Kino und Corona - Betreiberängste und Zuschauersorgen

Umfragen wecken Zweifel - Kommen die Filmfans wieder?

Langsam öffnen die ersten Kinos wieder. Doch die Ängste bleiben: Sollten die Zuschauer sich auch nach dem Ende der Corona-bedingten Schließungen nicht wieder in die Filmtheater trauen, droht vielen Unternehmen das Aus.

Autor/in:
Franz Everschor
Kinosaal / © VDB Photos (shutterstock)

Geht die Coronakrise ihrem Ende entgegen? Oder gibt es nur eine Pause der Ansteckungsgefahr bis zu einer zweiten Welle? Keiner kann dies mit Sicherheit sagen. Besonders stark haben die Kinos zu leiden, deren Geschäft komplett zusammengebrochen ist.

In manchen Ländern öffnen jetzt einige Vorreiter der Kinobranche zögerlich wieder ihre Türen. Andere sind dazu kaum mehr in der Lage, weil ihre Verluste eine Fortexistenz verhindern. Ein Blick ins Ausland zeigt, welche Probleme möglicherweise auch in Deutschland zu befürchten sind.

Kinobetreiber von Krise schwer getroffen

In den USA hat das Coronavirus die Kinokette AMC Entertainment schwer getroffen. AMC ist der größte Kinobetreiber in den Vereinigten Staaten. Zu Beginn der Krise sah sich das Unternehmen gezwungen, seine mehr als 1.000 Filmtheater zu schließen und 600 Mitarbeiter zu entlassen. Das sah schlimm aus, sollte aber noch schlimmer kommen.

Am 3. Juni gab AMC bekannt, dass die Folgen der Krise die Kinokette in den Konkurs treiben könnten. Die Verluste bewegen sich in Milliardenhöhe. "Wir haben erhebliche Zweifel", heißt es in einer Erklärung der Betriebsführung, "dass wir noch lange weiterexistieren können."

Ändern könnte sich an der fatalen Wirtschaftslage der Kinos nur etwas, wenn das Publikum rasch zurückkehren würde, sobald die ersten Blockbuster des Sommers im Juli zur Verfügung stehen. Filme wie Niki Caros "Mulan" und Christopher Nolans "Tenet" sind die großen Hoffnungsträger.

Kinobesucher laut Studie zurückhaltend

Aber nun weckt eine neue Studie im Auftrag der britischen Film Distributors Association Zweifel am aufkommenden Optimismus. Vier von fünf Filmfreunden in Großbritannien und in Irland sind laut dieser Umfrage nicht gewillt, bald wieder in die Kinos zurückzukehren.

Das scheint bei den meisten nichts mit einer reduzierten Kinofreundlichkeit zu tun zu haben, sondern mehr mit der Furcht vor eventuellen gesundheitlichen Konsequenzen. Kinobesuche stehen bei den Engländern nach wie vor auf Platz drei der Beliebtheitsskala, gleich nach Familien- und Restaurantbesuchen und sogar vor dem Einkaufsbummel; eine Tatsache, die den Kinos die Fortexistenz allerdings nicht wesentlich erleichtert.

Kinos benötigen Unterstützung

Eine gleichzeitig publizierte Umfrage unter den Betreibern von unabhängigen Filmtheatern in England macht die Zurückhaltung nachvollziehbar, die in den Antworten der potenziellen Kinobesucher zum Ausdruck kommt. Die Eigentümer dieser Kinos befürchten nämlich, vor allem den Anforderungen des "social distancing" aus räumlichen und finanziellen Gründen nur schwer nachkommen zu können.

28 Prozent der Befragten bekannten sich zudem dazu, auch nach dem Ende der Epidemie weniger regelmäßig ins Kino gehen zu wollen. Sie scheinen sich in den letzten Monaten an die Bequemlichkeit der vielen Streaming-Angebote gewöhnt zu haben und dem heimischen Ersatzkino auch in Zukunft treu bleiben zu wollen.

Auch in diesen Ländern wäre es höchste Zeit, darüber nachzudenken, wie die Kinos vor dem dauerhaften Verschwinden bewahrt werden können. Wenn zum Beispiel staatliche Gelder verteilt werden sollen, um versteckte Folgen der Corona-Krise zu lindern, dann wären auch die Kinos keine schlechten Adressaten. Vor allem die kleinen, aber wichtigsten unter ihnen, die sich dem anspruchsvollen Film widmen, haben Unterstützung dringend nötig.


Quelle:
KNA