Verschandelung religiöser Bilder in Spanien geht weiter

Entstellte Immaculata zieht Kreise

In Spanien ist erneut ein religiöses Gemälde durch zweifelhafte Restauratorenhände verschandelt worden: nach einem "Ecce Homo" vor Jahren in Aragonien hat es nun eine "Immaculata" erwischt.

Autor/in:
Von Andreas Drouve
Nicht immer sind gut ausgebildete Restauratoren am Werk / © marcovarro (shutterstock)
Nicht immer sind gut ausgebildete Restauratoren am Werk / © marcovarro ( shutterstock )

Es begab sich im Jahr des Herrn 2012, da ging eine Geschichte aus dem Dorf Borja in Aragonien um die Welt. Die schon angejahrte Hobby-Restauratorin Cecilia Gimenez hatte das Bild eines "Ecce Homo" in Unkenntnis von Technik und Malerei in eine Art Affengestalt verwandelt. Sie war die Arbeit mit Einverständnis, aber ohne Aufsicht des Klerus angegangen. Das Ergebnis war derart unglaublich und auf traurige Art lachhaft, dass das Gemälde - befeuert durch die Medien - einen Besucherboom auslöste. 

Autodidaktische Restauratoren am Werk

2019 erregte erneut eine missglückte Restaurierung die Gemüter von Kunstexperten. Diesmal waren zwei Skulpturen einer katholischen Kirche in der Stadt Lora del Rio in der Provinz Sevilla betroffen. Die Holzfiguren aus dem 18. Jahrhundert zeigen den heiligen Josef und die heilige Maria von Ägypten. Wie auf Vorher-Nachher-Fotos zu erkennen ist, wurden die ursprünglich dezent und filigran gestalteten Kunstschätze grob mit bunten Farben übermalt. Wieder war ein autodidaktischer Restaurator verantwortlich. 

Schaden an wertvollen Kunstschätzen

In Expertenkreisen und in den Sozialen Netzwerken war die Empörung groß. Bedeutende Kunstwerke dürfe man nicht in die Hände von Dilettanten legen. Der Spanische Restauratorenverband ACRE kritisiert seit langem einen "desaströsen" Trend zu laienhaften Restaurierungen selbst bei wertvollsten Kunstschätzen. Derlei Eingriffe von "unfähigem" Personal seien ein "Anschlag auf das kulturelle Erbe" des Landes. Meist ist Kirchenkunst betroffen. 

Missgebildete Immaculata

Doch schon macht erneut ein laienhafter Übergriff auf das Kulturgut Schlagzeilen. Betroffen ist diesmal die wertvolle Kopie einer "Immaculata" des Barockmalers Bartolome Esteban Murillo (1618-1682). Ein Privatsammler aus Valencia hatte einen Restaurator für ein Honorar von 1.200 Euro betraut, das Bild zu reinigen. Allerdings war der Beauftragte eher darauf spezialisiert, alte Spiegel und Möbelstücke aufzuarbeiten. Das Resultat: eine missgebildete, um Jahre gealterte "Immaculata" mit entstellten Gesichtszügen - kaum wiederzuerkennen. 

 

 

Im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia" bedauerte Maria Borja, stellvertretende Verbandsvorsitzende professioneller Restauratoren, dass Vorkommnisse wie dieses "leider viel häufiger" seien, als man glaube; sie gelangten nur selten an die Öffentlichkeit. 

Absicht hinter Verschandelung?

Seriöse Bewertungen wie diese sind sicher richtig. Doch es ist nicht auszuschließen, dass die Verschandelung - vielleicht sogar als abgekartetes Spiel - mit Absicht geschah, um damit Geschäfte zu machen. Das Heiligtum von Borja war dahingehend ein "Vorbild": Bis heute hat es weit mehr als 200.000 zahlende Besucher angelockt, um den irreparabel verunstalteten Leidensmann des "Ecce Homo" zu sehen. Dieser zweifelhafte Erfolg könnte weitere Nachahmer auf den Plan rufen.


Quelle:
KNA