Musiker Jöcker zum Katholikentags-Lied

"Eine Herzensangelegenheit"

Detlev Jöcker gehört zu den erfolgreichsten Musikern Deutschlands. Im DOMRADIO.DE-Interview erzählt er, warum es ihm wichtig war, auch für den Katholikentag das Lied zu schreiben - und worauf es ihm dabei ankam.

Detlev Jöcker  / © Franca Wrage  (Franca Wrage)

DOMRADIO:DE: Wie kommt man eigentlich auf die Idee, aus dem Glauben heraus Musik für Kinder und Jugendliche zu machen?

Detlev Jöcker: Ich verbinde Glauben und Beten sehr stark mit meiner Lieblingsoma, die abends oft mit mir gebetet hat. Ich habe vieles nicht verstanden. Aber das Gefühl von Geborgenheit und Vertrauen habe ich mit in mein Leben genommen. Später habe ich auch Menschen kennen gelernt, die Glauben gelebt haben und habe mir mein eigenes Bild gemacht. Über das Beten bin ich zu meinem ganz persönlichen Glauben gekommen.

DOMRADIO.DE: Ist das denn kompliziert, Kindern so etwas wie Glauben zu vermitteln?

Jöcker: Jedes Kind ist natürlich ein Individuum. Es gibt aber bestimmte Gesetzmäßigkeiten in der Entwicklung. Wenn Kinder drei Jahre alt sind, fangen sie an zu fragen. Sie bekommen auch Angst - zum Beispiel, dass Mama oder Papa sterben. Ich kann ein schönes Erlebnis erzählen: Mit unserem dreijährigen Enkelkind sind wir vor Ostern in der Kirche gewesen, das Kreuz war verhüllt. Er fragte danach und wir erklärten, dass das Jesus wäre. Er fragte, warum er verhüllt sei. Dann gab er sich selber die Antwort: Jesus wolle den Osterhasen nicht sehen.

So sind Kinder und da muss man sie abholen. Je früher man anfängt, Kinder mit Glaubensinhalten wie eine Blume zu "bewässern", desto eher wird es auch passieren, dass sich Kinder damit beschäftigen. Gerade in Situationen von Angst kann auch ein improvisiertes Gebet helfen.

DOMRADIO.DE: Sie haben für den Katholikentag ein Lied geschrieben – "Suche Frieden". Was sollten wir darüber wissen?

Jöcker: Es ist für mich eine große Freude, dass ich dieses Lied schreiben durfte. Ich bin der Sohn dieser Stadt - einer Stadt, in der der Westfälische Frieden geschlossen wurde, in dem sich Bischof von Galen gegen das Nazi-Regime gestellt hat. Deswegen ist es mir dieses Lied eine Herzensangelegenheit.

Bei "Suche Frieden"- das kein Lied für kleine Kinder geworden ist - bin ich herangegangen wie immer: Ich brauche erstmal einen Text. In diesem Fall habe ich Christine Fehér, eine renommierte Schriftstellerin und Theologin, gefragt, ob sie bereit wäre, den Text zu schreiben. Mir war vor allem die Frage wichtig, für wen dieses Lied ist. Es sollte ein Lied werden, was gesungen wird. Ich bin sicher, dass Musik besonders tief geht – zu Sphären, die nicht nachzuweisen sind, aber die jeder Mensch spürt.

Es gibt zwei Elemente: einmal die Strophen, die an Singer-Songwriter-Elemente erinnern. Der Refrain ist aber ganz klar ein kirchentonales Angebot, auch in der Hoffnung, dass es zum Beispiel von den kirchlichen Blasorchestern gespielt wird. Zu meiner großen Freude werde ich auch mit dem Havixbecker Blasorchester auf dem Katholikentag auftreten und dieses Lied singen.

DOMRADIO.DE: "Suche Frieden" ist das Motto des Katholikentags und der Titel des Liedes. Was wollen sie mit dem Text aussagen?

Jöcker: Ganz wichtig ist die erste Strophe – um die Menschen, die das Lied zum ersten Mal hören, dort abzuholen, wo sie sind, nämlich zu Hause. Es geht um die Fragen, die das Leben stellt: Wie kann ich Frieden geben? Das Tolle an unserem christlichem Glauben ist, dass es ein aktiver Glaube ist. "Suche Frieden" ist deshalb ein sehr gelungenes Motto für diesen Katholikentag. Die kleinen Schritte sind entscheidend. Der Friede ist nicht nur der Friede zwischen dir und mir, sondern auch mit der Natur und der Schöpfung.

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch.


Detlev Jöcker / © Renardo Schlegelmilch (DR)
Detlev Jöcker / © Renardo Schlegelmilch ( DR )
Quelle:
DR