Europas Dombauhütten wollen Notre-Dame helfen

Fachleute für den Wiederaufbau

Der Brand in Notre-Dame hat Paris, Frankreich, ja ganz Europa erschüttert. Doch das Weltkulturerbe hat überlebt und soll wiederaufgebaut werden. Europas Dombauhütten wollen mithelfen, die Brandkatastrophe zu bewältigen.

Steinmetzarbeit an der Dombauhütte / © Harald Oppitz (KNA)
Steinmetzarbeit an der Dombauhütte / © Harald Oppitz ( KNA )

Für die Rekonstruktion und den Wiederaufbau der am Montagabend von einem verheerenden Brand schwer in Mitleidenschaft gezogenen Pariser Kirche sei "Geld und Können" erforderlich, sagte der Dombaumeister am Wiener Stephansdom und Vorsitzende der Europäische Vereinigung der Dombaumeister, Wolfgang Zehetner, am Dienstag der Wiener Presseagentur Kathpress. Hochqualifizierte Steinmetze und Bildhauer gebe es nicht im Übermaß.

Fachleute zur Verfügung stellen

Nach Rücksprache mit Kollegen in Deutschland könne er sich gut vorstellen, der Dombauhütte in Paris Fachleute zur Verfügung zu stellen. Es werde aber Jahre dauern, bis die Schäden behoben seien.

Nach den Worten Zehetners ist Notre-Dame wie auch andere Großkirchen bestens vermessen und dokumentiert. Man könne die Pariser Hauptkirche architektonisch gut rekonstruieren, auch wenn angesichts eines 800 Jahre alten Baus gelte: "Es wird nicht mehr das Gleiche sein."

Wie lange der Wiederaufbau dauern werde, hänge nicht zuletzt vom politischen Willen ab - die gotische Kathedrale ist wie alle französischen Kirchen im Besitz des Staates. Dass Notre-Dame für Frankreich eine "Prestigesache" sei, werde bei einem ambitionierten Wiederaufbau helfen. Doch auch beim 1945 abgebrannten Stephansdom habe es Jahrzehnte gedauert, bis die Folgen beseitigt waren.

Ähnliche Katastrophe im Stephansdom unwahrscheinlich

Beim Stephansdom sei es äußerst unwahrscheinlich, dass ein ähnlich verheerendes Feuer ausbrechen könnte wie in Notre-Dame, bestätigte Zehetner eine Einschätzung, die der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, schon am Tag der Katastrophe im Sender ORF geäußert hatte. In den Jahren 1949 und 1950 wurde der stählerne Dachstuhl mit einem Gesamtgewicht von rund 600 Tonnen anstelle der verbrannten 500 Jahre alten Holzkonstruktion auf das Langhaus gesetzt, die Brandgefahr sei dadurch deutlich geringer.

Zudem gebe es im Stephansdom eine Brandwarnanlage, zahlreiche Feuerlöscher und regelmäßige Übungen mit der Feuerwehr, um im Notfall gewappnet zu sein. Brennbare Materialien gebe es allerdings in jeder Kirche, Gefahr durch Feuer sei nie auszuschließen, so Zehetner.


Quelle:
KNA