Konzerte im Dom und im Livestream

60 Jahre Orgelfeierstunden

Für viele Komponisten jährt sich 2020 ein runder Geburtstag: Die bekanntesten unter ihnen sind Beethoven, Louis Vierne, Charles Tournemire und Paul Hindemith. Grund genug, ihrer auch besonders in den diesjährigen Orgelfeierstunden zu gedenken.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Winfried Bönig an der Orgel / © Beatrice Tomasetti (DR)
Winfried Bönig an der Orgel / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Die Orgelkonzerte im Kölner Dom sind seit sechs Jahrzehnten so etwas wie ein Selbstläufer und ziehen ein Publikum aus Nah und Fern an. Bis zu 3000 Musikfans versammeln sich in der Regel pro Abend. Doch in diesem Jahr bleibt die Kathedrale coronabedingt fast leer. Auf den üblichen Kunstgenuss muss trotzdem niemand verzichten. Alle Konzerte vom 16. Juni bis 1. September werden live von DOMRADIO.DE, EWTN und über den Facebook-Kanal der Kölner Dommusik übertragen.

Das Programm während der Sommerwochen gestalten in diesem Jahr ausschließlich deutsche Domorganisten sowie Organisten bedeutender protestantischer Kirchen, wie Domorganist Winfried Bönig, Organisator dieser traditionellen Konzertreihe, mitteilt. "Alle spielen im internationalen Konzertleben in der ersten Reihe mit und lassen inspirierende Abende auf musikalisch höchstem Niveau erwarten." Mit dabei sind unter anderem die Domorganisten Marcel Ober aus Berlin, Franz Josef Stoiber aus Regensburg, Michael Hoppe aus Aachen sowie Holger Gehring von der Kreuzkirche Dresden und Johannes Unger, Marienkirche Lübeck.

Als besonderes Highlight musikalische Domführung am 28. Juli

60 Jahre ist es her, dass Domorganist Josef Zimmermann einst die Orgelfeierstunden aus der Taufe gehoben hat, die über die Jahrzehnte eine Erfolgsgeschichte geworden sind und eine Fan-Gemeinde weit über Köln hinaus – sogar mit zahlreichen Besuchern aus den angrenzenden Beneluxländern – haben. Den runden Geburtstag hatte Bönig ursprünglich mit Kollegen aus Japan, dem Oman, England und Schweden feiern wollen, aber die coronabedingten Reisebeschränkungen haben diese Pläne früh zunichte gemacht. "Es wird trotzdem genauso ein buntes Festival wie immer", verspricht der Domorganist, der dankbar ist, dass diese für den Dom und die Stadt so wichtige kulturelle Institution überhaupt stattfinden kann und von der Kulturstiftung Kölner Dom ermöglicht wird.

Ein Schwerpunkt der Programme liegt auf der deutschen und französischen Romantik. Denn neben dem 250. Geburtstag von Beethoven wird besonders des 150. Geburtstags von Louis Vierne, einem der wichtigsten Komponisten für Orgelliteratur überhaupt, gedacht. In seinem Eröffnungskonzert widmet sich Domorganist Bönig darüber hinaus Charles Tournemire, der ebenfalls vor 150 Jahren geboren wurde, und Paul Hindemith, dessen 125. Geburtstags die Musikwelt in diesem Jahr gedenkt. Im Übrigen wird der Bogen des abwechslungsreichen Gesamtprogramms wie üblich von Bach über Max Reger bis hin zu Franz Liszt und zeitgenössischen Komponisten gespannt. Einen besonderen Akzent bildet außerdem seit jeher die Improvisation, die – so Bönig – einige der Interpreten meisterhaft beherrschen. 

Ein besonderes Highlight gibt es zur Halbzeit der Konzertreihe: Am 28. Juli veranstaltet der Dommusiker gemeinsam mit Dombaumeister Peter Füssenich eine musikalische Domführung, wie man sie noch nicht erlebt hat. Mit einer Kamera wird Füssenich dann einzelne Kunstwerke des Domes in den Fokus rücken und diese erklären, während Bönig die dazu jeweils passende Orgelliteratur aus derselben Epoche spielt. Enden wird dieser Rundgang am Fenster von Gerhard Richter.


Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti (DR)
Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti ( DR )

Professor Winfried Bönig an der Orgel / © Beatrice Tomasetti (DR)
Professor Winfried Bönig an der Orgel / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR