Domkonzert mit Gürzenich-Orchester Köln zur Domwallfahrt

Die einmalige Qualität nachhaltig fördern

Neue künstlerische Perspektiven eröffnet die neu begründete Kooperation zwischen der Kölner Dommusik und der Kulturstiftung Kölner Dom. Nun werden auch namhafte Künstler, die nur mit entsprechendem Budget zu haben sind, realistisch.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Große Domkonzerte brauchen auch ein großes Budget - wie die Missa Solemnis von Beethoven. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Große Domkonzerte brauchen auch ein großes Budget - wie die Missa Solemnis von Beethoven. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Schenk uns Frieden!" – Mit diesem Appell ist das Auftaktkonzert der neuen Reihe "Geistliche Musik am Dreikönigenschrein" am 20. September überschrieben, das als "Großes Domkonzert“ gleichzeitig die diesjährige Domwallfahrt unter dem Motto "Dona nobis pacem" einläutet. Denn beide Dom-Veranstaltungen wollen den 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges 1918 in besonderer Weise würdigen. So hat Domkapellmeister Eberhard Metternich, der in diesem Jahr das traditionelle Domkonzert mit dem Gürzenich-Orchester Köln dirigiert, bewusst Vokalmusik zum Thema "Frieden" gewählt, die der Kölner Domchor und das Vokalensemble Kölner Dom im Wechsel singen: "Da pacem, Domine" von Arvo Pärt aus dem Jahr 2004/06, "Cantate de la Paix" von Darius Milhaud (1937), die "Missa in tempore belli" von Joseph Haydn, bekannt für ihre Trompetenfanfaren und Paukenschläge, sowie "Friede auf Erden" von Arnold Schönberg (1907). Und am Ende – was sicher als die eindringlichste Bitte um Frieden gelten darf – das "Dona nobis pacem" aus dem Agnus Dei der h-Moll-Messe von Bach.

Brücke ins Hier und Jetzt

"Die Sorge um den Frieden in Zeiten von Unfrieden und Krieg bewegte alle diese Komponisten zu ihrer je eigenen Zeit", erklärt Metternich zur Programmstruktur: ob es die Truppen Napoleons vor den Toren Wiens waren, die Haydn 1797 zu seiner Messe veranlassten, oder die Anschläge in Madrid 2004, die Arvo Pärt bald darauf in einer Komposition verarbeitete. Auch aktuell gebe es genügend Gründe, um die Brüchigkeit eines gesellschaftlichen Friedens zu fürchten und das in einem musikalischen Friedensruf zu artikulieren, schlägt der Leiter der Kölner Dommusik bewusst die Brücke ins Hier und Jetzt.

Neu in der nun startenden Saison 2018/19 ist eine jüngst begründete Kooperation zwischen der Kölner Dommusik und der Kulturstiftung Kölner Dom, die dieses Konzert, aber demnächst auch regelmäßig die musikalischen Projekte am Dom unterstützt. "Mit einem verlässlichen Partner an der Seite kann es von nun an auch eine langfristige Planungssicherheit für Musikprojekte geben, was uns ganz neue künstlerische Perspektiven eröffnet", freut sich Metternich über diese Zusage. Gerade größere Konzerte mit renommierten Künstlern, die in der Regel einen mehrjährigen Vorlauf haben, gerieten jetzt in realistische Reichweite. Zuletzt noch hatte die Kulturstiftung die von der Dommusik vergebene Auftragskomposition an die Deutsch-Schwedin Lisa Streich sowie das "Große Domkonzert" 2016 mit der Missa Solemnis von Beethoven gefördert, aber in der Vergangenheit doch eher punktuell finanzielle Mittel bereit gestellt. Nun soll die Kulturstiftung Kölner Dom zukünftig als Partnerstiftung der Kölner Dommusik für eine noch engere Vernetzung beider Kultureinrichtungen am Dom sorgen, indem die bisherige Zusammenarbeit auf eine neue Ebene gestellt wird. "Diese Kooperation schließt eine Lücke", sagt Metternich. Denn jetzt kann auch einmal zusätzlich eine Orchestermesse aufs Programm gesetzt werden, für die vorher keine Gelder zur Verfügung standen."

