Kloster Knechtsteden feiert Festival der Alten Musik

Ein Festival, das ans Herz geht

Das Alte Musik-Festival Knechtsteden gehört seit Jahrzehnten zu den renommiertesten Veranstaltungen im Bereich der so genannten historischen Aufführungspraxis. Michael Rathmann ist der Festivalmanager und berichtet über das Programm in 2019.

Musik verbindet / © Davizro (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Vom 20.-29. September findet das Festival Alte Musik in Knechtsteden statt. Wie groß ist die Vorfreude?

Michael Rathmann: Sehr groß! Gerade jetzt auch mit dem Programm, das wir dieses Jahr haben – Bach und Mendelssohn, die Titanen der Musikgeschichte. Wir freuen uns sehr darauf und haben schöne Programme zusammengestellt, viele Eigenproduktionen, die wir wieder ins Leben gerufen haben. Es wird, glaube ich, eine tolle Saison werden.

DOMRADIO.DE: Auch Sie haben zwei musikalische Schwergewichte ins Zentrum des Festivals gestellt, nämlich Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy. Warum haben Sie diese beiden ausgewählt?

Rathmann: Unser künstlerischer Leiter Hermann Max ist ein versierter Kenner von Bach und Mendelssohn, vor allen Dingen, was die Bezüge zwischen den beiden Komponisten betrifft. Es ist ja ein umfangreicher Briefwechsel von Felix Mendelssohn mit seinen verschiedenen Partnern, mit seiner Schwester erhalten und aus dem lassen sich ganz tolle Programme stricken bzw. wir haben einfach historische Vorlagen anhand dessen wir eben diese Verknüpfung Mendelssohn und Bach wiederum darstellen können.

Bach, als Urvater der Barockmusik bzw. als Maßstab für folgende Komponistengenerationen, da macht man nie etwas falsch.

DOMRADIO.DE: Die beiden Werke werden ja schon sehr oft aufgeführt, kann man sagen. Wie kann man da sozusagen noch etwas Besonderes herauskitzeln, kann man da nicht gerade viel falsch machen?

Rathmann: Das ist ja das Spannende bei den Interpretationen. Das ist etwas, was im Hier und Jetzt stattfindet. Ich muss sagen, gerade jetzt zur h-Moll-Messe, das Ganze wird ja von einem umfangreichen wissenschaftlichen Programm begleitet. Da geht es auch darum, was Musiker beispielsweise auch in der Zeit in der die h-Moll-Messe uraufgeführt worden ist, Voraussetzung war. Da wurde ebenfalls wiederum eine sehr intensive Quellen-Studie vorausgesetzt. Anhand dieser Ergebnisse kann man jetzt auch eine ganz eigene Interpretation erstellen, die auch auf historisch fundierter Basis steht.

Bei Mendelssohns Paulus ist es so, Mendelssohn hat ja nie eine Oper geschrieben und ihm wurde immer vorgeworfen, dass er das nicht kann. Und das Schöne ist, Mendelssohn hat irgendwann gesagt: Gib mir ein richtiges Libretto und ich mache euch eine Oper und ich schreibe eine Oper und das Oratorium Paulus, sein erstes großes Oratorium, kann man eigentlich wirklich so als eine Oper auch nehmen, denn das sind sehr viele opernhafte Züge. Die arbeiten wir auch in der Interpretation jetzt raus, es sind auch ganz andere Tempi, die wir auch nehmen, das ist auch der künstlerischen Freiheit geschuldet. Ich glaube, es kann wirklich spannend werden, dass man auch noch mal mit offenen Ohren auch mal ein Stück, was man vielleicht vermeintlich auch schon kennt, noch mal ganz anders wahrnimmt.

DOMRADIO.DE: Auch an Kinder und Jugendliche wendet sich das Festival. Was ist für diese Zielgruppe geplant?

Rathmann: Für Kinder haben wir dieses Jahr die Fairy-Queen von Henry Purcell im Angebot. Das Ganze basiert ja quasi grob gesehen auf der Story vom Sommernachtstraum von Shakespeare. Das bieten wir am 24.9. an, in Horrem, einem Stadtteil von Dormagen, in einer Turnhalle, die komplett umgestaltet wird für diesen Abend, mit Projektionen und allem Drum und Dran. Und da wird eben dieses Stück aufgeführt, in Kombination mit Kinder und Jugendlichen, die jetzt schon seit knapp zwei Wochen ganz intensiv mit Philipp Lamprecht, einem Perkussionisten aus Salzburg vom Mozarteum arbeiten.

Es gibt auch ein anderes Projekt, zu dem ich auch herzlich einladen will, "Love Songs" nennt sich das. Mendelssohn hat ja unheimlich viele Lieder geschrieben und in denen kommt man einfach nicht umhin das Thema Liebe zu finden und das in all ihren Facetten. Und wir haben uns überlegt, wie kann man eigentlich diese poetischen Texte ins Heute übertragen. Wer jemals verliebt war weiß natürlich wie das ist, wenn man sich trennt, wenn man frisch verliebt ist oder der erste Kuss - diese ganzen Emotionen, die man durchlebt. Und wir haben das insofern ins Heute geholt, dass wir eine Ausschreibung gemacht haben, wo sich Menschen quer durch alle Generationen bewerben konnten, mit ihrer persönlichen Love-Story.

Teile aus diesen Love-Storys haben wir ausgewählt, abgefilmt und die werden mit diesen alten Liedern von Mendelssohn verknüpft, so dass man die emotionalen Welten, die oft in diesen teilweise sehr kryptischen Texten beschrieben werden, auch wirklich ins Heute holen kann. Und ich glaube, das kann ein sehr schöner Abend werden, der wirklich ans Herz geht.

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie den Zuhörern für das Festival 2019?

Rathmann: Ich wünsche ihnen auf jeden Fall viele neue Erkenntnisse, dass man auch wirklich bekannte Werke, die wir diesmal im Programm haben, auch noch mal mit offenen Ohren hört und dabei noch neue Entdeckungen macht.

Das Gespräch führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR