Naumburger Dom darf auf Aufnahme in Welterbe-Liste hoffen

Erfolg in dritten Anlauf?

Für den Naumburger Dom ist es der dritte Anlauf: Erneut steht er jetzt auf der Nominiertenliste für den Unesco-Welterbe-Titel. Die Chancen auf Erfolg scheinen besser zu stehen als bei den ersten beiden Versuchen.

Autor/in:
Karin Wollschläger und Paula Konersmann
Naumburger Dom / © Jan Woitas (dpa)
Naumburger Dom / © Jan Woitas ( dpa )

Seit Jahren liebäugelt Naumburg mit dem Unesco-Weltkulturerbe-Titel. Theoretisch ist die nächste Chance zum Greifen nahe: Der Naumburger Dom gehört zu den 31 Nominierten, über deren Aufnahme in die Welterbeliste das Unesco-Komitee in seiner kommenden Sitzung entscheidet.

Sie beginnt an diesem Sonntag in Manama, der Hauptstadt von Bahrain. Das Gutachten des Internationalen Rates für Denkmalschutz (Icomos), der Empfehlungen für neue Welterbestätten ausspricht, hält sich in Sachen Naumburg zurück.

Komitee ließ sich nicht entmutigen

2015 und 2017 hatte Icomos mit unverblümter Klarheit den Welterbe-Antrag aus Sachsen-Anhalt abgelehnt, und das Unesco-Komitee war dieser Empfehlung gefolgt. Damals hatten die internationalen Denkmalschützer die Schlüssigkeit des Antrags bemängelt und "mangelnde historische und wissenschaftliche Bezüge" moniert. Aus ihrer Sicht stelle die Region keinen "einmaligen universellen Wert" dar.

Das Naumburger Welterbe-Vorbereitungskomitee ließ sich nicht entmutigen, gelobte Besserung und formulierte den Antrag zweimal neu.

Inzwischen steht der Naumburger Dom im Mittelpunkt, sein Westchor mit den weltberühmten Stifterfiguren und die Beziehungen des Bauwerks zu seinem Umfeld. Dazu gehören etwa die Weinberge, die nachweislich aus der Zeit des Hochmittelalters stammen. Man habe versucht, den Empfehlungen genau zu entsprechen, betont der Direktor und Stiftskustos der Vereinigten Domstifter, Holger Kunde.

Das neue, achtseitige Gutachten von Icomos stuft den Dom als eine Art Sonderfall ein. Man könne keine direkte Empfehlung aussprechen, heißt es darin. Die Denkmalschützer sehen den "einmaligen universellen Wert" einzig in Kunstwerken innerhalb der Kirche gegeben. Es sei nun am Welterbekomitee, zu entscheiden, ob dies genüge - und gegebenenfalls neu darüber zu beraten, ob Stätten auf dieser Grundlage zum Welterbe erhoben werden könnten. Grundsätzlich ist das Unesco-Komitee bei seiner Entscheidung über die Aufnahme nicht an die Icomos-Empfehlung gebunden.

Kunsthistorischer Rang

Der kunsthistorische Rang des Doms scheint außer Frage. So gelten die berühmten lebensgroßen Stifterfiguren des Naumburger Meisters aus dem 13. Jahrhundert als revolutionärer Ausdruck einer um diese Zeit herum neu entdeckten Individualität. Die Figuren weinen, lächeln, schauen betrübt, stolz, amüsiert. Kaum würde es den Betrachter wundern, wenn sie ihm plötzlich zuzwinkerten, so lebensecht wirken die steinernen Zeitzeugen.

Die Darstellung der Markgräfin Uta zieht die meisten der jährlich 150.000 Besucher des Dom immer wieder in ihren Bann. Ihre Gestalt und charakteristischen Gesichtszüge haben für Generationen das Bild der mittelalterlichen adeligen Frau schlechthin geprägt. Einzigartig machen den als für seine Zeit idealtypisch geltenden Dom auch die beiden aus dem 13. Jahrhundert erhaltenen Lettner-Anlagen, die als bedeutende Beispiele der deutschen Frühgotik gelten. Derzeit werden zudem alle elf Fenster mit Glasmalereien restauriert. "Der Dom ist damit ein herausgehobenes Beispiel für die Erlebbarkeit der Liturgie des hohen Mittelalters", sagt Kunde.

Er und seine Mitstreiter führen "voller Hoffnung" nach Bahrain, so der Fachmann. Dass zuletzt dem Gotteshaus eine außergewöhnliche Bedeutung zuerkannt worden war, der Kulturlandschaft jedoch nicht, habe nicht zu Streit geführt. "Wir konnten unsere Einigkeit bewahren, und jetzt fiebern alle mit", sagt Kunde.

Mit Spannung wird in auch eine weitere Entscheidung erwartet: Ebenfalls aus Deutschland sind die Denkmäler Haithabu und Danewerk nahe Schleswig nominiert. Das Danewerk war vom 7. bis 12. Jahrhundert die südliche Grenzbefestigung des dänischen Reiches. Die rund 30 Kilometer lange Anlage reichte von Hollingstedt bis Haithabu bei Schleswig. Etwa ein Fünftel der Wälle ist noch erhalten. Die Wikingersiedlung Haithabu war mit zeitweise bis zu 1.000 Bewohnern einer der wichtigsten mittelalterlichen Siedlungsplätze in Nordeuropa. Der Ort wurde seit 1900 archäologisch ausgegraben. 1985 richtete das Land Schleswig-Holstein ein Wikingermuseum mit zahlreichen historischen Fundstücken ein.


Quelle:
KNA