Qualitätsförderung der Chöre und Orgelmusik

"Die Kulturstiftung weiß um den hohen Rang, den die Kölner Dommusik im europäischen Maßstab hat", argumentiert der Vorsitzende des Kuratoriums der Kulturstiftung Kölner Dom, Professor Franz-Xaver Ohnesorg. "Das bestehende Niveau suche international seinesgleichen. Deshalb ist es uns ein Anliegen, die einmalige Qualität der Chöre und der Orgelmusik zu erhalten und nachhaltig zu fördern – beispielsweise bei besonderen Konzerten oder bei der Vergabe von Auftragskompositionen. Gleichzeitig wollen wir uns damit auch für das großartige Engagement, das alle Kölner Dommusiker auszeichnet, bedanken: bei den Chorleitern, den Organisten, den Instrumentalisten und erst recht bei jedem einzelnen Chormitglied." Seit ihrer Gründung 2011 sei es der Auftrag der Stiftung, die Kultur am Dom, wozu in besonderer Weise eben auch die Musik zähle, ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Der Idealismus, mit dem sich alle Musikschaffenden am Dom engagierten – allen voran die Chorleiter Metternich, Oliver Sperling und Winfried Krane mit ihren vier Chören – verdiene besondere Unterstützung, unterstrich Ohnesorg. Schließlich wolle eine Kirche wie der Kölner Dom mit kulturellem Leben gefüllt sein.

"Mit dieser Partnerstiftung kommen wir unserem Satzungsauftrag nach", begrüßt auch Klaus Bispinck, Domrendant und Geschäftsführer der Kulturstiftung Kölner Dom, die neue Allianz. Es sei Prälat Norbert Feldhoff, dem Gründungsvater der Kulturstiftung zu verdanken, betont er, dass kulturelle Projekte rund um den Dom – darunter vornehmlich die Dommusik, die dem ehemaligen Dompropst ganz besonders am Herzen lag – seit Jahren gefördert würden und man allen Kulturschaffenden am Dom mit dieser finanziellen Unterstützung Anerkennung zolle, aber auch neue Spielräume eröffne. Sein Nachfolger, Dompropst Gerd Bachner, setze diese Linie konsequent fort und ergänze sie mit weiteren künstlerischen Akzenten wie der spektakulären Lichtinstallation am Dom, die während der Domwallfahrt Ende September zu erleben sein werde. "Mit der Summe von jeweils 60.000 Euro für 2018 und auch 2019 setzt der Vorstand sehr bewusst ein Statement zugunsten der musikalischen Aktivitäten am Dom", so Bispinck. Nun könne manche musikalische Idee auch auf ein wirtschaftlich tragfähiges Fundament gestellt werden.

Abwechslungsreich mit musikalischen Höhepunkten

An solchen Einfällen mangelt es Metternich und seinem Team im Lindenthaler Chorzentrum, dem Kardinal-Höffner-Haus, sicher nicht. Beweis genug liefert auch diesmal wieder das abwechslungsreiche Programm mit insgesamt 13 Konzerten, von denen das nun anstehende mit dem Gürzenich-Orchester Köln aber zweifelsohne das aufwendigste ist. Doch im Verlauf des Jahres erwartet Liebhaber der Konzerte am Dreikönigenschrein trotzdem noch eine ganze Reihe musikalischer Höhepunkte – zum Teil mit Gast-Ensembles, zu denen die Domchöre eine besondere Beziehung pflegen, oder eben mit den insgesamt 350 Sängerinnen und Sänger aus den eigenen Reihen.


 

Von links nach rechts: Professor Franz-Xaver Ohnesorg, Domkapellmeister Eberhard Metternich, Domrendant Klaus Bispinck / © Beatrice Tomasetti (DR)
Von links nach rechts: Professor Franz-Xaver Ohnesorg, Domkapellmeister Eberhard Metternich, Domrendant Klaus Bispinck / © Beatrice Tomasetti ( DR )


 

Von der Kulturstiftung finanziert: Die Auftragskomposition von Naji Hakim 2013. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Von der Kulturstiftung finanziert: Die Auftragskomposition von Naji Hakim 2013. / © Beatrice Tomasetti ( DR )


 

Die Adventskonzerte der Domchöre sind ein Publikumsmagnet. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Adventskonzerte der Domchöre sind ein Publikumsmagnet. / © Beatrice Tomasetti ( DR )


 

Auch die Komposition von Lisa Streich eigens für ein Domkonzert förderte die Kulturstiftung Kölner Dom. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Auch die Komposition von Lisa Streich eigens für ein Domkonzert förderte die Kulturstiftung Kölner Dom. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR