Vor 175 Jahren übermittelte Samuel Morse das erste Telegramm

"Was Gott erwirkt hat"

Revolution in der Kommunikation: "Was Gott erwirkt hat" – Das waren die Worte des ersten Telegramms, das am 24. Mai 1844 von Washington nach Baltimore ging. Dabei wollte Erfinder Samuel Morse eigentlich als Maler in die Geschichte eingehen.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Modell des von Samuel Morse erfundenen Telegrafen aus dem Jahr 1837 / © Sanjeev Gupta/EPA (dpa)
Modell des von Samuel Morse erfundenen Telegrafen aus dem Jahr 1837 / © Sanjeev Gupta/EPA ( dpa )

Bereits zu Lebzeiten setzte man ihm ein Denkmal im New Yorker Central Park - untrügliches Zeichen für die Bedeutung von Samuel Finley Breese Morse (1791-1872). Mit der Erfindung des ersten Drahttelegrafen revolutionierte er die Übermittlung von Nachrichten über eine lange Distanz. Im Prinzip war seine schlichte Form der digitalen Kommunikation auch Wegbereiter für SMS, Twitter, Email und Co. Vor 175 Jahren, am 24. Mai 1844, schickte Morse sein erstes Telegramm von Washington nach Baltimore. Bis dahin hatte der mit eiserner Energie ausgestattete Mann jedoch jede Menge Widerstände zu überwinden.

Morse wurde am 27. April 1791 in Charlestown (Massachusetts) geboren. Sein Vater war ein calvinistischer Prediger und Geograf, seine Mutter stammte aus einer Familie von Seefahrern und Geschäftsleuten. Im College hörte der junge Morse auch Vorlesungen über Elektrizität.

Berufswunsch Künstler

Doch war er überzeugt, einmal als Künstler berühmt zu werden. Einen Teil seiner Studiengebühren verdiente er bereits mit dem Malen von Miniaturen, die er für 5 Dollar verkaufte.

1811 reiste er zum ersten Mal nach Europa, wo er an der Royal Academy of Arts in London studierte. Im Herbst 1815 kehrte er voller Zuversicht über seine Zukunft als Maler nach Boston zurück. Doch sollte sein künstlerischer Durchbruch nie erfolgen - letztlich zum Wohle der Kommunikationstechnik. Dabei erhielt Morse auch für seine historischen Gemälde viel Zuspruch. Auch war er 1826 Mitbegründer der National Academy of Design in New York und auch deren erster Präsident bis 1845.

Auf Reise in Europa

Prägend war eine weitere vierjährige Europareise ab 1829. In Frankreich fesselte ihn besonders der Pariser Louvre. In Italien konnte der fromme Calvinist, der zeitlebens der katholischen Kirche distanziert bis ablehnend gegenüberstand, besonders in den Kirchen Roms Kunstwerke studieren, die der Glaube hervorgebracht hatte. Nach 1834 wurde er zum ersten Professor für Kunstgeschichte an der New Yorker Universität ernannt. Doch den ersehnten Auftrag für die Ausmalung einer Bildfläche im Kapitol in Washington erhielt ein anderer. Morse war über die Entscheidung des Kongresses so enttäuscht, dass er sich von der Idee, als Künstler zu leben, verabschiedete.

Faszination Elektrizität

Doch war Morse bereits seit längerem von einem anderen Thema gefesselt: Auf der Rückreise 1832 von Europa wurde er auf die Möglichkeit der Übertragung von Signalen durch Elektrizität aufmerksam - und startete eigene Versuche. Seine erste Konstruktion führte er am 4. September 1837 vor. Sie bestand aus einem Stift an einem Pendel, unter dem ein Uhrwerk einen aufgerollten Papierstreifen zog. Solange kein Strom durch den Elektromagneten floss, zeichnete der Stift einen geraden Strich. Sobald Strom floss, zog ein Magnet das Schreibpendel an, auf dem Papier entstanden Zacken.

Morse führte seinen Apparat auch im US-Kongress vor - doch trotz der Begeisterung für seine Erfindung wollten ihm die Abgeordneten nicht die erforderlichen 30.000 Dollar für die Weiterentwicklung bewilligen. Erst nach vier Jahren sprach ihm der Kongress die Summe für den Bau der 42 Meilen langen Telegrafenleitung von Baltimore nach Washington zu.

Was Gott erwirkt hat

Über diese Leitung telegrafierte Morse am 24. Mai 1844 die erste Nachricht mittels seines Morsealphabets. Er sendete vom Kapitol zum Bahnhof in Baltimore, wo sein Mitarbeiter Alfred Vail (1807-1859) den Empfang bestätigte. Die Nachricht lautete: "What hath God wrought" (Was Gott erwirkt hat).

Ausgesucht hatte den Bibelvers (4. Buch Mose) die Tochter eines Freundes von Morse: "Jener Spruch von Annie Ellsworth war eine göttliche Eingebung", schrieb der Erfinder seinem Bruder. "Es ist Sein Werk und Er allein hat mich durch all diese Kämpfe bis hieher geführt und es mir ermöglicht, sowohl die physischen als auch die moralischen Hindernisse zu überwinden, die sich mir in den Weg stellten."

Morse, der als "amerikanischer Leonardo" (da Vinci) gilt, starb am 2. April 1872 mit 80 Jahren in New York. Die Bronzestatue des Bildhauers Byron M. Picket von 1871 im Central Park zeigt Morse mit wallendem Bart, den Blick in unbestimmte Ferne gerichtet, eine Hand auf seinem Telegrafen, die andere hält eine Schriftrolle mit seinem "Morsecode".


Samuel Morse (1791-1872) (dpa)
Samuel Morse (1791-1872) / ( dpa )
Quelle:
KNA