rätsel. Fest steht, ohne Pasteur wären viele Menschen an heute vermeidbaren Krankheiten gestorben. Er gilt neben Koch als Begründer der Mikrobiologie.

Ganz zu schweigen von seiner Entdeckung des "Pasteurisierens". Vor 125 Jahren, am 28. September 1895, starb er in Paris.

Mit unkonventionellen Ideen zum Ruhm

Louis Pasteur kommt am 27. Dezember 1822 im französischen Dole zur Welt. Seine Familie sind Gerber, er eines von fünf Kindern, das durch gute schulische Leistungen auffällt. Er besucht eine weiterführende Schule und studiert Chemie und Physik. Beide Fächer schließt er mit einer Promotion ab.

Bereits 1854 wird er als Professor für Chemie an die neu gegründete Fakultät für Wissenschaften in Lille berufen. Zeit seines Lebens forscht Pasteur anwendungsbezogen und mit experimentellen Methoden, die durchaus kritisch gesehen werden. Er widmet sich als gläubiger Mensch, der im Labor betet, der Forschung aus ganzem Herzen.

Seine unkonventionellen Methoden führen zu Erfolg und Ruhm. Bereits mit 34 Jahren wird er Direktor der naturwissenschaftlichen Abteilung an der Ecole Normale in Paris. Dort widmet er sich der Erforschung von Mikroorganismen wie Bakterien. Er weist nach, dass sich Bakterien durch die Luft verbreiten und entwickelt ein Verfahren zur Abtötung von Bakterien durch Erhitzen in einem luftdichten Gefäß.

Das Verfahren sorgt zunächst für wenig Furore, wird aber letztlich zu einer Standardmethode: das Pasteurisieren. Bis heute werden vor allem Milcherzeugnisse so haltbar gemacht. Auch zur Bier- und Weingärung forscht Pasteur. Im Auftrag der französischen Regierung entdeckt er den Erreger einer Erkrankung der Seidenraupen, der die südfranzösische Seidenindustrie nahezu ruinierte.

Außenseiter und Impfstoff-Entwickler

Wenige Jahre später weist Pasteur nach, dass zahlreiche Krankheiten, mit teils tödlichen Folgen, durch Mikroorganismen übertragen werden. Dabei entdeckt er, dass sich bei Erregern, wenn sie über Wochen im Labor ruhen, die Infektionsgefahr stark abschwächt, so dass Menschen bei Kontakt nicht erkranken, aber immun sind. Als Außenseiter auf dem Gebiet der Veterinär- und Humanmedizin beginnt er mit der Erforschung des Milzbrands und entwickelt einen wissenschaftlich fundierten Schutzimpfstoff für Schafe. Es sind Meilensteine der Infektionsforschung.

Pasteur ist nicht nur durch und durch Wissenschaftler, sondern auch ein eher humorloser Patriot. Vor allem Preußen ist nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 sein Feind. Zeit seines Lebens liefert er sich Wettstreite mit deutschen Kollegen, insbesondere mit dem 20 Jahre jüngeren Robert Koch. Dieser kultiviert erstmals den Milzbranderreger außerhalb des Organismus. Pasteur erkennt Kochs Forschung an, aber hält an seinen Prioritätsansprüchen fest. "Pasteur ist eben kein Arzt, und man kann von ihm nicht verlangen, dass er pathologische Prozesse und Krankheitssymptome richtig beurteilt", so Koch.

Kampf gegen Tollwut

Pasteur lässt sich davon nicht einschüchtern. In seinem Forscherdrang widmet er sich auch der Tollwut, einer Krankheit, die im 19. Jahrhundert noch viele Menschenleben kostet. Es gelingt ihm, von tollwütigen Hunden die Erreger auf Kaninchen zu übertragen, denen er die Abwehrstoffe für ein Serum entnimmt. 1885 heilt er mit diesem Serum einen an Tollwut erkrankten Jungen.

Pasteur wird zum Wunderheiler; rund 2.500 Tollwut-Patienten strömen nach Paris. Drei Jahre später erhält Pasteur ein eigenes Forschungsinstitut. Das Pariser Institut Pasteur ist bis heute das führende französische Forschungsinstitut für Biomedizin. Pasteurs wissenschaftliche Leistung wird durch zahlreiche Preise anerkannt, darunter das Großkreuz der Ehrenlegion. Der Nobelpreis geht jedoch später an Koch.

Er selbst wird durch mehrere Schlaganfälle stark geschwächt. 1895 stirbt er in Paris. Sein Leichnam sowie der seiner Frau Marie Laurent werden in der opulent ausgestatteten Krypta im Institut Pasteur beigesetzt. Bis heute wacht Pasteur über seine Forschung.


Quelle:
KNA