Maestro der Filmmusik - Ennio Morricone wird 90 Jahre alt

Komponist hinter den Italowestern

Ennio Morricone ist der Meister der Filmmusik und hat als Komponist Kultstatus erlangt. Über 500 Mal schrieb er Musik für Film und Fernsehen. Nun wird er 90 Jahre alt.

Der italienische Filmkomponist Ennio Morricone  / © Jörg Carstensen (dpa)
Der italienische Filmkomponist Ennio Morricone / © Jörg Carstensen ( dpa )

Rauchende Pistolen und galoppierende Pferde - viele verbinden Ennio Morricone ausschließlich mit Musik für Westernfilme. Populär wurde der römische Komponist vor allem durch seine Musik für Italowestern, etwa "Für eine Handvoll Dollar" (1964) oder "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968). Sein Repertoire geht jedoch weit darüber hinaus. Für Quentin Tarantinos Filme "Inglourious Basterds" oder "Kill Bill" kreierte er die Musik und komponierte ebenso klassische Stücke. Am 10. November wird er 90 Jahre alt.

Nach rund 60 Jahren erhält er einen Oscar

Morricone durchlief eine Ausbildung in klassischer Musik. Er erhielt 1946 sein Trompetendiplom, um anschließend Komposition am renommierten Conservatorio di Santa Cecilia in Rom zu studieren. Seine ersten Konzertstücke schrieb er Ende der 50er Jahre. Seine Karriere als Komponist für Filmmusik startete er 1961 mit dem Film "Il Federale".

Erst 2016 - nach rund 60 Jahren erfolgreicher Arbeit als Film- und Fernsehmusikkomponist - erhielt Morricone für "The Hateful Eight" einen Oscar. Die Auszeichnung der Academy für sein Lebenswerk bekam er bereits 2007. Eine ungewöhnlicher Verlauf. An Trophäen mangelt es ihm trotz allem nicht: sechs BAFTAs, zehn David Di Donatellos, drei Golden Globes, einen Grammy Award und zwei Europäische Filmpreise erhielt der Italiener.

Im Filmbereich müsse die Musik nicht nur ihm, sondern auch dem Publikum gefallen, sagte er. Zudem müsse er sich mit den Ideen der Regisseure messen. Das sei eine große Verantwortung, erklärte Morricone. Der gebürtige Römer schaffte es, Filmmusik von einer dienenden Begleitung der Bilder zu lösen und in den Vordergrund zu bringen. Seine Musik verschmilzt mit dem Schnitt. Das Tempo beider Elemente bestimmt die Geschwindigkeit des Films.

Er machte sich und seine Musik legendär

Der 90-Jährige legt Wert auf klassische Techniken: Von Computern und digital inszenierter Musik hält er nichts. Er arbeitet mit Stift, Papier und echten Instrumenten. Experimentierfreudiger ist er bei der Musik selbst; allerdings fürchten die Filmemacher schlechte Auswirkungen auf die Verkaufszahlen.

In seinen Stücken kombiniert Morricone Klassik, Rock- und Popmusik mit Geräuschen wie Uhrenticken und kreiert damit Ohrwürmer. Lieder wie "Gabriels Oboe" oder "Ecstasy of Gold" stehen für sich. Der Komponist machte sich und seine Musik legendär: Fast jeder kennt die Melodie der jaulenden Mundharmonika aus dem finalen Duell in "Spiel mir das Lied vom Tod". Fast schon fließbandartig produziert Morricone seine Stücke - über 500 Filmmusiken sind es über die Jahre geworden.

Morricone ist bei seiner Arbeit kleinlich und kompromisslos: Gefällt einem Regisseur das Arrangement nicht, gibt es keine Zusammenarbeit. "Wenn jemand nicht mag, was ich anzubieten habe, geht man besser getrennte Wege", sagt Morricone. Früher habe er Regisseuren vorab Auszüge der Musik gezeigt - mit negativen Folgen. Die anschließenden Diskussionen brachten ihn zum Verzweifeln. Als Folge davon darf nur noch Morricones Frau seine Stücke vorab hören.

Bei der Begegnung mit Papst Franziskus geweint

Der Römer besitzt aber auch eine weiche Seite. Zweimal in seinem Leben habe er weinen müssen, verriet der Komponist im vergangenen Februar: bei der Schlussszene seines Films "Mission" sowie bei einer Begegnung mit Papst Franziskus. Bei dem Treffen hätten sich beide unter anderem über "Mission" und eine Messe unterhalten, die er bereits zuvor Franziskus gewidmet hatte. Dass der Papst Musik nicht liebe, sei noch "ein Stachel" in seinem langen und erfüllten Leben.

Trotz allem Erfolg feierte Morricone im vergangenen Juli seinen offiziellen Abschied. Er beendete damit kurz vor seinem 90. Geburtstag seine Karriere als Filmmusik-Komponist. Er werde jedoch weiterhin dirigieren. "Es belastet mich nicht, zwei Stunden lang am Pult zu stehen, doch ich habe beschlossen, mit Filmmusik aufzuhören, das ist zu anstrengend", so Morricone im Interview mit der Tageszeitung "Corriere della Sera".

Ein letztes Mal können deutsche Fans Morricones Musik live lauschen. Mit der "The 60 Years of Music"-Tour reist er durch Europa und dirigiert im Januar in Berlin sein letztes Konzert.

Von Maren Breitling


Ennio Morricone dirigiert / © Maciej Kulczynski (dpa)
Ennio Morricone dirigiert / © Maciej Kulczynski ( dpa )

Morricone erhält den Oscar für "The Hateful Eight" / © Paul Buck (dpa)
Morricone erhält den Oscar für "The Hateful Eight" / © Paul Buck ( dpa )
Quelle:
KNA
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